Donnerstag, 12. November 2015

Isle of Skye

Man sagt, früher wurden in diesem Blog Spiele rezensiert. Vielleicht sollte ich die Tradition einfach mal wieder aufleben lassen.

Wie geht ISLE OF SKYE? Aus quadratischen Teilen baut jeder seine Landschaft. Zu Spielbeginn werden vier Aufgaben ausgelost. Und sie besagen beispielsweise, dass wir in Zwischenwertungen Punkte für abgeschlossene Seen, für Schafe oder die Schiffsmehrheit erhalten.
Teile allerdings gibt es nicht einfach so, man muss sie kaufen. Jeder zieht drei und legt sie vor seinem Sichtschirm aus. Hinter dem Sichtschirm ordnet er zwei der Teile ein Geldgebot zu, dem dritten Teil eine Axt. Sie bedeutet: Das Teil fliegt raus.
Nun werden die Sichtschirme entfernt, und beginnend beim Startspieler darf jeder ein Teil bei einem anderen Spieler kaufen. Der Preis entspricht dem Gebot des Anbieters. Alle Plättchen, die nicht verkauft wurden, müssen die Anbieter selber nehmen und in ihr Reich einbauen. Als Preis zahlen sie ihr Gebot in die Bank.

Landschaft

Frisches Geld erhalten die Spieler jede Runde einfach so von der EZB. Etwas mehr Geld bekommt, wer Wege so konstruiert hat, dass sie Whiskyfässer mit der Startburg verbinden. Und erheblich mehr Geld bekommt, wer auf der Wertungsskala weiter hinten steht.

Was passiert? Neben dem Lege-Element (wie konzipiere ich meine Landschaft am klügsten?) fordert uns vor allem das Haushalten mit den Finanzen. Lege ich viele meiner Münzen als Gebot (sei es um den Preis hochzutreiben; sei es, weil ich das zwangsweise angebotene Plättchen selbst behalten möchte), bleibt weniger Bargeld, um die Teile anderer zu kaufen. Wer hinten sitzt, kann auf Einnahmen hoffen, bis er an der Reihe ist. Allerdings dürften die attraktivsten Plättchen dann weggekauft sein.

Runden- und Punktezähler mit Zwischenwertungen

Die Kombination dieser Anforderungen fühlt sich neuartig an. Ein Gespür für sinnvolle Preise muss man sich durch Übung erst aneignen. Die Partien selbst verlaufen durch die variablen Ziele sehr unterschiedlich. Ich habe erlebt, dass ein Führender trotz Finanznot seinen Vorsprung knapp ins Ziel retten konnte. Ebenso dass er noch abgefangen wurde. Ich habe große Gebiete mit vielen Teilen siegen sehen und Mini-Länder mit wenigen Teilen. Ich habe erlebt, dass mehr als 15 Gold für ein Teil berappt wurden. Oder dass Teile, die nur ein Gold kosten sollten, liegen blieben.
Natürlich hat ISLE OF SKYE auch einen Glücksfaktor. So kann es ein entscheidender Nachteil sein, am Schluss des Spiels hinten zu sitzen. Außerdem halte ich es grundsätzlich für besser, attraktive Teile zu ziehen als unattraktive – selbst auf die Gefahr hin, dass mir die attraktiven Teile weggekauft werden. Aber all dies sind keine Faktoren, die sich in Relation zur Spieldauer falsch anfühlen.


Gebote

Was taugt es? Obwohl jeder sein eigenes Areal baut, ist ISLE OF SKYE dank der spannenden Verkaufsrunden alles andere als ein Solitärspiel. Weil die erworbenen Teile von allen Spielern gleichzeitig eingebaut und weil mehrere Zwischenwertungen in derselben Runde abgehalten werden, geht wenig Zeit verloren, und ISLE OF SKYE fühlt sich sehr dicht an. Der Finanzausgleich für zurückliegende Spieler hilft manchmal überhaupt nicht, manchmal wieder ist er ungerecht. In Summe aber steigert er die Spannung und ist ein gelungenes Element, an dem sich reiben und mit dem sich taktieren lässt (Stichwort: „Subventionsschnorrer“).
Dachte ich nach den ersten Partien noch, ISLE OF SKYE sei durch und durch solide, haben weitere Partien gezeigt, wie sehr hier Kompaktheit und Variabilität den Wiederspielreiz hoch halten. Folglich: übersolide.


ISLE OF SKYE von Alexander Pfister und Andreas Pelikan für zwei bis fünf Spieler, Lookout Spiele.

7 Kommentare:

Martin G. hat gesagt…

Endlich wieder Rezensionen!!!!
Wie spielt sich das Spiel denn so zu zweit?

Udo Bartsch hat gesagt…

RezensionEN? Diese hier gibt es eigentlich nur, weil bald Weihnachten ist. Von Plural war bislang nicht die Rede.
Zu zweit finde ich Isle of Skye spielenswerter, als ich es hier und da lesen konnte. Die Bestbesetzung ist es allerdings nicht, weil vergleichsweise wenig Plättchen ins Spiel kommen. Das macht das Spiel starrer und strenger. Zu dritt oder zu viert hat es mir am besten gefallen.

Alex hat gesagt…

Ich kann mich da nur anschließen. Auch ich finde es zu zweit deutlich besser, als es teilweise gemacht wird. Allerdings habe ich noch nicht gaaanz viele Spiele hinter mir...

widow_s_cruse hat gesagt…

Hallo again, :-)

auch ich bin der Meinung, dass die Partie zu zwot sehr gut ist. Tatsächlich wird die Runde so überschaubar, dass man in der Handelsphase die Möglichkeiten des Mitspielers versucht zu erkennen und ins Kalkül der eigenen Aktionen einfließen lässt. Bei einer größeren Rundenzahl mag ich darüber nicht nachdenken.
Auch ergibt sich zu zwot nicht dieser Frust-Moment, wo es für Mitspieler so blöd laufen kann, dass sie nach der Handelsrunde mit leeren Händen da standen. Das wurde von Mitspielern dem Spiel wiederholt angekreidet.

Liebe Grüße
Nils

Stephan hat gesagt…

Hallo herr Bartsch,

ich lese Ihre Rezensionen immer sehr gerne und stöbere wie heute hin und wieder mal in älteren Texten, wenn ich Ihre Meinung mit meiner abgleichen kann.

In diesem Text bin ich über Ihre Formulierung "Autistenspiel" gestolpert. Als Vater eines Autisten fällt mir so etwas auf und ich ärgere mich über die anscheinend gedankenlose Verwendung. Oft ist damit vom Autor nur eine Eigenart gemeint, die viele Menschen mit Autismus in Verbindung bringen (a la Rain Man). Aber Autismus gibt es in vielerlei Schattierungen. Pauschalisierungen sollte man meiner Meinung nach vermeiden.

Udo Bartsch hat gesagt…

Vielen Dank für den Hinweis! Ich habe die entsprechende Stelle geändert und bitte für meine unbedachte Wortwahl um Entschuldigung.
Udo Bartsch

Stephan hat gesagt…

Danke für die schnelle Reaktion. :-)

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