Mittwoch, 22. September 2021

Spielejahrgang 2020/21:
Was vom Jahrgang übrig bleibt
(Teil 3: Expertenspiele)

Mit den drei Spielen, die in diesem Teil noch kommen werden, sind sieben der elf für mich in diesem Jahrgang bemerkenswertesten Titel nach dem Spiel-des-Jahres-Farbschema anthrazit, und nur vier sind rot.
Das mag damit zusammenhängen, dass die Pandemie meine Spielmöglichkeiten verändert hat. Meine Spielpartner:innen waren im Durchschnitt spielerfahrener, als es in normalen Jahren der Fall wäre. Auch wenn ich die Meinungen meiner Mitspieler:innen nicht 1:1 übernehme: Natürlich beeinflusst die Stimmung in der Runde meine Wahrnehmung eines Spiels.
Es kann also sein, dass ich die anthrazitfarbenen Spiele mehr genossen habe als sonst, weil mein spielerisches Umfeld besser zu diesen Spielen passte. Es kann aber auch sein – und dies ist meine Haupttheorie –, dass wir es mit einem extrem starken Jahrgang im Segment der Kenner- und Expertenspiele zu tun hatten.


Mein persönliches Top-Spiel für Expert:innen hat sich wie ein Wiedersehen angefühlt. Und zugleich war es ein Abschiednehmen. Denn PANDEMIC LEGACY – SEASON 0 war, soweit man weiß, der letzte Teil der PANDEMIC LEGACY-Serie. Für mich ist PANDEMIC LEGACY von 0 bis 2 ein Meilenstein. Die herausragende Verbindung aus Story, Mechanik, Kooperation und Überraschung hat für mein Empfinden das Medium Brettspiel auf eine neue Stufe gehoben.


Aber auch typischere Eurogames spiele ich weiterhin sehr gerne – wenn sie das besondere Etwas haben. Personaleinsatz, Management, Optimierung: Das alles kennt man schon. WASSERKRAFT aber beruht auf einer starken thematischen Idee. Die Mechanismen folgen keinem Selbstzweck, sondern stehen im Dienst dieser Thematik. Und weil die Thematik bereits sehr viel Originalität ins Spiel bringt, muss der ganze Rest nicht auch noch originell sein.


Und ich spiele sogar noch typischere Eurogames weiterhin sehr gerne – wenn sie die bekannten Elemente nochmals bemerkenswert gut zusammenfassen. In HALLERTAU zitiert Uwe Rosenberg auf mehrfache Weise mal wieder sich selbst und kreuzt die seit AGRICOLA bekannte Bauernhof- und Erntewelt mit dem Abgabenmechanismus aus (unter anderem) VOR DEN TOREN VON LOYANG. Die Strenge und Berechenbarkeit des Spielsystems wird angenehm durch viele, viele Karten abgemildert, indem sie einerseits ein starkes Glücks- und andererseits ein starkes Taktik-Element ins Spiel bringen. Auch grafisch und redaktionell ist HALLERTAU derart rund, dass es wirklich zu schade wäre, um es nicht in meiner Sammlung zu behalten.

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