Mittwoch, 24. April 2013

Vor 20 Jahren (4): Ich bin drin

1998 wurde ich Spielerezensent bei der Fairplay, doch jahrelang fiel das niemandem auf. Außer einem: Ein Leser soll sich am Messestand erkundigt haben, wer hinter dem Pseudonym „Udo Bartsch“ stecke. Dass „Udo Bartsch“ ein Realname sei, wollte der Leser nicht glauben.

Dabei hätte eine gründliche Lektüre aller verfügbaren Spielezeitschriften genügt, um sich mit meinem Namen schon vorher vertraut zu machen. Beispielsweise wurde ich in Fairplay 21 (1992) als der überragende Gewinner des TETRIS-Preisrätsels bekannt gegeben. Nichts anderes hatte ich erwartet. Das Einsenden der Lösung war wie eine Mathe-Arbeit gewesen, bei der ich schon beim Abgeben wusste, ich hatte eine Eins geschrieben.
In dem Rätsel waren nach bestimmten Vorgaben Tetris-Teile anzuordnen, und nachdem ich das theoretische Punktemaximum errechnet hatte, knobelte ich solange herum, bis ich diesen Punktestand auch in der Praxis erreichte. Ich war überzeugt, dass sich kein anderer so viel Mühe gemacht hatte und ich im Großen und Ganzen einen Doktortitel dafür verdiente. Aber im Heft stand dann ganz lapidar: „Aus den richtigen Einsendungen haben wir Udo Bartsch gezogen. Hier ist sein Lösungsweg. Es gab mehr als einen möglichen Weg.“ – Empörend! Und so habe ich den Doktortitel bis heute nicht.

Auch an „Charisma“ beteiligte ich mich. Dieses Postspiel veranstaltete die spielbox sieben Hefte lang von Nummer 4/1989 bis 4/1990. Es ging es um Politik. Nach einem Zocker-Mechanismus konnte man Charisma-Punkte und Wahlstimmen sammeln. Man musste sich einem Bundesland und einer Partei zuordnen, und die Wahlsieger bekamen entsprechend ihrem Charismawert Posten. Bei meinem besten Abschneiden war ich Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Insgesamt fünf Mal erreichte ich ein politisches Amt und somit eine ehrenvolle Erwähnung in der spielbox. Ob das an meinem Genie lag oder ob wegen überschaubarer Teilnehmerzahlen sowieso jeder irgendwann mal erwähnt wurde, weiß ich nicht. Aus heutiger wie auch aus damaliger Sicht würde ich tippen: Es lag am Genie.

Eine unerwartet geringe Teilnehmerzahl war jedoch die Ursache für meine peinlichste Erwähnung in der Fairplay. Die Heftnummer nenne ich absichtlich nicht, nur so viel: Das UM REIFENBREITE-Preisrätsel wurde aufgelöst. Darin hatte jeder Mitspieler 250 Energiepunkte auf fünf Etappen aufteilen sollen. In der ersten Etappe kamen die Fahrer mit den 30 höchsten Werten weiter, dann noch die besten 20, dann zehn, dann fünf, und von den Übrigen gewann der mit den meisten für Etappe 5 aufgesparten Punkten.
Es überstieg damals meine Vorstellungskraft, dass die Auflagenzahl meines Lieblingsmagazins wesentlich niedriger sein sollte als die des Spiegels oder der Bild-Zeitung. Deshalb kam ich zu dem Schluss, der erste Cut müsse der schwierigste sein, und verwendete die größte Portion meiner Energiepunkte auf Etappe 1. Und was las ich später in dem Heft, dessen Nummer nicht genannt werden darf: „Große Resonanz gab es auf das REIFENBREITE-Rätsel. Entsprechend spannend war das Rennen. In der erste Etappe ging das gelbe Trikot an Udo Bartsch mit 81 Punkten, zum Weiterkommen brauchte man mindestens 15 Punkte.“

Ich fand es gar nicht nett, dass der größte Depp auch noch beim Namen genannt wurde. Vor allem, weil ich es war. Und je länger ich drüber nachdenke: Ähm... vielleicht ist „Udo Bartsch“ doch nur ein Pseudonym.

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