Manchmal ist sich die Fachpresse sogar einig. Knut-Michael Wolf schrieb in der spielbox 3/1996, dass in ENTDECKER zwar letzten Endes der Zufall entscheide, sich überraschenderweise aber kaum jemand daran störe. Und in Fairplay 37 (1996) kam Frank Kersten (schade übrigens, dass er nicht mehr als Rezensent tätig ist) zu ungefähr demselben Ergebnis: „Der Glücksfaktor ist hoch und in jedem Fall das entscheidende Moment. Warum ich ENTDECKER dennoch für ein gutes Spiel halte, ist leicht erklärt: Die Atmosphäre stimmt.“
Dito!
ENTDECKER war für mich der Inbegriff eines schönen Spiels. Schön, was Material und Gestaltung anging. Und schön im Spielgefühl. Wir schippern durch die See und entdecken nach und nach eine paradiesische Insellandschaft. Auf den erreichten Stränden stellen wir Figuren auf, und sobald eine Insel abgeschlossen ist, zählt es Punkte, die wertvollsten / zweitwertvollsten / drittwertvollsten usw. Figuren dort versammelt zu haben.
Der Spielreiz speist sich aus etwas Spekulation und Zockerei, wie viele Plättchen man wohl aufdecken (und bezahlen) soll, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Weiterhin aus Überraschung, was man tatsächlich aufdeckt und ob es passt. Sowie aus Taktik, wo man seine Schiffsreise beginnt, wo um die Mehrheit kämpft, wo Inseln gezielt vergrößert oder klein hält. Und vor allem aus dem optischen Reiz des traumhaften Südsee-Idylls, das man da gemeinsam erschafft. ENTDECKER hat etwas, das ich als „harmonischen Glücksfaktor“ bezeichnen würde. Spielthema, -ablauf und -grafik befinden sich im Einklang und verbreiten dieselbe friedliche Urlaubsstimmung.
Außer natürlich man spielt ENTDECKER auf der Brettspielmeisterschaft. Das Spiel enthält 20 Ereigniskärtchen, deren Maserung auf der Rückseite nicht exakt identisch ist. Irgendwelchen Superprofis fiel das auf, sie lernten die Muster auswendig und deckten dann natürlich nur noch die für sie positiven Ereignisse auf ... Ich lasse mal dahingestellt, ob der Fehler beim Spiel oder bei den Spielenden liegt.
In den Jahren 1996 und 1997 habe ich ENTDECKER sehr, sehr, sehr oft gespielt; allerdings sehr, sehr selten in den Jahren 1998 bis 2007. Der ist der bedauerliche Werdegang sämtlicher Spiele und keine Pointe. Denn auch diese Geschichte hat mal wieder keine.
Aber warum all diese pointenlosen Geschichten? Wegen der läppischen Millionen? Oder ist es schon Sentimentalität? Senilität gar? Nein. Nein. Nein. Hier die Auflösung: Es ist Namedropping.
Demnächst wird in dieser Rubrik zu lesen sein, wie ich anfing, Spiele zu rezensieren. Unweigerlich. Denn vor 19 Jahren und elf Monaten begann ich nun mal damit. Und bevor jemand das kritisch hinterfragt („Hey, wieso will dieser Wicht plötzlich Kritiker sein? Der kannte doch damals nur MONOPOLY und RISIKO?!“), war es mir ein Anliegen, möglichst beiläufig zu demonstrieren: Nö, MARRA CASH, MEMBERS ONLY und ENTDECKER kannte ich auch.
1 Kommentare:
Hallo Udo,
Irgendwie kommt mir das, was du schreibst, bekannt vor. entdecker war das erste Spiel, dass in der Pöppelbande gespielt wurde. Und die Suche nach weiteren Mitspielern auf einer einfachen AOL Homepage war der Beginn der Pöppelkiste.
Rezensionen vor 20 Jahren? Du feierst dein Jubiläum im August, wir im Dezember.
Na denn, auf in die nächsten 20.
Wolfgang
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