Mittwoch, 14. Februar 2018

Vor 20 Jahren (56): Ursuppe

In Spielerei 38 erschienen im Februar 1998 meine Rezensionen Nummer zwei und drei: URSUPPE und CIAO, CIAO… Es waren zugleich meine letzten Rezensionen dort, dabei fand ich mich selber unheimlich toll und konnte gar nicht verstehen, dass andere das vielleicht anders beurteilten. Meine Rezension zu URSUPPE hielt ich für so gelungen, dass mich Abwerbeversuche großer Headhunter des Spielejournalismus nicht überrascht hätten. Doch es kam anders – indem überhaupt nichts kam. Mein Telefon blieb still.

Wie das nun aber so ist mit Dingen aus der Vergangenheit (ehemalige Lieblingspullover, vermeintliche Kult-Filme, pubertäre musikalische Vorlieben und so weiter): Damals waren sie echt super. Mit heutigen Augen betrachtet, sind sie … äh … hüstel. Dementsprechend hatte ich eine Weile überlegt, ob ich für diesen Artikel die 20 Jahre alte Spielerei überhaupt heraussuchen sollte. Manches will man ja lieber nicht so genau wissen.

Schonungslos gegen mich selbst habe ich es dennoch getan, beide Artikel studiert und … äh … hüstel. Na gut, so völlig schlecht sind sie nun auch wieder nicht. Aber es ist relativ ermüdend, wie detailliert ich damals die URSUPPE-Spielregeln erklärt habe. Und ich meine, aus meiner Rezension herauszulesen, dass ich das Spiel eigentlich schlechter fand, als es dort geschrieben steht. Obwohl ich meine Kritikpunkte klar benenne, kommt unter dem Text am Ende eine „Zwei minus“ heraus. Noch mehr Kontra zu geben, hatte ich mich als Anfänger möglicherweise nicht getraut.

Aber selbst mit dieser Bewertung war ich schon vergleichsweise kritisch. Spiele von Doris & Frank waren damals enorm angesagt. Alle in meinem Umfeld fanden die klasse, schon deshalb, weil sie optisch so knuddelig daherkamen und sich von den Veröffentlichungen der Großverlage wohltuend unterschieden. In den bald darauf erscheinenden Ausgaben von spielbox und Fairplay wurde URSUPPE ziemlich gefeiert. Und selbst nach 20 Jahren und obwohl ich’s in der Spielerei nicht wirklich empfohlen habe, ist URSUPPE im Boardgamegeek-Ranking noch unter den besten 800.

Man kann festhalten: Meine Rezension hat keinerlei Reaktionen provoziert. Meine Rezension hat niemanden interessiert. Meine Rezension hat die Diskussionen über das Spiel nicht beeinflusst. Auch wenn ich REZENSIONEN FÜR MILLIONEN erst zehn Jahre später gründete: Einen realistischen Vorgeschmack auf mein künftiges Tun bekam ich schon damals.


2 Kommentare:

  1. Hallo Udo,

    dem muss ich ganz entschieden widersprechen. Für mich ist "Udo proof" ein wichtiges Qualitätssiegel. Über Deine Rezensionen habe ich schon wunderbare Spiele entdeckt, die ich sonst im Leben nicht probiert hätte. Genauso haben sie mich schon vor einigen Fehlkäufen bewahrt!!

    Und die Rubrik "Vor 20 Jahren" ist jedes Mal ein Genuß.

    Vielen Dank dafür und viele Grüße
    Tim

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  2. Hallo Namensvetter,
    deine damalige Rezension kannte ich nicht - aber Ursuppe war unter uns Biologen der Hit! Wer wollte schon Tempel bauen wie in Euphrat & Tigris? Dann lieber als Amöbe in der Ursuppe sein Unwesen treiben, andere fressen oder sich vermehren. Ja, das ist Kult! Intelligenz? Leider nutzlos! ;-)

    Und dann kam die Erweiterung rechtzeitig zum eigenen studentischen Fortschritt: "Promotion? Leider auch nutzlos!" Wem da das Auge trocken bleibt, der soll halt an den Euphrat und am Ende mühsam farbige Klötzchen miteinander vergleichen.

    In diesem Sinne: LUdo ergo sum

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