Taktisches Spielen bedeutete in meiner Jugendzeit oft, den eigenen Informationsvorsprung brutal auszunutzen. ÖL FÜR UNS ALLE habe ich dermaßen häufig gespielt, dass ich aufgrund der Kaufpreise bereits wusste, ob ein angebotenes Ölfeld ein großes Vorkommen sein konnte oder nicht. Um zu gewinnen, musste man die großen haben - also war es nicht klug, das Wissen zu teilen. Kinder und blutigen Anfängern hätte ich vielleicht noch geholfen, niemals aber meinen Freunden.
Die handhabten das übrigens genauso. Ich erinnere mich an meine erste Partie JOCKEY. Wie ich mein Geld beim Wetten verjubele, hatte man mir erklärt. Alles Weitere mit den Karten würde sich ergeben, hieß es. Steht ja alles drauf. Und schon ging´s los...
Mein Kumpel startete und zog das braune Pferd. Und sein Bruder zog ebenfalls das braune Pferd. – Na, was soll´s, dachte ich mir, machte den Gag mit und zog ebenfalls das braune Pferd. Als jetzt wieder Spieler eins an die Reihe kam, lernte ich die „x3“-Karte kennen. Braun ging ab wie eine Rakete. Die anderen beiden Spaßvögel hatten auf Braun gesetzt, ich nicht. Haha.
Schaute ich damals in Kaufhäusern nach Spielen, schaute ich fast nur nach dem blauen Dreieck. Auch einen weiteren Ravensburger-Klassiker, DAS BÖRSENSPIEL, haben wir in dieser Zeit rauf und runter gespielt. Ich liebte vor allem die großen Aktienpapiere. Da hatte man richtig schön was in der Hand. Ein anderer Freund besaß ALASKA. Das spielten wir auch; aber eher, weil wir nicht viel anderes hatten. Auf Dauer fanden wir es zu simpel und lehnten den hohen Glücksfaktor ab - was eigentlich paradox ist, denn unser damaliger Liebling ÖL FÜR UNS ALLE war ebenfalls kein strategisches Wunderwerk.
Würfelte man bei einer neuen Bohrung eine Drei, gab´s sang- und klanglos Gestängebruch. Bestenfalls konnte man sein Risiko etwas streuen, indem man mehrere Bohrungen gleichzeitig durchführte und im Zweifelsfall die schlechtere scheitern ließ. Aber mehr Taktik war nicht, abgesehen vielleicht von der unglaublichen Gewitztheit, mit seinen Schiffen diejenigen Häfen anzusteuern, wo es höhere Preise gab.
Doch wichtiger als Taktik war Opulenz. Und ÖL FÜR UNS ALLE war über alle Maßen opulent: Plastiktanker, zwei Sorten Ereigniskarten, eine Weltkarte und vor allem die beiden grandiosen Stecktafeln. Je mehr Materialverwaltung (Geld zahlen, Geld bekommen, Tanker mit einem farbigen Stecker versehen, Ölpreise ändern...), desto mehr Spielreiz. Damals war Spielebeurteilung noch viel einfacher als heute und zudem wunderbar objektiv.
- Was war: Als ich noch kein Spieler war (9): Geister
- Was kommt: Als ich noch kein Spieler war (11): Schach
- So ging es los: Als ich noch kein Spieler war (1): Jag und schlag
2 Kommentare:
Ölsuche gibt es seit kurzem auch "in intelligent". Wenn man sich auskennt...
Sie müssen Jahrgang '65 sein. Alle diese Spiele waren auch in meiner Jugend Highlights. Beim Börsenspiel habe ich mich sogar dazu hinreissen lassen es vor kurzem bei ebay zu ersteigern, weil es in der Erinnerung so toll war. Ist es aber doch nicht.
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