Ach, im Weltall kann mich sowieso niemand hören.
Wie geht ASTROBIENEN? Wir sind Bienen im Weltraum und machen das, was Bienen dort typischerweise tun: Rohstoffe sammeln und damit Waben bauen. Die Waben sind sechseckförmige Plättchen, die ich angrenzend an mein Startteil lege. Rote Waben bringen einen Sofort-, blaue einen Dauer- und gelbe einen Endwertungseffekt, grüne Waben bringen mir ein gelegentliches Einkommen.
Ist mein Starttableau voll bebaut, erhalte ich eine Punktebelohnung. Ich kann weitere Anbauten installieren, und für jeden, den ich komplett befülle, gewinne ich ebenfalls Punkte. Jedes Bienenvolk hat etwas andere Voraussetzungen und Gegebenheiten.
ASTROBIENEN ist ein Figuren-Einsetzspiel. Ungewöhnlicherweise sind besetzte Felder aber nicht besetzt. Ich schubse die anwesende Biene einfach beiseite. Die rutscht dann auf ein anderes Feld oder fliegt nach Hause zurück und kann erneut eingesetzt werden. Und: Sie wird dabei um eine Stufe stärker. Bienen der höchsten Stufe 4 bekommen bei allen Aktionen einen erheblichen Bonus. Insbesondere sind sie die einzigen Bienen, mit denen ich überhaupt eine gelbe Wabe erwerben darf.
Allerdings kehren die Vierer-Bienen nicht mehr zurück. Wird eine verdrängt, erhält sie noch eine kleine Belohnung und nimmt bei Spielende an einer Mehrheitenwertung teil. Ansonsten aber scheidet sie aus.
In ASTROBIENEN gibt es fünf Bereiche, um meine Bienen einzusetzen: Entweder fliege ich mit dem gemeinsamen Raumschiff, erforsche Planeten und gewinne Rohstoffe. Oder ich kaufe und baue eine Wabe. Oder ich ziehe Aktionskarten und suche mir eine davon aus. Oder ich hole mir neue Bienen aus dem Vorrat und / oder kaufe einen Anbau. Oder ich tausche Rohstoffe gegen andere Rohstoffe. Das ist nötig, um an die raren höherwertigen Rohstoffe Wachs und Honig heranzukommen, die ich zwingend für rote und gelbe Waben benötige. Überall gilt: Je stärker meine Biene, desto stärker ist ihre Aktion.
Was passiert? ASTROBIENEN spielt sich sehr flüssig. Das liegt an der Klarheit der Elemente und sicherlich auch an ihrem Bekanntheitsgrad, denn so richtig neu ist das alles nicht. Dass wir uns schnell zurechtfinden, liegt zudem am gut gemachten Spielplan, auf dem alle Aktionen noch einmal beschrieben sind. Und daran, dass es keine Blockaden gibt. Aus Verdrängung erwächst hier etwas Positives.
Originellerweise werde ich sogar dann noch belohnt, wenn ich meine Rohstoffe nicht einlagern kann. Für jeden Baustoff, den ich wegen Platzmangel wegwerfen muss, gewinne ich einen Schritt auf einer Skala (die langfristig Punkte abwirft).
Allenfalls zwei Dinge in ASTROBIENEN sind hakelig: 1. Bei der Aktionskartenwahl bekommen Spieler:innen öfter mal drei oder gar vier Karten und dürfen nur eine behalten. Sich da für die beste zu entscheiden, kann eine Weile dauern, zumal alle Karten zweigeteilt sind und entweder eine besondere Aktion gewähren oder eine Punktewertung am Spielende (um die auszulösen, wird dann wieder eine Vierer-Biene gebraucht).
2. Meine Bienen werden zunächst immer stärker, meine Aktionen bringen immer mehr. Haben sich jedoch die ersten Vierer-Bienen verabschiedet, kann es sein, dass ich abrupt arg limitiert bin. Das sehe ich aber nicht als Problem des Spiels an, sondern als selbst eingebrocktes Dilemma, falls ich mich nicht rechtzeitig um Nachwuchs gekümmert habe.
Was taugt es? Die spannendsten Momente in ASTROBIENEN betreffen die Vierer-Bienen. Weil sie sehr mächtig sind, aber nach ihrem Einsatz verschwinden, kommt es darauf an, einen wirklich guten Zug für sie auf Lager zu haben. Das könnte zum Beispiel der Kauf einer gelben Endwertungs-Wabe sein. Was aber nur klappt, wenn ich mir als Zahlungsmittel rechtzeitig Honig besorgt habe.
Weil es ein Wettrennen auf die attraktivsten gelben Waben gibt, hoffe ich, im richtigen Moment mit einer Vierer-Biene losfliegen zu können. Wofür ich natürlich eine solche Biene haben muss. Generell möchte ich viele Vierer-Bienen generieren, deshalb freue ich mich, wenn ich in rascher Folge verdrängt werde. Das ist allerdings nicht so leicht zu bewerkstelligen. Ich muss mich dort hinstellen, wo sich die anderen kurz danach hinstellen werden. Nur kenne ich deren Pläne nicht so genau, und außerdem will ich nicht nur immer bloß im Weg rumstehen, sondern dort auch noch eine sinnvolle Aktion ausführen.
Habe ich mit einer Biene eine Aktion gewählt, die andere Spieler:innen aktuell nicht reizt, steht meine Figur da erst mal rum. ASTROBIENEN ist so konstruktiv, dass es auch hierfür eine Lösung gibt: Ich kann meine Bienen statt eines Einsetzzuges einfach zurückrufen; dann werden sie aufgewertet, und ich erhalte sogar ein Einkommen.
Mir gefällt in ASTROBIENEN der elegante und spannende Spielablauf. Mechanisch originell finde ich ASTROBIENEN nicht, auch wenn der Figureneinsatz hier auf besonders konstruktive Art umgesetzt ist. Das Thema unterstützt das Spiel nicht; es rangiert irgendwo zwischen Gag und Trash.
Am wenigsten gefällt mir die für ein Spiel dieser Komplexität doch große Unwucht bei den Völkern, den Waben und den Karten. Die verschiedenen Bienenvölker empfinde ich nicht als ausgewogen, nicht einmal die Startvölker. Je nachdem, welche gelben Waben ausliegen, können sich für manche Spieler:innen tolle Synergien anbieten, für andere nicht. Manche roten Waben sind megastark, andere unattraktiv.
Und während die roten Waben immerhin nach und nach ins Spiel kommen und die nachrückende und potenziell supertolle Wabe vorübergehend erst mal besonders teuer ist, sind die Karten wie eine Lotterie. Ich habe erlebt, dass eine Aktionskarte dank günstiger Umstände einfach so fünf Punkte brachte (was grob vier bis fünf Prozent der Gesamtpunkte bei Spielende ausmacht; und ich könnte sogar einen Extremfall mit noch deutlich mehr Punkten konstruieren, den ich allerdings nicht erlebt habe). Andere Aktionskarten hingegen schmeißt man ab, um zum Trost einen Rohstoff der billigsten Sorte zu erhalten. So gut ASTROBIENEN auch fließt: Wenn zunehmend ein Beigeschmack bleibt, ebbt die Neugierde auf weitere Partien ab.
**** solide
ASTROBIENEN von Connie Vogelmann für eine:n bis fünf Spieler:innen, Feuerland.
1 Kommentare:
Oh, da hab ich mit mehr gerechnet. Wahrscheinlich weil ich das Spiel reizvoll bis außerordentlich finde. Ich kann jedoch deine Kritikpunkte absolut verstehen. Da ist vor allem bei den Karten eine ziemlich große Unwucht drin. Die Waben find ich okay, es gibt immer einen Spieler, zu welchem sie passen. Mich überzeugt vor allem dieser fantastische Flow im Spiel. Es gibt nicht diese Runden-Phasen-Struktur, sondern immer nur Einsetzen, was eine irre Dynamik entwickelt. Und die positive Spielerinteraktion ist großartig
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