Ein Bonsai ist ein Mini-Baum. Und dies ist eine Mini-Einleitung.
Wie geht BONSAI? Mit Legeplättchen kreieren wir einen Mini-Baum. Die Legeregeln sind einfach und ergeben sich aus der Sache. Es beginnt immer mit braunen Teilen, dem Stamm. Daran gehören grüne Plättchen, die Blätter. Und daran wiederum rosafarbene Blüten und orangefarbene Früchte.
Nur muss ich die Teile zuerst mal bekommen. Bin ich am Zug, darf ich eine von vier Karten aus der Auslage wählen. Liegt meine gewählte Karte schon etwas länger dort, erhalte ich bis zu zwei Legeplättchen obendrein. Was ich ansonsten bekomme, gibt die Karte vor: noch mehr Plättchen vielleicht, Dauereffekte, eine Schlusswertung (so etwas wie: zwei Punkte pro Blüte in meinem Baum).
Da ich anfangs nur fünf Plättchen lagern darf (erst die Dauereffekt-Karten „Werkzeug“ erhöhen meine Lagerkapazität), will ich irgendwann bauen. Das ist der Alternativzug zum Kartennehmen. Was ich in einem Zug anlegen darf, ist jedoch ebenfalls limitiert. Anfangs sind dies ein braunes, ein grünes und ein beliebiges Teil. Auch dieses Limit erhöhe ich durch Dauereffekt-Karten.
Punkte erhalte ich am Schluss für meine verbauten Teile und für meine Schlusswertungskarten. Außerdem liefern wir uns während des Spiels Wettrennen. Beispielsweise will ich als Erster fünf, sieben oder neun zusammenhängende Blätter platziert haben. Oder drei, vier oder fünf meiner Blüten sollen seitlich über die Pflanzschale hinausragen.
Was passiert? Eine Partie BONSAI geht schnell. Ich muss mich lediglich zwischen vier Karten entscheiden, und oft kommen aufgrund der Situation ohnehin nur maximal zwei Karten in die engere Wahl. Und falls ich baue, können die anderen schon weiterspielen.
Außerdem dauert es gar nicht so sehr viele Runden, bis der Kartenvorrat aufgeteilt ist. Oft bleibt das Gefühl, BONSAI hätte noch zwei, drei, vier Runden mehr vertragen, auch um noch mehr Ziele zu erfüllen. Aber das mag Vielspieler:innendenke sein.
BONSAI entpuppt sich als „Engine-Builder“. Es kommt mehr darauf an, einen guten Rhythmus aus Plättchensammeln und Plättchenverbauen hinzukriegen, als um raffiniertes Anlegen. Beispielsweise wäre es nicht so optimal, viele Plättchen lagern zu dürfen – sie dann aber nur im Schneckentempo zu verbauen. Oder nur von einer Sorte viele bauen zu dürfen. Oder dauernd Plättchen abwerfen zu müssen, weil das Lager voll ist.
Wie sich meine Sammel-Bau-Maschine entwickelt, kann ich allerdings nur bedingt steuern. Es hängt immer davon ab, welche Karten im Markt liegen, sobald ich Zugriff habe. Das kann passen oder auch nicht.
Oft ist es gar nicht so wichtig, ob man tatsächlich etwas baut, das einem Bonsai ähnelt, oder einfach nur einen langen Stock mit Blättern dran. Wobei die Spieler:innen überwiegend natürlich doch irgendwas Baumiges legen. Man spielt eben gern thementreu, und so sieht es auch schlichtweg besser aus.
Was taugt es? In meinen Spielrunden gehört BONSAI zu den beliebtesten Spielen des gerade ablaufenden Jahrgangs. Ich kann das nachvollziehen. BONSAI ist ein Wohlfühlspiel. Der Aufforderungs-Charakter durch Material und Optik ist hoch, die Regeln sind klar, grafisch gut unterstützt und folgen dem Thema. Und dass man ein kleines Pflänzchen heranzieht, motiviert und belohnt.
Genau aus diesen Gründen würde ich BONSAI auch immer wieder mitspielen. Allerdings zeigt sich nach einigen Partien, dass die Entscheidungen in BONSAI oberflächlich bleiben und das Spiel durch Erfahrung nicht weiter wächst.
Planungssicherheit gibt es nicht. Durch die zufällige Reihenfolge, in der die Karten ins Spiel kommen, können sich für bestimmte Objekte Mangelsituationen oder Überangebote ergeben. Weil ich das aber nicht vorher weiß, ändert das für mein Spiel nur wenig. Ich bleibe in der passiven Rolle desjenigen, der auf die aktuelle Spielsituation und Plättchenauslage reagiert. Vielen gefällt das aber so. Eine Partie BONSAI fließt angenehm und sowohl unaufgeregt als auch unaufregend dahin.
**** solide
BONSAI von Rosaria Battiano, Massimo Bori und Martino Chiacchiera für 1 bis 4 Spieler:innen, Kosmos.
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