Donnerstag, 6. Mai 2010

R-Öko

Wenn es Nacht wird auf dem Recyclinghof, erwachen achtlos weggeworfene Glasflaschen, Papierstapel, Plastikbecher oder Blechdosen zu neuem Leben. Mit Kakerlaken, Grillen und anderem Ungeziefer wird eine Party gefeiert...
Normalerweise schreibe ich nicht einfach nur die Einleitung aus der Spielregel ab. Doch wenn sie so brillant ist, dass ich es selber auf keinen Fall besser erfinden könnte, mache ich gerne eine Ausnahme.

Wie geht R-ÖKO? Wir wollen Punktekarten. Die gibt es in vier Farben und aufsteigend von null bis fünf. In jede Farbe hat sich allerdings auch eine böse „-2“ hineingemogelt. Die wollen wir nicht. Am Schluss zählen nur Farben, von denen man mindestens zwei Punktekarten besitzt.
Zweitens gibt es noch Müllkarten. Die haben wir auf der Hand und legen sie an die farblich passenden Recyclingfabriken an. So viele auf einen Schlag, wie wir wollen. Sollten sich jetzt vier oder mehr Müllsymbole im Lager auftürmen, wird alles abgeräumt und der Verursacher bekommt die oberste Punktekarte.
Nach jeder Lieferung müssen wir allerdings auch Abfall von der Fabrik mit nach Hause nehmen. Und zwar alles, was im Hof liegt. Und je voller das Wertstoff-Lager, desto voller auch der Hof. Nur auf diese Weise gelangt man an neue Handkarten. Und es ist eine gefährliche Weise. Denn wer das Handkartenlimit von fünf überschreitet, muss den Überschuss als Minuspunkte beiseite legen.

Was passiert? Die Sortierung der Punktekarten an den Fabriken (kleine Pluspunkte, dann Minuspunkte, dann fette Pluspunkte) gibt die emotionale Fahrtrichtung vor: Erst wollen die Spieler Wertungen auslösen, dann eine Zeitlang eher nicht, dann unbedingt doch wieder. Und bei all dem sitzt einem der Druck im Nacken, nicht das Handkartenlimit zu überschreiten.
Um Karten zu reduzieren, eignen sich lange Farbenserien. Entsorge ich die alle auf einen Schlag, bekomme ich im Regelfall weniger Müll wieder zurück. Auf das, was ich sammele, habe ich Einfluss. Denn was ich als Müll bekomme, sehe ich ja bereits im Hof. Und genau deswegen legt man an manche Fabriken lieber an als an andere. Sofern man die Wahl hat. Manchmal diktieren die Handkarten das Geschehen auch einfach.

Was taugt es? Dass Handkarten ausgespielt werden, um andere Handkarten dafür zu bekommen, ist so neu nicht. Sehr organisch ist diesmal allerdings der Punktemechanismus in den Ablauf eingewoben. Für ein 20-Minuten-Spiel ist R-ÖKO spannend und unterhaltsam genug. Lediglich das Handling stört etwas und unterbricht den Spielfluss. Nach jedem Ausspiel - also andauernd - muss vom Kartenstapel neuer Müll auf dem Fabrikgelände nachgelegt werden.

R-Öko von Susumu Kawasaki für drei bis fünf Spieler, Amigo.

2 Kommentare:

Christian Brunner hat gesagt…

"Wir wollen Punktekarten. Die gibt es in vier Farben und aufsteigend von eins bis fünf."

Kleine Korrektur: Die Punktekarten gibt es im Wert von NULL bis fünf! Das ist gar nicht so unwichtig, da eine Fünf alleine ja gar nichts wert ist, zusammen mit der Null aber eben 5 Punkte.

Udo Bartsch hat gesagt…

Hab´s korrigiert. Danke für den Hinweis. Bei der Spielbox gibt´s genau für solche Fälle eine Schlussredaktion. Wenn REZENSIONEN FÜR MILLIONEN die Million erst mal beisammen hat, wird hier auch alles besser.

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