Freitag, 14. Februar 2014

Vor 20 Jahren (14): Billabong

Der kultivierte Mensch unterscheidet sich vom Primaten, indem er in der Lage ist, bestimmte Bedürfnisse eine Weile lang zu unterdrücken. Sigmund Freud prägte dafür den Begriff „Triebaufschub“, kalkulierte aber nicht einen gewissen Udo B. ein. Der beherrscht sich nämlich immer noch nicht.

Wobei man das so allgemein nun auch wieder nicht sagen kann. Nehmen wir an, ich kaufe Schokolade in der Absicht, sie Gästen anzubieten, dann gelingt es mir vollkommen problemlos, die Leckereien bis zum Eintreffen des Besuchs unangetastet zu lassen. Kaufe ich allerdings eine Tafel Schokolade ohne konkreten Anlass, nur so, um sie bei nicht näher definierter Gelegenheit selber zu verspachteln, dann ergibt sich diese Gelegenheit binnen zehn Minuten nach dem Auspacken der Einkäufe.

Und weil ich auch vor 20 Jahren schon Udo B. hieß, war es damals genauso. Und nicht nur mit Schokolade.

In meiner Straße, bloß ein paar Häuser weiter, wohnte eine Freundin, die ich zunächst nur als nachtaktive Begleiterin in schummrigen Diskotheken kennen gelernt hatte. Erst gemeinsame Treffen bei Tageslicht brachten ans selbige, dass wir noch mehr übereinstimmende Interessen hatten – nämlich Tee trinken und Spiele spielen.
Durch mich angefixt, abonnierte sie bald darauf diverse Spielezeitschriften und rüstete in atemberaubendem Tempo ihre Spielesammlung hoch.

Wolfgang Friebe hatte zu dieser Zeit BILLABONG in der Fairplay sehr positiv gesprochen. Mit den Coverillustrationen von Ralf Kahlert sah das Spiel obendrein höchst attraktiv aus. Vor einem Blindkauf schreckte ich dennoch zurück.
Nicht so meine Nachbarin. Bei meinem nächsten Besuch konnte ich BILLABONG ausprobieren, und obwohl zwei Spieler sicher nicht die optimale Besetzung waren, hatte dieses Wetthüpfen mit Kängurus das besondere Etwas, das sich aus der Einfachheit der Regeln und den manchmal wilden Kettenzügen ergab.

Kurzum: BILLABONG war toll. Aber weil meine Sammlung fast unaufhaltsam auf die mir damals unheimlich erscheinende Zahl von – nicht erschrecken! – sechzig Spielen zustrebte, wollte ich den Ball flach halten und sprach meiner Nachbarin gegenüber folgende weise Worte, die sich mancher Junkie zum Vorbild nehmen sollte: „BILLABONG werde ich mir nicht selber kaufen. Das kann ich ja bei dir spielen.“

Zack! Bumm! Ein Ausspruch wie ein Pamphlet. Seltsam nur, dass meine Spielpartnerin bei ihrem Gegenbesuch zu ihrem großen Amüsement ein BILLABONG in meinem Regal vorfand. – Hoppla! Nanu?! Wie war das denn da hineingeraten?
Der schöne Vorsatz „Das kann ich ja bei dir spielen“ entwickelte sich eine Zeit lang zum geflügelten Wort und bedeutete nichts anderes als: „Das will ich haben, und zwar jetzt!“


Teil 13: Can´t stop
Teil 15: Tyranno Ex

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

An das Spiel kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Es war irgendwo in Essen als, uns das Spiel OVP für sage und schreibe 5,- DM in die Hände fiel. Seitdem kommt es immer wieder auf den Tisch und ist sicherlich eines der ältesten Spiele in unserem Spiele-Cache (aka Schrank im Wohnzimmer).

Danke fürs dara erinnern

Sascha (BGG: Fafnir)

Blendi hat gesagt…

Herrlich! Wenn ich mit Suchen/Ersetzen in dem Text Udo B. durch Walter Z. ersetzen lassen würde, dann wäre der immer noch absolut korrekt in seiner Aussage :-)

Wolfgang Friebe hat gesagt…

Ach ja, was hatten wir damals viel Spaß mit Billabong, müsste ich auch mal wieder ausgraben. Dass du mir dann doch noch vertraut hast ...

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