Eins vorweg: Dieses Spiel ist auf jeden Fall brillanter als diese Einleitung.
Wie geht BRILLIANT? Irgendwer würfelt, alle schreiben. „Roll & Write“ nennt man das. Unsere Blätter zeigen ein siebenmal sieben Felder großes Raster. Gleichfarbige Felder bilden ein Gebiet. In Level 1 etwa gibt es zwei rote Gebiete mit je sechs Feldern und zwei blaue mit je vier Feldern. Mein Ziel ist es, solche Gebiete komplett zu befüllen – und das auch noch schneller als die Konkurrenz. Dafür gibt es Punkte.
Gefüllt werden die Felder mit Zahlen. Zwei Würfel geben vor, welche Zahl ich eintragen darf. Sind Eins und Drei geworfen, bedeutet das: Ich darf entweder eine Drei auf einem Feld neben einer bereits vorhandenen Eins eintragen. Oder eine Eins neben einer bereits vorhandenen Drei. Auch die Feldfarbe nimmt Einfluss: Alle Zahlen in einem roten Gebiet müssen verschieden sein, alle in einem blauen Gebiet gleich. Und so weiter.
Obwohl die Würfel zwölfseitig sind, gibt es nur Zahlen von Eins bis Sechs. Die Würfel sollen offenbar an grüne Brillanten erinnern.
Was passiert? Irgendwer würfelt, alle schreiben. Aber vorher suchen wir noch. Zu Beginn, wenn unser Raster nur einmal die Zahlen von Eins bis Sechs enthält, ist noch viel Platz. Jede Zahl hat freie Nachbarfelder. Dass man einen Wurf nicht verwenden kann, kommt noch nicht vor.
Aber natürlich wird es immer enger. Die Farbvorgaben schränken mich zunehmend ein. Wenn im roten Gebiet nur noch ein Feld frei ist, muss dort eine ganz bestimmte Zahl hin. Nämlich die einzige, die noch fehlt. Und die muss dann erst mal gewürfelt werden, und dann auch noch (damit ich sie dort eintragen darf) zusammen mit einer anderen Zahl, die sich neben diesem leeren Feld befindet.
Trage ich eine bestimmte Zahl (sagen wir: die Vier) nur selten ein, etwa weil die Vier nicht so oft gewürfelt wird oder weil, wenn doch, ich überwiegend die andere Zahl wähle, engt mich auch das ein, weil ich immer weniger freie Felder neben Vieren haben werde.
Und deshalb suche ich, bevor ich schreibe. Um überhaupt Möglichkeiten fürs Eintragen zu finden. Und wenn es mehrere gibt, um abzuwägen, welches die beste ist. Einerseits geht es um Raumgewinn. Je mehr ich mich in meinem Raster ausbreite, desto bessere Möglichkeiten schaffe ich mir für die Zukunft. Zweitens geht es um Tempo. Weil ich Gebiete möglichst als Erster abschließen will, hängen meine Entscheidungen auch davon ab, wie weit die Konkurrenz gekommen ist und in welchen Gebieten ich mir demzufolge die besten Chancen ausrechne. Und drittens geht es um Effizienz. Es bringt nichts, alle Gebiete befüllen zu wollen. Das Spiel ist vorher vorbei. Optimalerweise konzentriere ich mich auf nur einige Gebiete, um sie zu komplettieren.
Wofür – wenig überraschend – auch das Glück mitspielen muss. BRILLIANT ist nun mal ein Würfelspiel.
Was taugt es? BRILLIANT bringt eine neue Eintrage-Regel ins Genre der „Roll & Write“-Spiele – die allerdings ein bisschen um die Ecke gedacht ist. Einige Mitspieler:innen hatten Schwierigkeiten, regelkonform zu spielen. Ich musste ziemlich oft helfend oder korrigierend eingreifen, was mir zeigt, dass diese Regel nicht so intuitiv ist.
Vier Level (also vier verschieden gestaltete Raster), in denen BRILLIANT gespielt werden kann, variieren das Spiel. Am Spielgefühl ändern sie aber wenig. In den höheren Levels sind die Gebiete größer, das Spiel dauert länger. Mir gefällt das etwas besser, weil es mir das Gefühl gibt, mehr gestalten zu können (was auch Einbildung sein kann). Mit Anfänger:innen würde ich trotzdem auf Level 1 oder 2 einsteigen.
Man ist gefordert, man sucht, man puzzelt: Ich spiele BRILLIANT gern, aber an die besten Roll & Writes kommt es dann doch nicht ganz heran, auch nicht an Ralf zur Lindes leider unterschätztes DIZZLE.
Die Spannungskurve und die emotionale Involviertheit sind nicht so hoch wie bei manch anderen Roll & Writes, die mir mehr das Gefühl geben, mit anderen zu konkurrieren, beispielsweise indem wir uns in irgendeiner Form einen gemeinsamen Würfelpool teilen (und gegenseitig wegnehmen).
Auch die Hin- und Hergerissenheit zwischen ähnlich guten Optionen empfinde ich in BRILLIANT als nicht ganz so ausgeprägt. Hier geht es mehr darum, gute Optionen nicht zu übersehen. Und oft habe ich sowieso einen klaren Plan A und warte, bis endlich die passende Würfelkombination auftaucht. Bei aller Originalität ist BRILLIANT dann doch wiederholend. Nach Level 1 bis 4 bin ich nicht überzeugt, dass potenzielle Level 5 und höher da noch mal mehr herauskitzeln könnten.
**** solide
BRILLIANT von Ralf zur Linde für eine:n bis sechs Spieler:innen, Ravensburger.
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