Spielesammlungen sind ein tolles Gesprächsthema, man sollte viel häufiger über Spielesammlungen reden.
Vor einiger Zeit stellte ich gemeinsam mit einem Mitspieler Hypothesen auf, von welchen Autor:innen wir die meisten Spiele besitzen. In meinem Fall tippte ich (korrekt) auf Reiner Knizia. Was mich beim genauen Durchzählen dann aber doch verblüffte, war der riesige Vorsprung gegenüber allen anderen. Knizia ist in meiner Sammlung doppelt so häufig vertreten wie der Zweitplatzierte und mindestens dreimal so häufig wie jede:r andere!
Im Nachhinein kann ich mir das auch gut erklären: Reiner Knizia hat vom einfachen bis zum komplexen Spiel, vom Lege- über das Würfel- bis zum Kartenspiel alle erdenklichen Genres bedient. Von ihm stammen Kinderspiele, Koop-Spiele und neuerdings sogar Legacy-Spiele.
Auch die anderen Autoren aus meiner Top 5 sind sehr vielseitig, sonst hätte ich sicher nicht so viele ihrer Werke im Regal. Dass Knizia bei mir so sehr die Nummer eins ist, könnte neben seiner unglaublichen Produktivität auch mit meiner Spielerbiografie zu tun haben: Knizias Durchbruch als Autor und mein Einstieg ins Hobby geschahen ungefähr zeitgleich. Seine Spiele haben mich von Anfang an und über mehr als drei Jahrzehnte begleitet.
Bla, bla, ich schweife ab. Der Punkt, auf den ich eigentlich hinauswill, ist die Breite von Reiner Knizias Schaffen. Er hat vor 20 Jahren sogar ein Living Card Game entwickelt, auch wenn man das damals noch nicht so nannte: BLUE MOON.
BLUE MOON ist – auf den absoluten Kern reduziert – ein Stichspiel für zwei Personen. Im Grundspiel befinden sich zwei Völker-Sets, mit denen wir gegeneinander antreten. Mit jeweils etwas Zeitabstand (und von Anfang an so konzipiert) erschienen sechs weitere Völker-Sets sowie drei allgemeine Erweiterungen. Man kann mit jedem Set gegen jedes andere spielen, mit oder ohne Erweiterungen, und man kann alle Karten auf einen Haufen werfen und individuelle Decks daraus bauen.
Ich habe BLUE MOON nie angemessen vertieft, weil mir dafür die Zeit und die Mitspieler:innen fehlten. Aber von Beginn an und bis heute faszinierte es mich als Projekt und als Produkt. Und ich muss mal kurz einwerfen, wie verblüffend weise ich schon im Jahr 2005 war, denn damals schrieb ich in der Fairplay: „Wahrscheinlich wird BLUE MOON sich zu einem Spiel entwickeln, das ich, statt es tatsächlich aktiv zu spielen, eigentlich nur besitze. Aber auf keinen Fall wieder hergeben möchte, denn aus der jährlichen Neuheitenflut (…) ragt BLUE MOON tatsächlich als etwas Besonderes heraus.“ (Okay, die paar Spielchen von 2004/05 als „Flut“ zu bezeichnen, war nicht ganz so weise.)
Jedes Völker-Set spielt sich natürlich ein bisschen anders, hat andere Kartenfunktionen und andere Schwerpunkte. Nicht nur Reiner Knizias Aufwand für dieses Spiel muss enorm gewesen sein, auch Kosmos steckte viel Arbeit in Entwicklung, Vermarktung und Support. Jedes Set war von einem anderen Grafiker illustriert, BLUE MOON bekam eine eigene Website, ein Fan-Forum, Promo-Veranstaltungen und Promokarten, 2006 erschien flankierend das Brettspiel BLUE MOON CITY. Doch letztlich strahlte der blaue Mond weniger hell und ausdauernd als die gelbe Sonne von CATAN. BLUE MOON setzte sich nicht durch. 2006 veröffentlichte Kosmos die letzten Sets.
- Vor 20 Jahren (135): San Juan
- Vor 20 Jahren (137): Sankt Petersburg
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