Donnerstag, 14. Juni 2018

Vor 20 Jahren (63): Elfenland

Wie neulich so treffend prognostiziert, ist tatsächlich ELFENLAND das „Spiel des Jahres 1998“ geworden. Und meinen Segen hatte das. Ich fand damals nicht nur das Spiel gut, sondern auch die Spielgestaltung. Das Riesenschwein: super! Der Trollwagen: großartig! Und selbst heute, während man bei Spielegrafiken deutlich verwöhnter sein darf, wirkt die ELFENLAND-Optik noch immer sehr stimmig. Das Riesenschwein: echt ganz nett. Und der Trollwagen: auch sehr okay.

Ich würde ELFENLAND sogar gerne spielen, was man über die meisten Spiele von 1998 sicher nicht sagen kann. 1999 allerdings hatte ich irgendwann nicht mehr so viel Bock auf ELFENLAND. Mein Motivationstief lag weniger am Spiel (genau genommen: gar nicht), sondern mehr an einem Mitspieler, der sich eine rein erfolgsorientierte Spielweise angewöhnt hatte.

Ich bin übrigens nicht grundsätzlich gegen erfolgsorientierte Spielweisen eingestellt; meistens versuche ich sogar selber, einigermaßen erfolgreich zu spielen. Und ich bin auch nicht gegen das Jammern. Fast jeder jammert beim Spielen. Ich auch. Es gibt einfach viel zu oft Gründe dafür. Was ich allerdings gar nicht mag, ist Manipulation.


ELFENLAND hat konstruktive und destruktive Elemente. Überwiegend werde ich versuchen, die Transportmittel so zu platzieren, dass es mir hilft. Aber irgendwann geht das nicht mehr oder ich brauche irgendein Plättchen nicht, und nun versuche ich, wenigstens andere Spieler zu behindern. Bevorzugt natürlich jemanden, der gut dasteht … soweit man einschätzen kann.

Und an dieser Stelle setzte die Kampagne unseres Mitspielers an. Er schrie, er stöhnte, er schimpfte auf seine Karten, er jaulte auf, wenn jemand ein Plättchen vor seiner Figur ablegte, so als bereite es ihm körperliche Schmerzen, er wand sich, er lamentierte, er schäumte, er brach fast in Tränen aus. Und beim anschließenden Reisen zeigte sich dann: Alles, aber auch wirklich ALLES passte perfekt für ihn. Das ganze Geschrei war von Anfang an nur eine kalkulierte Lügen-Show gewesen.

Und es funktionierte. Man hatte dann irgendwann einfach Mitleid mit ihm und dachte: Der arme Kerl steht wohl ganz schlecht da, so wie der hier abdreht. Um den muss ich mich nicht mehr kümmern. – Tja, von wegen. Und diese Masche zog er tatsächlich in zwei aufeinander folgenden Partien durch.

Wie ich auf der Website von Spiel des Jahres schon mal ausführlicher geschrieben habe, ist gutes Spielen für mich auch immer ehrenwertes Spielen. Der Ehrgeiz sollte Grenzen haben.

Ich finde es beispielsweise nicht ehrenwert, das Gruppenwohl dem eigenen Perfektionsdrang unterzuordnen und für sich die doppelte oder dreifache Grübelzeit in Anspruch zu nehmen, nur um bloß keine möglichen Zehntelpunkte liegenzulassen. Und ich finde es auch nicht ehrenwert, das eigene Ego wie hier in den Mittelpunkt zu stellen und der Gruppe ein lautstarkes Schauspiel über die (vermeintlichen) eigenen Befindlichkeiten aufzuzwingen, nur um mit List einen zusätzlichen Ort im ELFENLAND zu erreichen.

Fühlt sich ein so errungener Sieg tatsächlich gut an? Oder bin ich nur aus der Zeit gefallen? Falls ich aus der Zeit gefallen sein sollte, war ich es aber schon vor 20 Jahren.


1 Kommentare:

Chris hat gesagt…

Ich kann deinem Artikel im Großen und Ganzen beipflichten, bis auf: "für sich die doppelte oder dreifache Grübelzeit in Anspruch zu nehmen".
Es gibt nunmal Leute, die spielen intuitiver und andere, die spielen analytischer. Zugegeben - wenn dann irgendwann der Faktor 5 überschritten wird, hab ich auch mein Problem. Allerdings sehe ich mich auch mehr auf der analytischen Seite - da geht's nicht darum, "mehr" Punkte als der andere zu machen, das ist ein Optimierungszwang, der nur was mit mir persönlich zu tun hat; das bedeutet, die von dir unterstellte Motivation kommt falsch rüber... ;)

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