Sonntag, 2. August 2020

Detective – Doppelter Boden

Fehler 404.

Was bringt DOPPELTER BODEN? Einen neuen DETECTIVE-Fall. Der spielt 1977, was bedeutet, dass diesmal kein Internet und nur eine sehr rudimentäre Computeroberfläche zur Verfügung stehen. Informationen beziehen wir hauptsächlich aus der Bibliothek, wofür ein „Anruf“ genügt. Allerdings muss man drei Stunden warten, bevor Ergebnisse vorliegen, und muss vor Ort sein, um sie abzuholen.
Neu ist die Möglichkeit, Zeugen oder Verdächtige frei zu verhören. Dazu gibt man Stichworte in den Computer ein und hofft, eine relevante Antwort zu bekommen. Nach maximal drei Antworten oder alternativ drei Nicht-Antworten ist das Verhör beendet und nicht mehr wiederholbar.
Sowohl die Bibliothek als auch die Verhöre erfordern ein gewisses Timing. Denn es fragt sich besser und gezielter, wenn man schon mehr weiß. Andererseits können Antworten, die man früh im Spiel bekommt, hilfreicher sein als späte.


Was passiert? Auch DOPPELTER BODEN beruht auf realer Geschichte mit realen Personen und Orten. Allerdings liegen viele Ereignisse schon drei Jahrhunderte zurück und fühlen sich deshalb fiktionaler an. Dieselbe scheinbare Echtheit, wie wir sie aus dem Grundspiel kennen, transportiert dieser Fall nicht. Und natürlich dringt er auch nicht so tief, schließlich ist es nur ein einziger Fall statt fünf aufeinander aufbauende.
Die auf billigste Weise schnell hingeworfen wirkende Computeroberfläche ist in ihrer Handhabung sehr umständlich, redundant und fehleranfällig und das Gegenteil von komfortablem Spiel. Ich nehme aber an, dies ist gewollt und soll das Flair zeitgenössischer Technik transportieren.
Ganz sicher ungewollt mischen sich allerdings immer wieder englische und deutsche Textpassagen. Die Dialoge finde ich zudem uneindeutig. Schreibt man beim Bibliothekar einen Namen falsch, antwortet er mit „Ich weiß nicht, wie das helfen soll“, was keinerlei Hinweise liefert, wo nun das Problem liegen könnte. Einen Namen einer durchaus wichtigen Figur hat der Bibliothekar in überhaupt keiner von vielen erdenklichen Schreibweisen akzeptiert. Auch zum Verhör konnte eine Figur nicht geladen werden und produzierte eine Fehlermeldung. Gab man nur ihren Vornamen ein, ging es plötzlich.
Vom Verhör-Mechanismus haben wir kaum Gebrauch gemacht. Er ist zwar spannend, hat aber auch seine Tücken: Die Programmierung erscheint mir zu oberflächlich, denn man ist darauf angewiesen, die richtigen Stichwörter zu erraten. In einem Verhör erbrachte die Eingabe eines konkreten Namens: „Darüber weiß ich nichts“. Gab man dagegen den Verwandtschaftsgrad derselben Figur ein, kam die gewünschte Antwort.


Was taugt es? Trotz auftauchender Probleme fiel uns DOPPELTER BODEN leichter als das Grundspiel. Wir haben am Ende sämtliche Fragen richtig beantwortet und hätten dies auch vor Ablauf der Zeit gekonnt. Nur erschien uns nicht alles schlüssig (und dieser Eindruck hat sich auch nachträglich nicht aufgelöst), so dass wir bis zum letzten Augenblick weiterermittelt haben, ob nicht vielleicht doch noch eine Wendung eintritt.
Was die Geschichte und die Mechanismen angeht, hätte ich den Fall als „solide“ eingestuft. Denn er hat zumindest teilweise das gute, alte DETECTIVE-Gefühl zurückgebracht und uns erneut intensiv in die Ermittlungen eintauchen lassen. Technisch ist hier aber so einiges misslungen.
Die Idee, verschiedene Autor*innen DETECTIVE weiterentwickeln zu lassen, finde ich toll. Allerdings frage ich mich, ob tatsächlich Spieleautor*innen diejenigen sind, die das Spiel am meisten bereichern können, oder nicht eher Krimiautor*innen. Von einer DETECTIVE-Erweiterung erwarte ich allenfalls leichte Veränderungen des Grundmechanismus, schließlich möchte ich ja DETECTIVE spielen und nicht irgendein anderes Spiel unter demselben Titel. Wichtiger als neue Mechanismen wären mir neue coole Geschichten.


*** mäßig

DETECTIVE – DOPPELTER BODEN von Rob Daviau, Pegasus Spiele.

3 Kommentare:

Peer hat gesagt…

Einfach weil es so ein witziger Tippfuhler ist: Die 70er Jahre liegen wohl eher drei Jahrzehnte zurück, auch wenn es sich im Moment wie drei Jahrhunderte anfühlen mag. :-)

Udo Bartsch hat gesagt…

Die historischen Hintergründe des Falles liegen tatsächlich schon mehrere Jahrhunderte zurück.

Peer hat gesagt…

Ah OK, dann will ich nichts gesagt haben :-)

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