Mittwoch, 8. Dezember 2010

Der Pate

Es ist mir eine Ehre.
Das auf der Schachtelrückseite von DER PATE abgedruckte Motto könnte genauso über REZENSIONEN FÜR MILLIONEN prangen: „Das ist Geschäft, nichts Persönliches!“



Wie geht DER PATE?
Bei DER PATE geht es um das meiste Geld. Aber bevor jemand die pädagogische Botschaft dabei vermisst: Geld allein kann natürlich niemals alles sein. Um zu gewinnen, muss ein Spieler auch Aktionen dafür aufwenden, um entweder seine gesamte Skala „Ansehen“ oder seine Skala „Einfluss“ zu durchlaufen. Welche von beiden, entscheidet sich erst während der Partie.
Des PATEN Herz ist ein Würfelmechanismus. Der Spieler am Zug würfelt mit allen vier Würfeln und legt einen davon in der obersten Zeile seiner Aktionstafel ab. Die restlichen drei Würfel werden neu geworfen, einer in Zeile zwei abgelegt und so weiter. Jedes Feld des Tableaus steht für eine Aktion. Die Zahl des Würfels bestimmt über die Qualität der Aktion, seine Farbe schränkt die Platzierungsmöglichkeiten ein.
Entsprechend dem Spielziel bewirken die Aktionen entweder Geldeinnahmen oder Fortschritte auf den Skalen. Oder entsprechend dem Spielthema bewirken sie eine Schädigung des Gegners. Mitunter heftige Schädigungen.

Was passiert? Nicht jeder Betroffene findet das amüsant und schwört nun Rache oder bereut seinen Beitritt zur Mafia und hasst fortan Literaturverspielungen. Man vermeidet Unmut, indem man potenzielle Mitspieler vorab informiert, was auf sie zukommt.
Jemand kann, bevor er überhaupt seinen ersten Zug ausführen darf, bereits mehrere seiner drei Start-Geschäfte verlieren. Und wenn die Gegner ihm weiter übel wollen, kriegt er auch keinen Fuß mehr in die Partie, sondern allenfalls in den frisch angerührten Beton. Mit Menschen, die ihre realen Konflikte am Spielbrett austragen, sowie mit Pärchen, die sich spielerisch ihre Liebe beweisen wollen, ist DER PATE die falsche Wahl.

Was taugt es? Die Einstiegshürde von DER PATE ist recht hoch. Die Würfeltafel bietet mehr als ein Dutzend verschiedene Aktionsmöglichkeiten. Trotz genauester Erklärung gibt es während der Partie Fragen, und die Sache läuft zäh an.
Haben alle den Mechanismus verstanden, reizt der Würfelmechanismus sehr. Mich jedenfalls. Ich habe den Ehrgeiz, aus den vier Würfeln das Beste herauszuholen und verschiedene Strategien durchzuprobieren. Dass die Würfel nicht immer wie gewollt fallen, zwingt mich, von meinen großen Plan wieder abzuweichen und taktisch zu entscheiden.
Alles, was jenseits des Würfeltableaus passiert (Ereigniskarten aufdecken, Mitspieler eliminieren, Läden übernehmen), ist für mich nicht das wirklich Spannende. Es bewegt sich in herkömmlicheren Bahnen und rundet den bemerkenswerten Kern thematisch gut ab. Macht nichts, ist schon okay so. Das größere Problem sehe ich woanders: Weil es so gemein ist, aber auch anspruchsvoll und trotzdem glücksabhängig, dürfte es das Spiel schwer haben, eine Zielgruppe zu finden.

DER PATE von Michael Rieneck für zwei bis vier Spieler, Kosmos.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ach, sooo hoch fand ich die Einstiegshürde gar nicht, allerdings hat Knut auch alles schön erklärt. Wir mochten den Paten, weil er thematisch wirklich gut umgesetzt ist, der Würfeleinsatz interessant gelöst ist und eine Partie auch nicht unendlich lang geht (wenn man denn schon dauernd Beton an den Füßen kleben hat ;) Mafiöse Grüße von Nicola

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