Neben meiner Göttinger Spielerunde unterhielt ich noch eine weitere in meiner alten Heimat. Hier kam irgendwann (und ich würde behaupten, das war vor 20 Jahren) die Idee auf (und ich würde behaupten, sie stammte nicht von mir ... aber wer weiß), nach jeder Partie eine Siegerehrung durchzuführen. Der Sieger hatte sich auf eine umgedrehte Bierkiste zu stellen (die hatten natürlich nicht wir leer getrunken, sondern wer anders), der Zweite und Dritte rechts und links von ihm. Der Vierte machte den Gratulanten und schüttelte Hände. Und dann wurde die Hymne des Siegers gespielt.
Jeder hatte nämlich auf Kassette ein Musikstück mitgebracht. Seine Hymne. Was das war, blieb eine Überraschung, bis derjenige mal eine Partie gewann und sein persönlicher Song gespielt wurde.
Ich hatte mir, wie ich fand, Gedanken gemacht. Meine Hymne sollte kurz und es sollte ein reines Instrumentalstück sein. Ich wählte „No Way“ von der Nina Hagen Band, das mit seiner Länge von gerade mal 65 Sekunden für mein Empfinden die Geduld der Zuhörer nicht überstrapazierte. Aber von wegen: Meine Mitspieler jaulten; noch schlimmer als die verzerrte Gitarre in dem kleinen Song jaulte. Die Banausen unterstellten mir allen Ernstes eine musikalische Attacke auf ihr kultiviertes Gehör. Sozusagen einen Lausch-Angriff, haha.
Der Vorwurf ist umso lächerlicher, wenn man weiß, welche grandiose Hymnen sich die anderen einfallen ließen. Einer hatte ein Stück von Heino ausgewählt und sang dabei mit. Wodurch es weder schlechter noch besser wurde. Es war und blieb halt einfach schlimm. Der Dritte hatte mit Mikrofon eine persönliche Ansprache an die Verlierer aufgenommen, die noch mal seine Größe und sein Spielgeschick herausstellen sollte. Sicherlich war das auch irgendwie mit Musik untermalt. Daran erinnere ich mich aber nicht mehr. Und die Hymne des Vierten? Wir haben es nie erfahren, denn der Vierte im Bunde gewann nicht ein einziges Spiel. Als wir ihm am Ende des Abends großmütig anboten, auch seine Kassette mal einzulegen, lehnte er ab.
Spielen mit Hymnen hat einen Vorteil: Der Abend bleibt im Gedächtnis. Die Nachteile allerdings überwiegen:
- Die Siegerehrung kostet wertvolle Spielzeit.
- Wenn die anderen gewinnen, muss man dämliche Lieder hören.
- Das Gewinnen-Wollen rückt sehr in den Vordergrund.
- Wenn einer häufig gewinnt als die anderen, fällt das störend auf. Die Gruppe mag ihn dann nicht mehr so. Und meckert sogar, wenn ein wirklich tolles Instrumentalstück erschallt.
Was wir gespielt haben, ist nicht überliefert. Vermutlich etliche kurze Spiele mit dem erklärten Ziel, möglichst viele Siegerehrungen abhalten zu können. Nach meiner Erinnerung wurden etwa zehn Hymnen gespielt, sechs- bis siebenmal meine. (Höhö.) Das Event haben wir nie wiederholt, und das war, glaube ich, gut so. Es war lustig. Aber nur für ein einziges Mal.
- Vor 20 Jahren (43): Members only
- Vor 20 Jahren (45): Entdecker
1 Kommentare:
Oh ja, leider haben wir dieses Ereignis nie wiederholt. Dabei hatte ich die Heino-CD beim nächsten Mal extra wieder mitgebracht...
Was die Spiele angeht, bin ich mir sehr sicher, dass darunter auch ein paar Runden "Looping Louie" waren :-) Außerdem zwei Runden Krocket im Garten (oder war das an einem anderen Tag?). Und die Siegerehrung fand sozusagen öffentlich auf der Terasse statt - zumindest die Nachbarn werden also ebenfalls froh über die ausbleibende Wiederholung gewesen sein.
Und jetzt muss ich schnell wieder zur Stereoanlage: "So ein Tag, so wunderschön wie heute..." (Dauer: 2 Min. 37 Sek.)
Viele Grüße, Bernd
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