Manchmal sind aller guten Dinge drei.
Worum geht es in DAS FUNDAMENT DER EWIGKEIT? Es geht um Religion. Situationsabhängig gibt es den richtigen und den falschen Glauben. Haben sich in einer Stadt vier Religionssteine angesammelt, wird geschaut, ob mehr Steine katholisches Violett oder protestantisches Grau zeigen. Die Steine werden aus der Stadt entfernt und mit ihnen die Handelshäuser aller Spieler, die der unterlegenen Religion angehören. Die Spieler der siegreichen Religion erhalten für ihre Häuser Punkte.
Und es geht um den Verkauf von Rohstoffen. Man kriegt Rohstoffe und man verscherbelt sie und erhält Punkte. Wofür man aber eben jene Handelshäuser benötigt, die immer mal wieder religiösen Fanatikern zum Opfer fallen.
Was passiert? Den größten Teil der Spielzeit beschäftigt uns ein interessanter Würfelmechanismus. Bin ich am Zug, würfle ich alle meine Würfel. Einen wähle ich aus, um eine Personenkarte derselben Farbe zu erwerben. Der Würfel wird auf die Karte gelegt und zeigt, wie viele Runden lang ich von dieser Person profitiere. Eigentlich sind lange Laufzeiten gut, aber eigentlich auch wieder nicht, denn mein Würfel ist während dieser Zeit gebunden.
Mehrere Würfel frei und somit zur Auswahl zu haben, ist oft von Vorteil. Nicht nur weil ich manche Person vermeiden möchte (jede befördert bei ihrer Anwerbung einen vorgegebenen Religionsstein in eine der Städte … und nicht unbedingt den richtigen), sondern auch weil ich einen zweiten der geworfenen Würfel nutze, um auf einem Rundparcours weiterzulaufen. Hierbei interessiert nur die Farbe des Würfels, nicht seine Augenzahl. Ich ziehe zum nächsten freien Feld derselben Farbe und führe dessen Aktion aus. Besonders interessieren die Verkaufsfelder.
Viele Würfel zur Auswahl zu haben, bedeutet also mehr Möglichkeiten. Für die zuschauenden Spieler bedeutet es leider, dass das Spiel stockt, weil sich das stille Durchrechnen all dieser Möglichkeiten hinziehen kann.
Nachgedacht wird auch in anderen Spielen, das ist kein genereller Kritikpunkt. Doch fühlen sich die Entscheidungen in DAS FUNDAMENT DER EWIGKEIT während der gesamten Partie nur situativ an. Zug für Zug reagiere ich auf die Gegebenheiten, mit denen mich das Spiel konfrontiert. Auch wenn ich viele Auswahlmöglichkeiten habe, entsteht nicht der Eindruck, ich würde das Spiel gestalten oder könne eine übergeordnete Strategie verfolgen.
Was taugt es? Weil die Gegebenheiten von vielen Variablen abhängen, verlaufen die Partien recht unterschiedlich. Das finde ich gut. Noch besser sogar finde ich die Idee, Aktionskarten per Würfelmechanismus ein Haltbarkeitsdatum zuzuweisen. (Ein Mitspieler hat mich daran erinnert, dass es etwas Ähnliches schon in DAS AMULETT gab. Aber das war 2001, also genügend lange her, um sich 2017 wieder neuartig anzufühlen.)
Allerdings vermisse ich in DAS FUNDAMENT DER EWIGKEIT einen Fokus. Dass so viele weitere Elemente im Spiel sind, nimmt dem Würfelmechanismus den nötigen Raum, um sich zu entfalten. Um zu erleben, wie dieser Mechanismus mehrere Zyklen durchläuft, hat das Spiel zu wenige Durchgänge (dauert aber wegen der ganzen anderen Dinge trotzdem lange genug).
Auch der Religionskonflikt ist nicht wirklich tragend. Zwar gibt es Partien mit spannenden Situationen, in denen eine Seite der anderen richtig eins reinwürgen kann. Doch häufiger habe ich (selbst in Viererpartien) erlebt, dass sich aufgrund der Konstellation auf dem Brett eine Glaubensrichtung anbietet, und der Einfachheit halber alle auf diese Richtung einschwenken.
DAS FUNDAMENT DER EWIGKEIT ist taktisch herausfordernd und beileibe kein schlechtes Spiel. Doch zu vieles wird nur angerissen. Die Konzentration auf ein tragendes Hauptelement wäre für mein Empfinden die bessere Lösung gewesen.
*** mäßig
DAS FUNDAMENT DER EWIGKEIT von Michael Rieneck für zwei bis vier Spieler, Kosmos.
1 Kommentare:
Komplett auf den Punkt gebracht, (Planbarkeit, Optionsfülle, dennoch nicht vorhandene Strategie, Wartezeiten, "stabile" Glaubensrichtung). Ähnlich, aber viel verkürzter, habe ich das auch in meinem Kommentar auf Hall900 versucht wiederzugeben.
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