Montag, 10. Oktober 2016
Agricola Familienspiel
Obwohl hier noch unzählige Spiele des vergangenen Jahrgangs rezensierbereit herumstehen, muss eine strikt dem Boulevard verpflichtete Seite wie REZENSIONEN FÜR MILLIONEN den Bedürfnissen des (überhaupt noch verbliebenen) Publikums entgegen kommen und ein aktuelles Spiel besprechen. Einen tip-top-aktuellen Titel wie ... äh, AGRICOLA!
Na ja, aber immerhin in einer Neuausgabe.
Wie geht das AGRICOLA FAMILIENSPIEL? Nicht so sehr überraschend ähnelt es ganz dolle AGRICOLA. Minus die Hofpläne, minus die Ausbildungen, minus die kleinen Anschaffungen, minus Stein, minus Gemüse.
Grafisch erinnert das jetzt ein bisschen mehr an CAVERNA, die Symbolik empfinde ich als verbessert. Auch die Wertung ist nun freier und erlaubt Spezialisierung.
Der Grundmechanismus ist natürlich geblieben: Abwechselnd setzen wir unsere Figuren ein, erhalten Baustoffe, Nährwerte, Saatgut, Tiere, wir pflügen Äcker, errichten Weiden, vergrößern und renovieren unsere Hütten, zeugen Nachwuchs. Alle paar Runden wird geerntet, man muss seine Familie ernähren, die Tiere vermehren sich. Trotz Abspeckung ist es immer noch ein Spiel mit ziemlich vielen Regeln.
Was passiert? Mit wachsenden Clans wachsen auch die Einsetzmöglichkeiten. Zu Beginn jeder Runde wird ein weiteres Betätigungsfeld auf dem Spielplan freigeschaltet. Bei AGRICOLA gab es an dieser Stelle Überraschungen. Im Familienspiel steht vorher fest, welche Option wann ins Spiel kommt. Ohnehin ist die Familien-Version absolut überraschungsfrei, enthält keine Zufallsfaktoren und ist rein taktisch-strategisch.
Niemand wird hier eine Ausbildung oder Anschaffung zücken, die ihm bei Nahrungsmangel soeben noch den Hals rettet. Niemand wird mit seinen vermeintlich viel zu starken Kartenkombinationen die Konkurrenz aufstöhnen lassen. Weil die vielen AGRICOLA-Kartentexte in meinen Runden einige Mitspieler überfordert oder abgeschreckt haben, kann ich die Entscheidung nachvollziehen, diese Komponente zu streichen. Aber: So gingen auch Flair und Emotion verloren. Das AGRICOLA FAMILIENSPIEL fühlt sich strenger an als das Original.
Außerdem waren die Kartenpakete für den Vielspieler genau das Sahnehäubchen, um Strategien zu entwickeln, Kombinationen auszuprobieren und auf das ultimative Blatt zu hoffen. Dieser Langzeitreiz, der zu immer weiteren Partien animierte, ist nun weg. Das AGRICOLA FAMILIENSPIEL reduziert AGRICOLA auf sein reines Gerüst, also die Mechanik (die für einen Experten heute nichts Besonderes mehr ist) plus das tolle Thema.
Was taugt es? Experten spielen das AGRICOLA FAMILIENSPIEL in weniger als 45 Minuten runter. Weil man die Prinzipien kennt, liegen viele Entscheidungen auf der Hand. Für Neulinge sieht die Sache anders aus. Die Regelmenge (die ich schon im Bereich eines „Kennerspiels“ verorte) ist eine ziemliche Hürde. Das Regelheft mit seinen vielen Sprechblasen empfinde ich zudem als unübersichtlich und unruhig.
Das Bauernhof-Thema in seiner überragend konkreten Umsetzung schafft Identifikation und Emotion, die der übersättigte Vielspieler oft schon gar nicht mehr wahrnimmt. Wer bei der Nahrungsbeschaffung nicht aufpasst, wird sich allerdings wundern, wie schonungslos diese idyllische Welt sein kann.
Ich würde AGRICOLA wünschen, dass es gelingt, mit dem FAMILIENSPIEL neue Zielgruppen zu erschließen. Meine Erfahrungen in Normalo-Runden sind allerdings so, dass die Leute eher kein Schach mit Landwirtschaftsthema spielen wollen, sondern noch leichter Zugängliches suchen. Das so genannte FAMILIENSPIEL wird eher Menschen mit gewisser Spielerfahrung erreichen.
Als Vielspieler sehe ich es als eine Art AGRICOLA im Schnelldurchlauf an. Ich fühle mich innerhalb der Spieldauer genügend herausgefordert und bin gerne mit von der Partie, würde aber statt zwei Mal das FAMILIENSPIEL lieber einmal das große Spiel spielen.
AGRICOLA FAMILIENSPIEL von Uwe Rosenberg für einen bis vier Spieler, Lookout Spiele.
Na ja, aber immerhin in einer Neuausgabe.
Wie geht das AGRICOLA FAMILIENSPIEL? Nicht so sehr überraschend ähnelt es ganz dolle AGRICOLA. Minus die Hofpläne, minus die Ausbildungen, minus die kleinen Anschaffungen, minus Stein, minus Gemüse.
Grafisch erinnert das jetzt ein bisschen mehr an CAVERNA, die Symbolik empfinde ich als verbessert. Auch die Wertung ist nun freier und erlaubt Spezialisierung.
Der Grundmechanismus ist natürlich geblieben: Abwechselnd setzen wir unsere Figuren ein, erhalten Baustoffe, Nährwerte, Saatgut, Tiere, wir pflügen Äcker, errichten Weiden, vergrößern und renovieren unsere Hütten, zeugen Nachwuchs. Alle paar Runden wird geerntet, man muss seine Familie ernähren, die Tiere vermehren sich. Trotz Abspeckung ist es immer noch ein Spiel mit ziemlich vielen Regeln.
Was passiert? Mit wachsenden Clans wachsen auch die Einsetzmöglichkeiten. Zu Beginn jeder Runde wird ein weiteres Betätigungsfeld auf dem Spielplan freigeschaltet. Bei AGRICOLA gab es an dieser Stelle Überraschungen. Im Familienspiel steht vorher fest, welche Option wann ins Spiel kommt. Ohnehin ist die Familien-Version absolut überraschungsfrei, enthält keine Zufallsfaktoren und ist rein taktisch-strategisch.
Niemand wird hier eine Ausbildung oder Anschaffung zücken, die ihm bei Nahrungsmangel soeben noch den Hals rettet. Niemand wird mit seinen vermeintlich viel zu starken Kartenkombinationen die Konkurrenz aufstöhnen lassen. Weil die vielen AGRICOLA-Kartentexte in meinen Runden einige Mitspieler überfordert oder abgeschreckt haben, kann ich die Entscheidung nachvollziehen, diese Komponente zu streichen. Aber: So gingen auch Flair und Emotion verloren. Das AGRICOLA FAMILIENSPIEL fühlt sich strenger an als das Original.
Außerdem waren die Kartenpakete für den Vielspieler genau das Sahnehäubchen, um Strategien zu entwickeln, Kombinationen auszuprobieren und auf das ultimative Blatt zu hoffen. Dieser Langzeitreiz, der zu immer weiteren Partien animierte, ist nun weg. Das AGRICOLA FAMILIENSPIEL reduziert AGRICOLA auf sein reines Gerüst, also die Mechanik (die für einen Experten heute nichts Besonderes mehr ist) plus das tolle Thema.
Was taugt es? Experten spielen das AGRICOLA FAMILIENSPIEL in weniger als 45 Minuten runter. Weil man die Prinzipien kennt, liegen viele Entscheidungen auf der Hand. Für Neulinge sieht die Sache anders aus. Die Regelmenge (die ich schon im Bereich eines „Kennerspiels“ verorte) ist eine ziemliche Hürde. Das Regelheft mit seinen vielen Sprechblasen empfinde ich zudem als unübersichtlich und unruhig.
Das Bauernhof-Thema in seiner überragend konkreten Umsetzung schafft Identifikation und Emotion, die der übersättigte Vielspieler oft schon gar nicht mehr wahrnimmt. Wer bei der Nahrungsbeschaffung nicht aufpasst, wird sich allerdings wundern, wie schonungslos diese idyllische Welt sein kann.
Ich würde AGRICOLA wünschen, dass es gelingt, mit dem FAMILIENSPIEL neue Zielgruppen zu erschließen. Meine Erfahrungen in Normalo-Runden sind allerdings so, dass die Leute eher kein Schach mit Landwirtschaftsthema spielen wollen, sondern noch leichter Zugängliches suchen. Das so genannte FAMILIENSPIEL wird eher Menschen mit gewisser Spielerfahrung erreichen.
Als Vielspieler sehe ich es als eine Art AGRICOLA im Schnelldurchlauf an. Ich fühle mich innerhalb der Spieldauer genügend herausgefordert und bin gerne mit von der Partie, würde aber statt zwei Mal das FAMILIENSPIEL lieber einmal das große Spiel spielen.
AGRICOLA FAMILIENSPIEL von Uwe Rosenberg für einen bis vier Spieler, Lookout Spiele.
Label:
**** solide
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Schöne Rezension!
Das neue Artwork ist auf jeden Fall nochmal ein Gewinn für die beiden neuen Agricolas.
Interessieren würde mich auch, was du von der zweiten Agricola-Ausgabe hälst - eher sinnvoll überarbeitet oder eher fies zusammengekürzt?
Viele Grüße
SpaceTrucker
Du meinst das Agricola-Spiel, das jetzt "Kennerspiel" heißt? Die Ausgabe hat mir Lookout gar nicht erst geschickt, da angeblich nah am Original.
Kommentar veröffentlichen
Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.