Genauer gesagt müsste die Überschrift lauten: Spiele für vermeintlich alle. Eine MAU-MAU-Variante, zwei Partyspiele … Man müsste meinen, das sei niedrigschwellig. Entspricht aber gar nicht so sehr meiner Praxiserfahrung. Was schade ist, denn ich finde alle diese Spiele toll.
PASST NICHT: Nicht niedrigschwellig? Nein, jedenfalls nicht total niedrigschwellig. Meiner Beobachtung nach tut es PASST NICHT sehr gut, wenn jemand am Tisch sitzt, der weiß oder schnell erfasst, wie der Hase läuft bzw. wie er laufen soll. Trotz einfachster Regeln passieren so manche Fehler, und vor allem spielen viele Leute PASST NICHT so, wie sie MAU MAU spielen würden: nämlich immer auf den Stapel, nur weg mit den Handkarten! So bringen sie sich um den Witz des Spiels, erfahren nicht die Gemeinheiten und den damit verbundenen Spaß.
Ich habe mehrfach gehört, PASST NICHT sei das beste Kartenspiel der Saison (und tatsächlich ist das auch meine Meinung). Aber das sagten keine MAU-MAU-Spieler:innen (die natürlich auch gar nicht über so etwas wie Jahrgänge nachdenken), sondern Expert:innen aus der Szene. Hoffentlich kommen auch die MAU-MAU-Spieler:innen auf den Dreh!
THE SAME GAME: Partyspiele gelten ja immer als niedrigschwellig. Weil: Party. Aber: Stimmt nicht. Es ist mir in manchen Gruppen nicht leichtgefallen, Menschen die Idee von THE SAME GAME begreiflich zu machen. Und es gab auch Gruppen, die schlicht daran scheiterten, sich brauchbare Begriffe auszudenken oder in eine Diskussion darüber zu kommen. Und dabei sind die entstehenden Diskussionen gerade das, was THE SAME GAME so besonders und manche Partien unvergesslich macht.
Und trotz vieler positiven Erlebnisse bemerke auch ich bei mir eine gewisse Hemmschwelle, weil ich weiß, dass mit der Begriffsfindung vor dem spaßigen Teil erst mal etwas recht Anstrengendes kommt. (Rezension in: spielbox 7-23.)
GHOST WRITER: GHOST WRITER spielt sich unfallfreier – außer natürlich, wenn Mitspieler:innen beim Ratebegriff „Kaktus“ und der Frage „Zu welcher Kategorie von Objekten gehört es?“ mit KAKTEEN antworten.
Was die Diskussionen in THE SAME GAME sind, sind in GHOST WRITER die Mutmaßungen; vor allem, wenn man mal wieder zu früh „Stopp!“ (oder „Silencio!“) gerufen hat, weil man sich aufgrund von ein paar Buchstaben schon auf der richtigen Fährte wähnte. Selten tappt man so schön im Dunkeln wie bei GHOST WRITER. (Rezension in: spielbox 5-23.)
TIPPERARY: Auf öffentlichen Spieletreffen tauchen manchmal Menschen auf, deren aktuellste Spielerfahrung aus ROMMÉ besteht. Sie spielen gern, kennen aber die Spiele und die Spielkonzepte der vergangenen 25 Jahre nicht, wollen etwas kennenlernen und … sind überfordert. Ich weiß dann: Hier wird nichts funktionieren, wenn ich nicht die komplette Zeit danebensitze und anleite. Aus einer solchen Situation rettete mich einst TIPPERARY. Drei Neulinge, die zuvor an einem anderen (vermeintlich leichteren) Spiel gescheitert waren, hatten sich TIPPERARY ausgesucht, und ich dachte: Oha! Doch dann zeigte sich mal wieder, welch innere Logik Legespiele haben. Legeaufgaben sind intuitiv. Und weil die Informationen für alle offen sind, können – sofern nötig und gewollt – auch alle helfen. Die Gruppe von Neulingen spielte gleicht drei Partien hintereinander, ohne dass ich noch viel eingreifen musste. Seitdem schätze ich TIPPERARY noch mehr. Vermutlich ist es von den vier hier genannten Spielen tatsächlich das zugänglichste.
- Teil 1: Spiele für mich
- Teil 2: Spiele für Kennerinnen und Kenner
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