Freitag, 15. Februar 2013

Fundstücke

Wenn man sich neue Stühle kauft, die alten an den Straßenrand stellt, und am nächsten Vormittag kommt die Sperrmüllabfuhr... und alles steht noch unberührt da: Dann weiß man, es war wirklich dringend nötig!
(Altes chinesisches Sprichwort)

Wie geht FUNDSTÜCKE? Wir sammeln Sperrmüll in fünf Sorten. In jeder Runde liegt eine von der Spielerzahl abhängige Menge bereit, und wir bieten mit verdeckten Zahlenkarten um die Reihenfolge, in der wir Gegenstände auswählen dürfen.
Wer die Eins spielt, kommt als Erster an die Reihe, erhält aber nur ein Teil. Entsprechend agiert die Fünf ganz am Schluss, rafft aber – sofern vorhanden – bis zu fünf Stücke. Im Falle eines Gleichstandes setzt sich der mit dem besseren Gleichstandsmarker durch. Der andere bekommt nichts, aber immerhin werden die Marker getauscht.
Und schließlich gibt es noch die Karte „Dieb“. Der Dieb klaut bei denjenigen Spielern, die gerade zum Sperrmüll unterwegs sind. „Unterwegs“ sind alle, die nicht bei Gleichständen ausgestochen wurden. Um sich nicht zum Ziel des Diebes zu machen, ist es vorteilhaft, Waren schnell wieder wegzutauschen. Denn man sammelt die Dinge nicht um ihrer selbst willen: Auftragskarten geben vor, für welche Altmöbel-Kombinationen es wie viele Punkte gibt. Immer direkt nach dem Beutezug dürfen die Spieler Aufträge erfüllen.

Was passiert? Weil alle Informationen offen liegen, kann ich mir durchaus Gedanken machen, was die anderen wollen. Die Gleichstandsplättchen besitzen nicht nur Verwaltungsfunktion; es lässt sich auch mit ihnen taktieren: Besitze ich den schlechtesten Chip, sollte ich entweder eine Wahl treffen, mit der ich mutmaßlich allein dastehe, oder ich sollte versuchen, ins Duell mit der Nummer eins zu gehen, um das Reihenfolgeplättchen zu ergattern.
Dennoch unterscheidet sich das Spielgefühl am Ende nicht sehr von anderen Spielen mit verdeckten Geboten: Man überlegt sich was, probiert es und lässt sich vom Ausgang überraschen. Je mehr Spieler, desto unberechenbarer wird es. Die Diebeskarte hat in meinen Runden mehrfach für Unlust gesorgt, wenn beim Führenden nichts zu holen war und ersatzhalber die beklaut wurden, die ohnehin schon schlecht dastanden.

Was taugt es? An FUNDSTÜCKE gefällt mir der stimmige Mechanismus, dass Frühaufsteher gezielt die besten Stücke bekommen, während die Langschläfer in größeren Fuhren die Reste einsammeln. Trotzdem empfinde ich das Spiel als nicht so stark, dass es diese Neuauflage gebraucht hätte. Das Geschehen in FUNDSTÜCKE fühlt sich nicht dicht genug an. Die Zeit, in der ich nachdenke, ist kurz im Vergleich zu der Zeit, die für Verwaltung und Warengeschiebe drauf geht. Am besten gefallen mir letztlich die hochwertige Aufmachung mit schönen großen Karten und die charmante Retrografik von Harald Lieske.

FUNDSTÜCKE von Friedemann Friese für drei bis sechs Spieler, 2F-Spiele.

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