Dienstag, 25. März 2014

Trains

Das ist der Plan: Alle acht Tage erscheint auf REZENSIONEN FÜR MILLIONEN eine neue Rezension. Manchmal, so wie aktuell, geht der Plan leider in die Hose. Ich denke jedoch, bei einem Spiel wie TRAINS kann eine Verspätung von läppischen drei Tagen als thematisch passend gelten und ist somit entschuldigt. Wir danken für Ihr Verständnis!

Wie geht TRAINS? TRAINS ist wie DOMINION, nur mit Spielbrett: Genau wie bei DOMINION bauen wir ein Deck. Genau wie bei DOMINION spielen wir dieses Deck mehrfach durch, indem wir jeden Spielzug mit fünf neuen Handkarten beginnen, am Ende alle Karten samt aller Einkäufe auf den Ablagestapel werfen und immer wieder mischen, mischen, mischen. Genau wie bei DOMINION gibt es Aktions-, Geld- und Siegpunktkarten. Anders als bei DOMINION hat man unbegrenzt viele Aktionen, kann also immer sein gesamtes Blatt herunterspielen.
Auf dem sechseckfeldrigen Spielplan bauen wir ein Eisenbahnnetz. Beginnend an einem selbst gewählten Startpunkt, versuchen die Spieler, viele Städte zu erreichen und dort Bahnhöfe zu errichten. In Städte passen zwischen einem und drei Bahnhöfe. Je mehr Bahnhöfe eine Stadt hat, desto mehr Siegpunkte zählt sie am Schluss.
Um überhaupt bauen zu können, umfasst die Startausstattung neben sieben Regionalzügen (dem Pendant zum Kupfer aus DOMINION) zweimal die Karte „Gleisbau“ und einmal die Karte „Bahnhofsausbau“. Deren Benutzung bringt (ebenso wie der Erwerb von Siegpunktkarten) störende Müllkarten ins Deck. Einige Karten können Müll wieder entfernen, ansonsten wird man Müll nur los, wenn man einen Zug aussetzt und alle Müllkarten von der Hand in den Vorrat zurücklegt.

Was passiert? TRAINS ist ein Ausbreitungsspiel, bei dem sich Fragen stellen, die in DOMINION (logischerweise) nicht vorkommen: Baue ich für mich allein? Zecke ich mich dort ein, wo die Mitspieler schön vorgearbeitet haben? Baue ich von Beginn an oder halte ich mein Blatt erst mal müllfrei? Für das Deck stellt sich zusätzlich die Frage, ob und zu welchem Zeitpunkt man weitere Baukarten hinzukauft.
Im Regelfall erzielen die Spieler mehr Punkte übers Bauen als über Karten in ihrem Deck. Deckbau ist zwar immer noch ein ausgeprägter Faktor des Spiels, aber eher im Sinne eines zuarbeitenden Mechanismus.
Die zwei enthaltenen Spielpläne bringen ein bisschen Abwechslung. Wesentlich bedeutsamer für den Verlauf der Partie aber ist die Auslosung der acht mitspielenden Kartensorten. Einige Konstellationen unterstützen beispielsweise eine Baustrategie, weil man sich Müll recht gut vom Hals halten kann. Umgekehrt habe ich auch schon erlebt, dass jemand komplett ohne jedes Bauen und nur über Siegpunktkarten gewann, weil ruckzuck die erforderlichen vier Stapel ausverkauft waren.

Was taugt es? Einige meiner Mitspieler bevorzugen das sanftere TRAINS gegenüber DOMINION. Weil man in TRAINS beliebig viele Aktionen hat, entfällt die Qual, irgendwelche tollen Handkarten gar nicht nutzen zu können. Ebenso kommt es in TRAINS wesentlich seltener zu langen Kettenzügen.
Mich haben solche Aspekte in DOMINION nie gestört. Und ich brauche auch keinen Brett-Mechanismus nebenher. Im Gegenteil ist für mich das Faszinierende an DOMINION, dass es mit einem einzigen (seinerzeit noch höchst originellen) Hauptmechanismus auskommt und diesen in seiner vollen Tiefe auslotet.
In DOMINION dient der ausgefeilte Deckbaumechanismus keinem anderen Zweck als dem Deckbau. Das empfinde ich als das stimmigere System im Vergleich zu TRAINS, wo ein aufwändiger Motor ein kleines Brettspiel antreibt. Wenn schon Verknüpfung von Deckbau und Brett, dann finde ich solche Spiele harmonischer, in denen der Deckbau reduziert wird (CONCORDIA, ROKOKO) und das restliche Spielgeschehen mehr Raum erhält.
DOMINION ist das Original, TRAINS nur die Nachahmung. Mehrere Karten entsprechen exakt denen von DOMINION. Auch TRAINS kennt beispielsweise, den „Keller“, die „Mine“, den „Thronsaal“, nur unter anderem Namen. TRAINS spielt sich durchaus pfiffig und interessant. Aber indem es sich so eng an DOMINION anlehnt, beschwört es immer auch den direkten Vergleich. Und den verliert TRAINS nun mal. Was auf dem Brett passiert, ist so neuartig nicht. Und wenn ich Deckbau will, spiele ich natürlich DOMINION.

TRAINS von Hisashi Hayashi für zwei bis vier Spieler, Pegasus Spiele.

1 Kommentare:

keller hat gesagt…

Ich finde, du unterschlägst zwei Dinge:

1. der "Brettmechanismus" ist nicht komplizierter als so manches DOMINION-Add On (z.B. Alchemie, gähn) - bietet aber eine ganz neue Dimension zum Punkten an. Das hat in meinen Runden bisher allen gut gefallen.

2. der Müll-Aspekt ist auch eine schöne neue Facette

Und ich behaupte mal frech: wenn Donald etwas TRAINS-artiges als Spielbrett-Erweiterung für Dominion herausgebracht hätte, wäre mindestens ein Stern mehr bei dir rausgesprungen. ;-)

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