Montag, 26. Juni 2017

Vor 20 Jahren (43): Members only

Und nun wieder ein Spiel, zu dem ich keine konkrete Begebenheit weiß, außer dass ich es vor 20 Jahren recht häufig gespielt habe. Ich könnte wohl versuchen, wenigstens die Enthüllung etwas spannend zu gestalten, aber nachdem ich den Titel blöderweise bereits in der Überschrift verraten habe, dürfte dieser Versuch lächerlich scheitern. Also: Es ist MEMBERS ONLY.
Ich habe dieses Spiel übrigens nicht nur vor 20 Jahren, sondern sogar noch bis in die 2000er-Jahre hinein gespielt, zumindest gelegentlich. Damals machte man solche Sachen noch: Spiele spielen, die nicht zum aktuellen Jahr gehören. Crazy.

Autor des Spiels ist Reiner Knizia. Der war in den frühen 90ern plötzlich sehr bekannt geworden, weil er binnen kurzer Zeit außergewöhnlich viele und außergewöhnlich viele gute Spiele veröffentlichte. Vielleicht sogar zu viele. Ich hatte damals den Eindruck, dass bei einigen Kritikern (die natürlich noch mehr Spiele kannten und spielen mussten als ich) binnen weniger Jahre eine Art Knizia-Verdruss entstanden war. Anders konnte ich mir manche Kritik nicht erklären; auch die zu MEMBERS ONLY nicht, das in der spielbox mit den Noten 3, 4, 5, 5, 7 und 7 ziemlich in den Boden gestampft wurde. Okay, aus heutiger Sicht würde ich wohl auch nicht mehr als 6 Punkte geben, aber immerhin. 6 Punkte sind das, was ich „solide“ nennen würde. Und ich behaupte: 5 und 5 sind nicht mehr „solide“, während 4 und 3 schon stark in Richtung „grottig“ gehen.


MEMBERS ONLY wurde vorgeworfen, man habe wenig Einfluss. Der Zufall dominiere. Und was soll ich sagen? Das stimmt! Aber: Thema in MEMBERS ONLY ist die Wettleidenschaft in England. MEMBERS ONLY ist ein Wettspiel. Wir treffen Vorhersagen, wie viele Skandälchen der Royals in der Regenbogenpresse stehen oder wie viele Clubmitglieder in Ascot den gleichen Hut tragen werden. Dinge also, auf die man naturgemäß wenig Einfluss hat. Aber auf die man – Abgedrehtheit vorausgesetzt – wetten könnte.

Spielmechanisch läuft es so, dass immer nur ein Teil aller Karten im Spiel ist. Und von diesen wiederum kennt jeder nur sein eigenes Blatt. Wir wetten auf den Gesamtbestand, ähnlich wie wir in BLUFF auf den Gesamtbestand aller Würfel wetten. Nach und nach legen die Spieler Karten aus, und die Informationslage verbessert sich.
Der Trick und zugleich der taktische Teil des Spiels ist das System, wie Wetten platziert und bewertet werden. Auch wenn man tatsächlich bloß geringen Einfluss auf die Zahl der royalen Skandälchen hat, bleibt einem die Möglichkeit, mit Wettquoten und Wahrscheinlichkeiten zu operieren. Und läuft es nicht bei realen Sportwetten (außer man hat den Schiri bestochen) exakt so? Ich finde das sehr stimmig.

Aber es nützt wohl nichts, MEMBERS ONLY nachträglich anzupreisen. Angesichts von Platz 3.000+ in der BGG-Rangliste muss man einfach bilanzieren: Das Spiel ist untergegangen. Schade. Aber mittlerweile gibt es auch wirklich Besseres.

Ich habe MEMBERS ONLY in meiner Göttinger Spielerunde zum Glück kennengelernt, noch bevor Kritiken dazu erschienen, und so habe ich viel gute Zeit mit bekloppten Wetten verbracht. Anders herum wäre ich vielleicht voreingenommen gewesen und hätte das Spiel gar nicht unbedingt spielen wollen. Und wer gewettet hat, dass doch noch eine Geschichte kommt, hat leider verloren. Es kommt keine.

Aber ein bisschen Statistik. Ich habe MEMBERS ONLY damals, 1996, nach ein paar Partien im Göttinger Spieleladen gekauft, übrigens zusammen mit MEDICI. Es waren meine Knizia-Spiele Nummer acht und neun. Von keinem Autor hatte ich mehr. Klaus Teuber erreichte die Neun erst 1997 mit LÖWENHERZ. Und bis 1999 dauerte es gar – und daran erkennt man den Spätgeborenen (ich meine tatsächlich mich) –, bis meine Sammlung endlich auch neun Wolfgang-Kramer-Spiele umfasste. TORRES kam damals hinzu.


1 Kommentare:

Peer hat gesagt…

Ah, Members Only habe ich früher auch gespielt... Ich stimme dir völlig zu: Ist ein nettes Spiel und die Bewertungen waren damals überzogen niedrig - insbesondere wenn man sieht, dass solche niedrigen Noten eher selten waren.

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