Ich weiß nicht, ob das hier schon zur Sprache kam... ach doch, jetzt fällt es mir wieder ein. Es kam schon zur Sprache. Mehrfach sogar. Trotzdem kurz zur Wiederholung, denn das letzte Mal ist auch schon wieder zwei Monate her:
Vor 20 Jahren hatte ich noch nicht so viele Spielerunden wie heute. Ich lechzte nach Spielmöglichkeiten.
Im Laden Am Schwarzen Bär wusste man... oh, pardon, ich habe vergessen, im Zusammenhang mit diesem Laden das Wort „legendär“ zu verwenden. Also von vorn:
Im legendären Laden Am Schwarzen Bär wusste man von meiner Misere. Ich würde sogar sagen: Man war nicht ganz unschuldig daran. Denn trotz Nachfrage durfte ich nicht in der legendären Spielerunde dieses legendären Ladens mitspielen. Ich war zu sehr normalsterblich.
Immerhin gab mir der Ladenbesitzer Tipps, wen ich ansonsten noch mit meinem unstillbaren Spieledrang behelligen könnte. Nachdem er mich neulich zu einer Institution namens Gleisdreieck geschickt hatte, wo ich genau ein Mal und nie wieder hinging, empfahl er mir diesmal den neu gegründeten Spieletreff im Jugendkeller einer Kirchengemeinde.
Der Jugenddiakon und Leiter dieses Spieletreffs namens Udo (!) kannte den Ladenbesitzer offenbar ganz gut. Jedenfalls gab es die Abmachung, dass er sich zu jedem Spieletreff zwei, drei Spiele aus dem legendären Laden ausleihen durfte. Und das war natürlich genial. Denn auf diese Weise lernte ich Neuheiten kennen, ohne sie kaufen zu müssen oder direkt im Laden anzutesten. Endlich konnte ich das, was ich aus Fairplay und spielbox erfuhr, mit eigenen Erfahrungen abgleichen.
In diese Zeit fielen Spiele wie LINIE 1, STERNENHIMMEL, GALOPP ROYAL, HIGH SOCIETY, CONDOTTIERE, PHANTOMS OF THE ICE... und SIEDLER. Verdammt! Wir hatten Zugriff auf den legendären Bestand des legendären Spieleladens, und am Ende spielten wir dann doch immer wieder SIEDLER. Es war einfach das beste Spiel.
Ich behaupte, ich gewann bei SIEDLER recht häufig – sodass die Bereitschaft meiner Mitspieler, mit ausgerechnet mir Rohstoffe zu tauschen, tendenziell sank. Ich musste argumentativ ein bisschen nachhelfen. Und als eine Mitspielerin mal wieder zögerte, ob sie nun mit mir oder mit dem anderen Udo tauschen sollte, sagte ich: „Nimm mich! Denn ich bin der gute Udo. Und das ist der böse Udo.“ Oder so ähnlich.
Der Spitzname „böser Udo“ blieb am anderen Udo hängen. Noch heute verwenden einige Bekannte von damals diesen Ausdruck. Selbst der böse Udo tut das manchmal. Anlässlich dieser Kolumne hatte ich ihn gefragt, ob er noch Fotos von damals hat. – Ja, hat er. Er weiß nur nicht, wo. Aber er will sie für mich suchen. So böse ist er also gar nicht. Im Nachhinein muss ich sagen, Doreen hätte das Getreide auch gern mit ihm tauschen dürfen.
Für heute ist meine Sendezeit schon wieder um. Eigentlich wollte ich noch davon erzählen, dass dieser Spieletreff leider auch sehr merkwürdige Gestalten anzog, mit denen man privat niemals spielen würde. Das kann ich aber zu einem beliebigen Zeitpunkt nachholen, denn in den kommenden Folgen werde ich noch oft von Spieletreffs zu berichten haben, und das Sonderling-Phänomen findet man quasi überall.
Eine weitere Geschichte aus dem Spieletreff: Ich begegnete einem echten Prominenten! Den muss ich aber erst fragen, ob ich darüber schreiben darf. Wer will schon freiwillig von Udo Bartsch getroffen worden sein? Ich werde argumentativ etwas nachhelfen und sagen: Hey, ich bin doch der gute Udo!
Vor 20 Jahren (31): Geister
Vor 20 Jahren (33): Essen 1995
Donnerstag, 27. August 2015
Vor 20 Jahren (32): Der gute und der böse Udo
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Vor 20 Jahren
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2 Kommentare:
das Sonderling-Phänomen kenne ich zu gut :D Ich bin gespannt auf die Geschichten dazu ;)
Ich frage mich gerade, ob ich auch als Sonderling angesehen werde?!
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