Donnerstag, 9. Januar 2014
Der Millionen Coup
Niemand ist noch ernstlich überrascht, wenn nach einem zerstörerischen Monstertanz in Tokio im Zimmer der meist jugendlichen Täter mal wieder ein Exemplar von KING OF TOKYO gefunden wird. Denn jeder kennt den schlechten Einfluss gefährlicher Brettspiele. Doch kaum jemand tut etwas dagegen!
Nur der Verlag mit dem blauen Dreieck zeigt Flagge. Zwar animiert er uns dazu, in eine Bank einzubrechen, die Alarmanlage lahmzulegen, den Wächter auszutricksen und den Tresor zu knacken. Aber dann kommt der pädagogische Clou: Wir dürfen das Gold nicht behalten! Ätsch! Und nach dieser kalten Moraldusche wird keiner der Spieler später zum Bankräuber, sondern züchtet Orchideen oder sammelt Gartenzwerge. Und alles ist gut.
Wie geht DER MILLIONEN COUP? Wir sind Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma und tun so, als würden wir in eine Bank einbrechen. Tatsächlich aber überprüfen wir nur das Sicherheitssystem. Wenn alle Spieler innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne den Tresorraum erreichen, ohne dabei dem Wächter zu begegnen, haben sie gewonnen und feiern ihren Erfolg bei Milchschnitte und Kindercola.
DER MILLIONEN COUP ist ein Spiel mit dem tiptoi. Der Stift liegt nicht bei, sondern muss separat erworben werden. Der tiptoi erklärt die Regeln, moderiert das Spiel, misst die Zeit und verwaltet sämtliche Abläufe. Ein Spielzug besteht darin, mit dem Stift auf den eigenen Charakter (zum Beispiel „Oliver“) zu tippen, auf die gewünschte Tätigkeit („Klettern“) und auf das Ziel („Gang 1“). Je nach Zeitbedarf muss nun abgewartet werden. Der Stift meldet sich dann mit dem Ergebnis. Indem die Spieler den tiptoi weiterreichen, können alle parallel agieren.
Was passiert? Das Spiel durchläuft zwei Phasen: In der ersten erlernen die Spieler Fähigkeiten nach Wahl, beispielsweise Klettern, Rennen, Schleichen, das Knacken von Schlössern oder Umprogrammieren der Alarmanlage. Gleichzeitig sammeln sie Informationen über die Bank: Welche Route nimmt der Wächter? Wo sind Alarmschranken? Wo befinden sich Hinweise auf den Tresorcode? All diese Vorbereitungen kostet Zeit, und je länger die Spieler in dieser Phase verweilen, desto weniger Minuten bleiben ihnen für die Ausführung in Phase zwei, welche sie zu einem beliebigen Zeitpunkt starten dürfen.
Erst jetzt wird es wirklich spannend. Der Wächter setzt sich in Bewegung. Die Spieler wenden ihre gesammelten Informationen und Fähigkeiten an und sprechen sich dabei ab: Wer geht zu welchem Ort, damit alle Alarme ausgeschaltet und alle Hinweise eingesammelt werden? Wie geht es am schnellsten, ohne dabei dem Wächter zu begegnen? Zeitdruck, Angst vorm Erwischt-Werden, kleine Pannen: Oha, da steht nun ausgerechnet dasjenige Crewmitglied vor einer verriegelten Tür, das sich nicht aufs Schlösserknacken versteht...
Was taugt es? In seinen besten Momenten prickelt DER MILLIONEN COUP und fühlt sich tatsächlich so an, als würden wir etwas höchst Verbotenes tun. Es gibt aber mehrere Nachteile: Die Software scheint nicht sehr ausgefeilt. Solange der Stift redet, nimmt er keine Befehle entgegen. Und naturgemäß hat man es als Einbrecher oft sehr, sehr eilig und möchte seinen Zug machen, darf aber nicht, weil der Stift erst noch Text herunterspulen muss. Auch ist es leider nicht möglich, ein verlorenes Spiel zurückzusetzen. Wenn eine versehentliche Falscheingabe den Alarm auslöst, mag das realistisch sein. Aber in dieser Situation möchte man trotzdem nicht wieder von vorn beginnen und die komplette Lern- und Erkundungsphase durchlaufen.
Überhaupt ist diese Phase ein Stimmungskiller und Zeitfresser. Je mehr Erfahrung man mit DER MILLIONEN COUP gesammelt hat, desto schematischer geht man hier vor. Denn immer wieder lässt sich die Bank auf recht ähnliche Wiese knacken. In der Planungsphase wird deshalb nicht wirklich geplant. Man sitzt die Zeit ab, bis das eigentliche Spiel endlich beginnen kann.
In den höheren Schwierigkeitsstufen verkürzt sich einfach die zur Verfügung stehende Zeit. Sobald man das Spiel auf dieser Stufe geknackt hat, verfliegt der Reiz. Um fortgeschrittene Spieler bei der Stange zu halten, hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht, beispielsweise Szenarien, die ohne Erkundung auskommen, dafür mit weniger Zeit und Vollinformationen starten und die Spieler animieren, sich eine auf die Gegebenheiten maßgeschneiderte Strategie zurechtzulegen.
In seinen besten Momenten erlebe ich DER MILLIONEN COUP als sehr reizvoll. Allerdings werden diese guten von zu vielen schwachen Momenten überlagert, so dass mich das Spiel auf Dauer nicht fesselt. In der Grundidee vermute ich Potenzial für noch wesentlich mehr.
DER MILLIONEN COUP von Matthias Cramer für zwei bis vier Spieler, Ravensburger.
Nur der Verlag mit dem blauen Dreieck zeigt Flagge. Zwar animiert er uns dazu, in eine Bank einzubrechen, die Alarmanlage lahmzulegen, den Wächter auszutricksen und den Tresor zu knacken. Aber dann kommt der pädagogische Clou: Wir dürfen das Gold nicht behalten! Ätsch! Und nach dieser kalten Moraldusche wird keiner der Spieler später zum Bankräuber, sondern züchtet Orchideen oder sammelt Gartenzwerge. Und alles ist gut.
Wie geht DER MILLIONEN COUP? Wir sind Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma und tun so, als würden wir in eine Bank einbrechen. Tatsächlich aber überprüfen wir nur das Sicherheitssystem. Wenn alle Spieler innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne den Tresorraum erreichen, ohne dabei dem Wächter zu begegnen, haben sie gewonnen und feiern ihren Erfolg bei Milchschnitte und Kindercola.
DER MILLIONEN COUP ist ein Spiel mit dem tiptoi. Der Stift liegt nicht bei, sondern muss separat erworben werden. Der tiptoi erklärt die Regeln, moderiert das Spiel, misst die Zeit und verwaltet sämtliche Abläufe. Ein Spielzug besteht darin, mit dem Stift auf den eigenen Charakter (zum Beispiel „Oliver“) zu tippen, auf die gewünschte Tätigkeit („Klettern“) und auf das Ziel („Gang 1“). Je nach Zeitbedarf muss nun abgewartet werden. Der Stift meldet sich dann mit dem Ergebnis. Indem die Spieler den tiptoi weiterreichen, können alle parallel agieren.
Was passiert? Das Spiel durchläuft zwei Phasen: In der ersten erlernen die Spieler Fähigkeiten nach Wahl, beispielsweise Klettern, Rennen, Schleichen, das Knacken von Schlössern oder Umprogrammieren der Alarmanlage. Gleichzeitig sammeln sie Informationen über die Bank: Welche Route nimmt der Wächter? Wo sind Alarmschranken? Wo befinden sich Hinweise auf den Tresorcode? All diese Vorbereitungen kostet Zeit, und je länger die Spieler in dieser Phase verweilen, desto weniger Minuten bleiben ihnen für die Ausführung in Phase zwei, welche sie zu einem beliebigen Zeitpunkt starten dürfen.
Erst jetzt wird es wirklich spannend. Der Wächter setzt sich in Bewegung. Die Spieler wenden ihre gesammelten Informationen und Fähigkeiten an und sprechen sich dabei ab: Wer geht zu welchem Ort, damit alle Alarme ausgeschaltet und alle Hinweise eingesammelt werden? Wie geht es am schnellsten, ohne dabei dem Wächter zu begegnen? Zeitdruck, Angst vorm Erwischt-Werden, kleine Pannen: Oha, da steht nun ausgerechnet dasjenige Crewmitglied vor einer verriegelten Tür, das sich nicht aufs Schlösserknacken versteht...
Was taugt es? In seinen besten Momenten prickelt DER MILLIONEN COUP und fühlt sich tatsächlich so an, als würden wir etwas höchst Verbotenes tun. Es gibt aber mehrere Nachteile: Die Software scheint nicht sehr ausgefeilt. Solange der Stift redet, nimmt er keine Befehle entgegen. Und naturgemäß hat man es als Einbrecher oft sehr, sehr eilig und möchte seinen Zug machen, darf aber nicht, weil der Stift erst noch Text herunterspulen muss. Auch ist es leider nicht möglich, ein verlorenes Spiel zurückzusetzen. Wenn eine versehentliche Falscheingabe den Alarm auslöst, mag das realistisch sein. Aber in dieser Situation möchte man trotzdem nicht wieder von vorn beginnen und die komplette Lern- und Erkundungsphase durchlaufen.
Überhaupt ist diese Phase ein Stimmungskiller und Zeitfresser. Je mehr Erfahrung man mit DER MILLIONEN COUP gesammelt hat, desto schematischer geht man hier vor. Denn immer wieder lässt sich die Bank auf recht ähnliche Wiese knacken. In der Planungsphase wird deshalb nicht wirklich geplant. Man sitzt die Zeit ab, bis das eigentliche Spiel endlich beginnen kann.
In den höheren Schwierigkeitsstufen verkürzt sich einfach die zur Verfügung stehende Zeit. Sobald man das Spiel auf dieser Stufe geknackt hat, verfliegt der Reiz. Um fortgeschrittene Spieler bei der Stange zu halten, hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht, beispielsweise Szenarien, die ohne Erkundung auskommen, dafür mit weniger Zeit und Vollinformationen starten und die Spieler animieren, sich eine auf die Gegebenheiten maßgeschneiderte Strategie zurechtzulegen.
In seinen besten Momenten erlebe ich DER MILLIONEN COUP als sehr reizvoll. Allerdings werden diese guten von zu vielen schwachen Momenten überlagert, so dass mich das Spiel auf Dauer nicht fesselt. In der Grundidee vermute ich Potenzial für noch wesentlich mehr.
DER MILLIONEN COUP von Matthias Cramer für zwei bis vier Spieler, Ravensburger.
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1 Kommentare:
Deinen Einstieg in der Spielbox fand ich besser: "Ba Ba Banküberfall? Nein, Fa Fa Familienspiel"!
Was habe ich gelacht! : )
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