Freitag, 20. Juni 2008

Galaxy Trucker

Schon nach dem ersten Probeflug, rumpelig und mit nur ein paar popeligen Dollars auf der Habenseite, spürte ich: Yeees! Das ist es! Endlich wieder ein Spiel, das mich richtig packt!


Wie geht GALAXY TRUCKER? Unter Zeitdruck zimmern sich die Spieler jede Runde neu ein Raumschiff zusammen. Damit düsen sie durchs All und laden Ware an Bord, die sie am Ziel wieder verkaufen. Schnelles Fliegen wird belohnt; für unterwegs abgefallene Teile muss Strafe gezahlt werden. In jedem Durchgang werden die Anforderungen größer; das Raumschiff aber auch. Nach drei Mal Bauen und Fliegen ist Schluss.
Bauen geht so: Die Teile liegen als verdeckte Plättchen in der Tischmitte. Man nimmt sie, deckt sie auf, legt sie offen zurück oder ans eigene Schiff. Innerhalb des vorgegebenen Grundrisses will man möglichst viele Laser, Antriebe, Mannschaftsräume und Ladeflächen unterbringen, gerne auch Schilde und Batterien. Jedoch lässt sich nicht jedes Teil an jedes andere Teil montieren; es gibt verschiedene Anschlüsse. Wenn der Erste sein Raumschiff fertig hat, läuft für die anderen Spieler eine Sanduhr als Countdown.
Fliegen geht so: Karten von einem zufällig bestückten Stapel bestimmen, was allen Spielern unterwegs begegnet: Auf Planeten darf man Waren aufladen; böse Sklavenhändler wollen einem die Crew rauben; Meteoriten können das Schiff beschädigen. Hat man nicht solide gebaut, fallen getroffene Teile ab. Mitunter ergeben sich schreckliche Kettenreaktionen. (Foto: Ein Meteorit schlägt in Spalte 8 ein und reißt einen Mannschaftsraum samt Besatzung, einen Laser, etwas Ladung und einen Antrieb mit. Aua!)

Was passiert? In der Bauphase dominiert die blanke Panik. Zwar darf man sich, um Anhaltspunkte für die optimale Konstruktion zu erhalten, einen Großteil der zu durchfliegenden Karten anschauen, allerdings muss man auch noch die passenden Teile in die Finger kriegen. Und es muss schneller gehen als bei der Konkurrenz. Womöglich gibt sich einer früh mit einem zweifelhaften Wrack zufrieden, nur um die anderen, die noch am Grundgerüst ihres Superfliegers werkeln, in Zeitnot zu bringen.
Die Flugphase sorgt für einige Schicksalsschläge: Vielleicht befinden sich unter den nicht eingesehenen Karten ernsthafte Gefahren. Oder die Karten werden in einer völlig unpassenden Reihenfolge aufgedeckt. Oder der Würfel bestimmt, dass der Meteorit an der einzig ungeschützten Stelle des Raumschiffes aufprallt.


Was taugt es? Zugegeben: Nicht jeder liebt GALAXY TRUCKER. Wer mit Legespielen ohnehin schon seine Schwierigkeiten hat, wird von einem Legespiel unter Zeitdruck kaum mehr begeistert sein. Und wer nur wegen dem in Siegpunkten messbaren Ergebnis spielt, kommt auch nicht auf seine Kosten.
Denn hier steht der pure Spaß am Spielen im Vordergrund: Man schraubt nach bestem Wissen und Gewissen sein Schiff zusammen und hofft für den anschließenden Flug das Beste. Falls sich die hoffnungsvolle Konstruktion durch dumme Zufälle schrittweise in Weltraumschrott verwandelt, ist das eine besondere Gaudi. – Erlebnis statt Ergebnis!
Herausfordernd, spannend und witzig – welches andere Spiel kann noch diese Attribute für sich verbuchen? Thementreue einerseits und die originelle Mischung von sehr unterschiedlichen Elementen (Glück, Tempo, Strategie) andererseits verleihen GALAXY TRUCKER seinen einzigartigen Charme.

GALAXY TRUCKER von Vladimír Chvátil, für zwei bis vier Spieler, Czech Games Edition.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Besonders erwähnenswert finde ich die extrem gut gemacht Spielanleitung. Ich lese Spielanleitungen ohnehin gern, aber diese hier ist aussergewöhnlich.
Neben den witzigen Formulierungen besticht die Option, sich schrittweise einzulesen. Man kann ohne viel Text - naja - direkt losfliegen und die ersten 8 bewusst ausgewählten Ereignisse durchspielen.
Dann im Anschluss werden weitere Bauteile erklärt und man erfährt neue Details über Beginn und Wertung, die man mit dem ersten überstandenen - hm - Flug nun besser verstehen und behalten kann.

Bravo! der Wertung genial schliesse ich mich damit völlig an

F hat gesagt…

"Erlebnis statt Ergebnis" bringt es auf den Punkt.

Richtig viel Freude hat mit Galaxy Trucker, wer das lockere Spieleerlebnis mit Freunden schätzt, wer Schadenfreude aufbringen und vertragen kann, wer das stimmige Weltraumsetting schätzt.

Entäuscht wird von galaxy trucker derjenige sein, der ein ernstes Spiel mit Wettkampfeignung à la Schach sucht, wer nicht aufgrund von Pech verlieren kann und wer keine Spiele mag, die (insbesondere bei den ersten Runden) auch mal recht lang dauern können.

Persönlich kann ich mich mit der ersten Auflistung gut identifizieren und ich glaube die spaßigsten Spieleabende bisher waren die ersten Runden Galaxytrucker.
Der einzige Punkt, der mich etwas schwanken lässt, ob ich die "genial"-Wertung teilen möchte: Das Spiel ist recht schwer mit Neulingen und sehr wenig spielaffinen Mitspielern zu spielen - ein Neuling in einer Veteranengruppe wird (zumindest ohne massive Hilfe) mit einem schlechten Schiff starten, das im besseren Fall spektakulär Schiffbruch erfährt, im schlechteren Fall aber nahezu ohne Aktionsmöglichkeiten nur hinterherfliegt.

Anonym hat gesagt…

ich war so begeistert wie im Artikel, und dann ist es gnadenlos durchgefallen in meinen Spielerunden. Grund 1: Der Zeitdruck wurde als Stress empfunden. Das Puzzeln mit zu vielen Regeln behaftet, und im zweiten Teil schaut man nur zu wie in einem Film was mit den Schiffen passiert.... Schade - Aber der Grund war ich das Spiel heute höchstens als solide sehe ist der Vorteil für geübte Spieler beim Puzzeln . Ein neuer Spieler hat gegen erfahrene Galaxy Trucker keine Chance - und das ist aus meiner Sicht tödlich, das es keine Hanycap Regel gibt.

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