Dienstag, 7. Juli 2009

Der Palast von Eschnapur

Aber das Spielbrett ist originell...

Wie geht DER PALAST VON ESCHNAPUR? Wir bauen einen Palast. Bei Fertigstellung eines der insgesamt acht Gebäudeteile gibt es Punkte für alle Spieler, die zu diesem Segment Steine beigetragen haben. Je mehr, desto besser. Und vor allem je später, desto besser.
Die Bauaktion ist in verschiedene Phasen unterteilt, in denen nach und nach entschieden wird, wo gebaut werden darf und wo nicht, mit wie vielen Steinen, in welcher Reihenfolge und noch einiges mehr. Für jede Phase macht jeder Spieler ein verdecktes Goldgebot zwischen null und fünf. Wer das meiste bietet, erhält einen Vorteil. Gleichstände stechen sich aus. Diesen Ablauf wiederholt man über mehrere Runden so lange, bis eine bestimmte Zahl Palastteile fertig ist.

Was passiert? Ziemlich viel und irgendwie doch nichts. DER PALAST VON ESCHNAPUR ist ein Spiel „ohne Seele“. Man spielt es runter, aber keiner will noch mal... Und warum? Weil DER PALAST VON ESCHNAPUR nur aus mittelmäßig miteinander verbundenen mittelmäßigen Mechanismen besteht. Jede Menge Regeldetails verkomplizieren den Ablauf, müssen aber paradoxerweise doch sein, denn ohne sie funktionierte die Konstruktion nicht.
Fünf Goldkarten bieten die Spieler jede Runde, besitzen aber nur 16. Folglich wird ein Mechanismus benötigt, der Goldkarten zurückbringt. Und dieser Mechanismus benötigt Regeln: Wer kriegt Gold zurück? Wann? Und wie viel? Anderes Beispiel: Wegen der vielen Gleichstände beim Bieten ginge normalerweise sofort die Punkte-Schere auf. Damit dies nicht passiert, erhalten die Betroffenen Trostpunkte und können sich hübsche Privilegien dafür kaufen. Zehn Privilegien gibt es. Das macht zehn zu erklärende Regeln. Plus eine elfte, wie man Privilegien erwirbt. Plus eine zwölfte, um zu abzusichern, dass man auch mit dem Trostpunkte-Kleingeld noch etwas anfangen kann.

Was taugt es? DER PALAST VON ESCHNAPUR ist destruktiv angelegt, doch damit sich keiner weh tut, sind gleichzeitig überall Auffang-Netze gespannt. Regelungen, Verwaltungsarbeit, Materialgewusel – aber für was? Einen spielerischen Kern des Ganzen kann ich nicht erkennen.
Und das hat nichts damit zu tun, dass mir das Spiel nicht freakig oder nicht strategisch genug wäre. Auch Familienspielern würde ich DER PALAST VON ESCHNAPUR nicht empfehlen. Sogar erst recht nicht.

DER PALAST VON ESCHNAPUR von Inka und Markus Brand für zwei bis vier Spieler, Amigo.

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