Eine Einleitung soll zum Lesen animieren. Okay, ich versuch’s mal:
Siehe unten!
Wie geht SKY TEAM? Wir versuchen, ein Passagierflugzeug zu landen. Gelingt es uns, haben wir gemeinschaftlich gewonnen. Gelingt es uns nicht … war es nur ein Spiel.
SKY TEAM ist ein Würfeleinsetzspiel mit ungleichen Rollen (Pilot:in und Co-Pilot:in) und eingeschränkter Kommunikation. Zwischen den Runden dürfen wir uns beraten. Sobald die jeweils vier Würfel (hinter unseren Sichtschirmen) gefallen sind, setzen wir sie abwechselnd auf dem Spielplan ein, ohne uns dabei abzusprechen oder gar die Würfelergebnisse zu verraten.
Bis das Flugzeug den Erdboden erreicht (worum wir uns nicht kümmern müssen; Runde für Runde sinkt der Flieger kontinuierlich ab), müssen wir bestimmte Dinge erledigen. Als Pilot muss ich das Fahrwerk ausfahren und sollte zwecks leichterer Landung die Bremsen aktivieren. Als Co-Pilot fahre ich die Landeklappen aus. Und wir beide müssen per Funk organisieren, dass keine fremden Flugzeuge in unsere Flugbahn geraten.
In Mechanik übersetzt, bedeutet das: Als Co-Pilot muss ich viermal im Spiel einen Würfel auf die Felder für Landeklappen legen, der erste muss eine Eins oder Zwei sein, der zweite eine Zwei oder Drei. Und so weiter. Kleine Schieber zeigen an, was geschafft ist und was noch fehlt.
Je zwei Würfel pro Runde müssen wir für Ruder und Triebwerke abzwacken. Das sind Pflichtfelder. Das Ruder steuert unsere Querlage. Platzieren wir ungleiche Würfel, kippt das Flugzeug in die Richtung des höheren. Kippt es zu weit, kommt es ins Trudeln und wir verlieren. Die Würfelsumme bei den Triebwerken bestimmt unsere Fluggeschwindigkeit. Wir fliegen null, eins oder zwei Felder weit. Wir müssen in der vorgesehenen Runde am Flughafen ankommen, können aber nur voran, wenn die Felder frei sind.
Was passiert? Es muss also vieles koordiniert und ausbalanciert werden, und angesichts der wiederkehrende Pflichten stellt man bald fest: Für die vielen Aufgaben, die unterwegs anstehen, bleiben gar nicht so viele Würfel übrig. Wir müssen gut haushalten.
Natürlich passen die Würfel nicht immer. Deshalb dürfen wir auch welche ungenutzt zum Kaffeekochen ablegen. Kaffee wiederum setzten wir ein, um Würfelwerte um eins zu verändern. Aber auch hier gilt: Wir müssen gut haushalten. Wir können es uns nicht erlauben, stets auf Nummer sicher zu gehen. Man muss auch mal Würfel mit Risiko ablegen, zum Beispiel auf dem Ruder, und hoffen, dass das Gegenüber das irgendwie ausbügeln kann.
Auch ohne dass wir über die Würfel sprechen, entwickelt sich eine subtile Form der Kommunikation. Aus dem, was ich lege und was ich zuerst lege, kann mein Gegenüber vielleicht auf meinen Gesamtwurf schließen, auf meine Nöte, auf meine Möglichkeiten. Beim Legen arbeite ich nicht nur ein Schema ab, ich versuche, Signale zu geben.
Am Ende ist SKY TEAM trotzdem ein Würfelspiel. Auch wenn wir die Möglichkeit haben, Neuwurf-Plättchen einzusetzen (die Wahl des idealen Zeitpunkts gehört zu den wichtigsten Entscheidungen in SKY TEAM), um miese Würfe zu korrigieren: Das hilft nicht immer. Wenn es doof läuft, läuft es eben doof. Aber gerade die Zufälle machen SKY TEAM auch sehr spannend. Schon häufig habe ich Situationen erlebt, in denen ich dachte, das war es jetzt, und dann haben wir doch noch irgendwie die Kurve gekriegt.
Was taugt es? An SKY TEAM gefällt mir so ziemlich alles. Die Art des Zusammenspielens und Kommunizierens ist originell und sehr interessant, im Erfolgsfall belohnend und von Anfang bis Ende spannend, weil man nie genau weiß, welche Möglichkeiten das Gegenüber hat. Nach und nach pendeln wir uns besser aufeinander ein, wir lernen gemeinsam, wie wir gut kooperieren und wie wir das Spiel besser beherrschen.
Gleichzeitig wachsen die Herausforderungen. SKY TEAM ist sehr abwechslungsreich und enthält 21 verschiedene Flughäfen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Für Fortgeschrittene kommen zwar mehr Regeln ins Spiel, aber in Summe sind es nicht sehr viele. Und ob Kerosinleck, Wind oder Eisbremsen: Es bleibt immer konkret und thematisch. SKY TEAM vermittelt tatsächlich das Gefühl, eine komplexe Maschine zu steuern.
Selbst Details finde ich mechanisch sehr schlüssig. Das Ausfahren von Landeklappen und Triebwerken verlangsamt unseren Flug. Manchmal ist es das, was wir auch wollen. Manchmal aber tappt man im Bemühen, einige Aufgaben früh abzuarbeiten, in die Falle und stellt überrascht fest: Oh, wir können gar nicht mehr die Geschwindigkeit erreichen, um rechtzeitig anzukommen.
SKY TEAM hat einen knackigen Schwierigkeitsgrad. Wer alle Flughäfen erfolgreich meistern will, auch die schweren, hat viele Partien vor sich. Da ein Versuch kaum mehr als 20 Minuten dauert, ist es aber auch nicht so tragisch, zu scheitern und neu zu beginnen.
Atmosphärisch ist die Aufmachung von SKY TEAM gelungen. Man kann sich unter dem Spielbrett ein Cockpit vorstellen. Die Ausstattung allerdings finde ich nicht optimal. Markierungshölzchen und Pappmarker sind schon arg klein, die beiden Pappskalen, die Distanz und Flughöhe anzeigen, verrutschen leicht. SKY TEAM ist eine etwas fummelige Angelegenheit.
Was Thema, Mechanik, Herausforderung, Originalität und Spannung angeht, ist es ein überragendes Spiel.
****** außerordentlich
SKY TEAM von Luc Rémond für zwei Spieler:innen, Kosmos / Scorpion Masqué.
Als "S.d.J." ist dieses geniale Spiel doch wohl zu anspruchsvoll (gemessen an den Preisträgern der letzten Jahre) und daher chancenlos.
AntwortenLöschenWäre es nicht besser gewesen, es in der "Kenner"-Kategorie antreten - und gewinnen - zu lassen?
Da ist es jetzt "SdJ" geworden - aber schon seit Monaten überall ausverkauft und laut meinem bevorzugten Shop "voraussichtlich im Dezember 2024 wieder lieferbar". Immerhin noch 2024!
AntwortenLöschenVöllig bekloppt!
Hier in Hannover im stationären Fachhandel ist es seit dieser Woche wieder erhältlich.
AntwortenLöschenHier gibt es schon lange keinen stationären Fachhandel mehr.
AntwortenLöschenStimmt, Kategorie „Kenner“ wäre die passende…
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