Am 1. März 1998 wählten die Niedersachsen einen neuen Landtag. Man kann sich das heute nur schwer vorstellen: Die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten und seit 1990 amtierenden Ministerpräsidenten Gerhard Schröder erreichte (wie schon 1994) die absolute Mehrheit der Mandate.
Die parallel stattfindende Bundestagswahl gewann meiner Erinnerung nach die F.D.P. Dieses historische Ergebnis kann man nirgendwo mehr nachlesen, denn es war lediglich (und zum Glück) das Ergebnis einer Partie DIE MACHER. Eine meiner Spielerunden, die passenderweise in hochpolitischer Umgebung, nämlich in einem besetzten Haus stattfand, hatte für das Spiel Feuer gefangen, und wir fassten den Plan, uns fortan zu jeder Landtagswahl für eine Partie DIE MACHER zusammenzufinden. Wie das aber so ist: Die Zeit zwischen zwei Wahlen ist einfach zu lang, um Vorhaben, Schwüre und Versprechungen nicht wieder aus den Augen zu verlieren.
Ich kannte DIE MACHER bereits seit Ende der Achtziger-Jahre, noch in der alten Version mit den echten Politikerbildern und der Schmielschen Spielerunde als Hinterbänkler. Allein das verströmte verdammt viel Charme, allerdings bevorzugte ich dann doch die Neuausgabe. Sie war regeltechnisch ausgefeilter und inhaltlich aktualisiert. Statt um Uralt-Streitthemen wie die NATO, den § 218 und die Freiheitliche Grundordnung ging es jetzt um aktuelle Aufreger wie den Euro oder die Rechtschreibreform. Und die neuen Bundesländer und die PDS durften auch mitmachen.
Und heute? Interessiert die Rechtschreibreform keine Menschenseele mehr und im Politikbetrieb machen noch ganz andere Parteien mit. Aber das meine ich nicht.
Wie ist es heute mit DIE MACHER? Auf Boardgamegeek hält es sich wacker auf Platz 180. In meinem Regal allerdings verstaubt es. Wenn auch nicht allzu sehr, weil es direkt unter PUTSCH steht, und dessen Schachtel hält ziemlich viel Staub ab. Haha. Trotzdem: DIE MACHER habe ich vermutlich seit 15 Jahren nicht mehr gespielt und strebe es auch nicht an, nicht mal zur nächsten Landtagswahl.
Thematisch ist DIE MACHER weiterhin aktuell. Parteien hängen immer noch ihr Fähnchen in den Wind, Medien machen immer noch Meinungen, und Geld macht immer noch Politik. Spielerisch aber gibt es mit vergleichbarer Komplexität mittlerweile Eleganteres. Vor 20 Jahren war DIE MACHER dennoch toll. Ich verdanke dem Spiel viele schöne Spielstunden. Na ja, bis auf jene eine Partie in einer anderen Spielerunde, die allen Ernstes von 21 Uhr bis 4 Uhr morgens dauerte. Unter der Woche. Falls ich mal in die Spielepolitik gehe, lautet mein Wahlprogramm: „Grübelobergrenze JA!“
- Vor 20 Jahren (57): Johnny Controletti
- Vor 20 Jahren (59): Gambler
1 Kommentare:
Also unsere seit 7 Jahren bestehende Spielegruppe zelebriert die Macher zu jeder Land/Bundestagswahl - eben weil es thematisch so unverwüstlich aktuell ist!
Wobei wir neben den Neuerscheinungen der letzten Jahre(Transatlantic, Fields of green, Istanbul etc.) auch gerne auf andere "Oldtimer" wie Acquire, Heiße Schlacht am kalten Buffet, Kuhhandel, Kreml, Targui, Wallenstein, Serenissima, Giganten, Sankt Petersburg zurückgreifen...
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