Dienstag, 27. Mai 2008

Wer war´s?

Diese Situation kennt quasi jeder: Eine alte Freundin kommt zu Besuch, hurra! Aber - wie blöd ist das denn!? - sie hat ihre Kinder mitgebracht. Die finden Teetrinken und Erwachsenengespräche überhaupt nicht spannend, lechzen nach Aufmerksamkeit und drohen den gesamten Nachmittag zu ruinieren. Wie gut ist es da, die Gören mit einem Kinderspiel in den Nebenraum verfrachten zu können, um stundenlang nichts mehr von ihnen zu hören oder zu sehen.


Wie geht WER WAR´S? Die Kinder müssen den Dieb eines Zauberringes überführen. Der Spielplan zeigt einen Palast mit zehn Räumen, in denen sich die Truhen der Verdächtigen befinden. Schließt man die richtige auf, findet man den Ring. Schließt man die falsche auf, verliert man einen Schlüssel. Also braucht man wohl mehrere davon. Und handfeste Indizien, um ein paar Verdächtige ausschließen, wären auch nicht schlecht.
Jeden Raum bewohnt auch ein Tier. Die Vierbeiner helfen mit Zeugenaussagen, kennen Schlüsselverstecke und Geheimgänge, müssen allerdings mit Futter gesprächig gestimmt werden. Und alle möchten etwas anderes: Das Pferd verlangt einen Apfel, der Hund schreit nach Pilzen, die Ziege will Brot.
Ein Elektronikteil steuert das Geschehen, lässt Stimmen ertönen und sorgt in jeder Partie für Abwechslung: Sowohl die Futterwünsche variieren als auch die Räume, in denen die Speisen zu finden sind. Der Ringdieb wechselt natürlich ebenfalls.

Was passiert? Wer dran ist, würfelt, zieht seine Figur und meldet der Elektronik durch Tastendruck, ob er im erreichten Raum nach Futter sucht, mit dem Tier redet oder die dortige Truhe aufschließt. Neben Würfelglück entscheidet vor allem ein gutes Gedächtnis: Welchen Raum haben wir schon durchsucht? Wen bereits gefüttert? Welches Vieh hat noch Hunger und was wollte es doch gleich zu fressen haben? Jede unnötige Aktion kostet wertvolle Zeit, denn alle Spielzüge lassen die Turmuhr voranschreiten. Die Elektronik zählt unbarmherzig mit. Spätestens um 18 Uhr ist alles vorbei.
Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad funken bei den Ermittlungen ein Geist und ein böser Zauberer dazwischen oder eine Fee gibt wertvolle Tipps. So bleibt selbst nach Überführung des Täters ein Reiz, es ein weiteres Mal und vor allem noch schneller zu schaffen.

Was taugt es? Die meisten Kinder sind von WER WAR´S völlig in den Bann gezogen und fiebern der Auflösung entgegen. Insbesondere trägt der kooperative Gedanke. Man spielt nicht zusammen, weil die Spielregel es so vorschreibt; man fühlt sich tatsächlich als Gruppe: „Nein, geh nicht zum Esel! Da waren wir schon! Frag das Wildschwein...!“
Kinder können sich gut Einzelheiten merken, Erwachsene die Züge besser organisieren. Das ergänzt sich prima, wodurch WER WAR´S trotz kindlicher Aufmachung und kindlicher Tierstimmen auch generationenübergreifend bestens funktioniert.
Also, wenn ich´s mir recht überlege, ist es statt langweiliger Erwachsenengespräche eigentlich viel lustiger, mit den Kindern nebenan WER WAR´S zu spielen...

WER WAR´S? von Reiner Knizia, für zwei bis vier Spieler, Ravensburger.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Volle Zustimmung zu deiner Wertung! Einer deiner Kollegen hatte uns "Wer war's?" mal netterweise zur Ansicht mitgebracht und es ist bei den anwesenden Kids (6, 7 und 8 Jahre) gleich voll eingeschlagen und anschließend 2x auf'm Wunschzettel gelandet. Die Auszeichnung "Kinderspiel des Jahres 2007" geht aus meiner Sicht auch vollkommen in Ordnung.

Jerry

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