Freitag, 20. März 2009

Hab & Gut

Geld allein mache nicht glücklich, lese ich auf der Schachtelrückseite. Für mich eine zutiefst erschütternde Information! Wozu sonst betreibe ich REZENSIONEN FÜR MILLIONEN, wenn nicht wegen der Aussicht, eines Tages meine Wohnung beheizen zu können? (Und ein bisschen Ferrari zu fahren und mir einen Fußball-Club zu kaufen.)

Wie geht HAB & GUT? Nein, das kann ich jetzt nicht erklären. Ich bin total erschüttert...
Hm, oder doch. Aber hinterher lasse ich den Hut rumgehen!
Bei HAB & GUT gewinnt derjenige mit dem meisten Geld. Es sei denn, er hat im Spielverlauf am wenigsten gespendet.
Wozu man als Reicher spenden muss? Gute Frage! Aber stellen Sie sich mal vor, Sie haben die Steuerprüfung im Haus. Kaffee und Kekse reichen da nicht. Guter Wein und barbusige Tänzerinnen sollten schon drin sein. „Wohltätigkeit“ nennt das die Spielregel. Eine schöne Umschreibung.

Was passiert? Die schnelle Mark machen wir natürlich mit Aktienhandel. Und mit Karten verändern wir die Kurse. Aber: Kein Spieler besitzt ein Blatt nur für sich allein. Stattdessen lagern die Karten auf kleinen Holzbänkchen, die immer zwischen zwei Spielern stehen. Beide Sitznachbarn haben hier Einsicht und Zugriff.
Die Karten besagen beispielsweise: „Kautschuk-Aktien zwei Schritte runter“ oder „Preiselbeeren vier hoch“. Wer am Zug ist, spielt eine Karte vom linken und eine vom rechten Tableau. Eine davon allerdings nur zu ihrem halben Wert. Besitzt mein Nachbar Preiselbeer-Aktien und ich nicht, könnte ich die entsprechende Karte zum halben Tarif spielen. Das dürfte ihn ärgern.
Andererseits muss man sich ja auch nicht jeden am Tisch zum Feind machen, und so könnte ich alternativ ebenfalls bei den Preiselbeeren einsteigen. Aber das Hochtreiben des Kurses natürlich meinem Nebenmann überlassen, häh, häh. Auf gute Partnerschaft!

Was taugt es? Durch die Bobachtung, welche Aktien die Mitspieler kaufen, lässt sich auf die Bestückung der verborgenen Tableaus schließen. „Einklinken oder vermiesen?“ lautet die Entscheidung. Das Wechselspiel aus Konflikt und Kooperation macht bei HAB & GUT den Reiz aus.
Hinzu kommt eine große Portion Unwägbarkeit: Acht Mal bin ich im Spiel an der Reihe. Acht Mal darf ich je eine meiner Aktien für wohltätige Zwecke spenden. Früh zu spenden entzieht Liquidität. Wer aber zu spät seine soziale Ader entdeckt, holt den Wohltätigkeitsvorsprung der anderen womöglich nicht mehr auf.
HAB & GUT spielt sich schnörkellos, und das gefällt mir. Die Reduktion aufs Wesentliche bewirkt allerdings auch, dass sich im Laufe mehrerer Partien nichts aufregend Neues ergibt.

HAB & GUT von Carlo A. Rossi für drei bis fünf Spieler, Winning Moves.

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