Es geht um Knochen, Holzsplitter, ein Stück Dornenranke, ein altes Tuch. Um rostige Nägel, übel riechende Backenzähne und eine skelettierte Hand, die den Stinkefinger zeigt. – Man könnte meinen, es sei der 1. April und Queen Games will uns auf die Schippe nehmen. Doch tatsächlich ist Ostern und all diese Dinge sind unglaublich heilig. Es sind Reliquien.
Wie geht COLONIA? Wir schreiben das Jahr 1322. Wir sind angesehene Kaufleute, wollen aber noch angesehener werden. Die Masche „Mein Auto, meine Yacht, mein Plasmafernseher“ funktionierte damals noch nicht. Notgedrungen machen wir deshalb einen auf „Mein Knochen, mein Holzsplitter, mein übel riechender Backenzahn“.
Um Reliquien zu kaufen, benötigen wir Devisen. Die bekommen wir, indem wir ausländischen Händlern Fertigwaren verschachern. Fertigwaren bekommen wir, indem wir den städtischen Handwerkern Rohstoffe bringen. Rohstoffe bekommen wir auf dem Markt. Und auf dem Markt kommen wir als Erste an die Reihe, indem wir die meisten Familienmitglieder in den Rat entsenden.
Familienmitglieder sind die wesentliche Ressource bei COLONIA. Je mehr im Stadtrat herumhängen, desto weniger Pöppel verbleiben für den Einkauf auf dem Markt oder das Schlangestehen bei den Handwerkern. Eine zusätzliche Widrigkeit besteht darin, dass man seine Leutchen immer etwas zeitversetzt zurückbekommt. Jede eingesetzte Figur ist etwas länger als eine Runde außer Gefecht.
Was passiert? COLONIA schickt uns durch einen langwierigen Tauschreigen. Da an allen Stationen immer auch ein bisschen Zufall im Spiel ist, lässt sich normalerweise nicht innerhalb einer Runde auf das aktuelle Reliquien-Angebot reagieren. Oft produzieren die Spieler auf gut Glück und hoffen, dass ein Händler kommen wird, der ihnen die Ware abnimmt. Oder sie verkaufen auf gut Glück und hoffen, dass eine Reliquie kommt, die in der erhaltenen Währung zu bezahlen wäre.
Was taugt es? Nach mindestens 90 Minuten Spieldauer steht man mit gerade mal vier oder fünf erworbenen Reliquien da. Noch irritierender ist das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis vieler Reliquien-Karten. Nur auf die ganz wenigen wertvollen Karten kommt es an und somit auf das Glück, genau im richtigen Moment das passende Geld zu haben und vor den anderen Spielern an die Reihe zu kommen, die das passende Geld ebenfalls hätten.
Trotzdem macht eine Partie COLONIA Spaß. Dies liegt an der herausragenden Aufmachung. Material und Gestaltung geben dem Spiel so viel Flair, dass man einiges verzeiht und die Spielzeit durchaus als angenehm erlebt.
COLONIA von Dirk Henn für drei bis sechs Spieler, Queen Games.
Sonntag, 4. April 2010
Colonia
Label:
**** solide
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