Sommerferien sind klassischerweise die Zeit für kleine Mitbringspiele. Doch REZENSIONEN FÜR MILLIONEN macht keine Sommerferien. Völlig folgerichtig geht es hier deshalb um solche Spiele, die man besser nicht mitbringt.
Ist das ein Fehler oder ist das gewollt? Diese Frage zieht sich durch NIMBLE wie ein Leitmotiv. NIMBLE ist ein schnelles Ablege- und Reaktionsspiel in der Tradition von LIGRETTO und mehr sogar noch SPEED. Jeder Spieler versucht, seinen Kartenstapel als Erster loszuwerden.
Man deckt die oberste Karte auf und legt sie entweder auf den persönlichen Ablagestapel oder – besser, denn so schafft man sich das flüchtige Stück Weltliteratur vom Hals – auf einen der drei Stapel in der Tischmitte. Dafür gibt es natürlich Regeln, genauer gesagt zwei: 1. Die Farbe des Kartenrandes muss der zentralen Kreisfarbe der abgedeckten Karte entsprechen. 2. Man muss schneller sein als die Konkurrenz, denn alle spielen hier gleichzeitig und querbeet.
Fehler oder gewollt? Die Frage ploppt zum ersten Mal angesichts der Kartenfarben auf. Sind Hellblau und Mittelblau absichtlich so ähnlich, um die Spieler zusätzlich zu verwirren? Offenbar nein. In der zweiten Auflage des Spiels sind diese Farben besser zu unterscheiden. Es war wohl ein Fehler.
Aber wie ist es mit den Legeregeln? Sie verwirren genauso. Manchen Spielern geht der Mechanismus selbst nach mehreren Runden nicht in Fleisch und Blut über. Sie stolpern im Kopf und müssen sich fortwährend vergegenwärtigen, wie das noch mal war: Außenring auf Innenkreis. Außenring auf Innenkreis. – Fehler oder gewollt?
Vermutlich gewollt. Aber nicht unbedingt gut. Denn der Wunsch, ein Spiel wiederzuspielen, hängt nicht zuletzt von der Lernkurve ab. Obwohl einige meiner Gruppen durchaus Reaktionsspiel-affin sind, konnte ich keine Runde finden, die NIMBLE gerne vertieft hätte. Das liegt auch an der unbefriedigenden Auswertung. Entweder man glaubt dem Gewinner einfach, dass er alles richtig gemacht hat. Oder man checkt hinterher komplett die drei Stapel durch. Das allerdings dauert dann noch einmal genauso lange wie die eigentliche Partie.
Mein Highlight aber ist das Spielthema. Und das wiederum ist ganz klar: gewollt! „Raschelnde Seiten, bewegende Geschichten. Rauscht durch 6 Klassiker der Weltliteratur. So spannend waren Alice, Moby Dick und Co. schon lange nicht mehr.“
Selbst nach gutwilligem Überlegen komme ich einfach nicht drauf, was dieses Kartendreschen mit Weltliteratur zu tun haben soll. Klar, da sind die (notwendigerweise blassen) Illustrationen auf den Karten. Auf den roten Alice im Wunderland, auf den weißen Pinocchio. Nur: Wozu?
Was hat Weltliteratur mit Hektik zu tun? Weshalb will ich Alice und Pinocchio unbedingt loswerden? Und warum soll das eine neue und sogar noch spannendere Art sein, um Weltliteratur zu erleben? Als langjähriger Eurogamer erwarte ich ja gar nicht, thematisch verwöhnt zu werden. In diesem Fall allerdings fühle ich mich – verhöhnt.
** misslungen
NIMBLE von Peter Jürgensen für zwei bis vier Spieler, Edition Spielwiese / Pegasus Spiele.
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