Ich bin Städter aus Überzeugung. Und aus purem Überlebensdrang. Denn auf dem Land würde ich verhungern. Die Umstellung, nicht einfach mehr in die Kantine oder zur Pizzabude gehen zu können, wäre in meinem Alter zu verwirrend.
Kurzum: Die Idee, SPLENDOR in städtische Gefilde zu verlagern, hat mich ziemlich angefixt. Und es wäre perfekt, spürte man im Spiel einen Hauch des Urbanen – statt nur einen Hauch von Nichts. Ich will aber nicht meckern. Es ist ein recht angenehmes Nichts.
Wie geht DIE STÄDTE VON SPLENDOR? Zunächst: Es ist eine Erweiterung. Deshalb geht es schon mal gar nicht ohne SPLENDOR. Zweitens: Es sind eigentlich sogar vier Erweiterungen: kleine Module, die man (einzeln) dem Grundspiel hinzufügen kann.
Modul 1 ändert die Siegbedingungen. Modul 2 bringt weitere nützliche Karten ins Spiel, die man sich mit seinen Edelsteinen zusätzlich zu den bisherigen kaufen kann. In Modul 3 können die Spieler Spezialfähigkeiten erlangen. Und Modul 4 erhöht die Konfrontation: Man kann Karten im Markt reservieren und so gleichzeitig für andere Spieler blockieren.
Was passiert? Die Module fügen sich nahtlos in das Grundspiel ein. Sie verändern nicht viel, aber doch zumindest genug, um dem Spiel einen gewissen Dreh zu verleihen. Der Regelumfang bleibt dennoch gering. Durch die Module wird SPLENDOR nicht komplizierter und es dauert nicht länger. Mit einer Ausnahme: Das Blockade-Szenario kann die Partien (vor allem zu viert) zäher werden lassen. Es ist das Modul, das das Spielgefühl am meisten verändert. Mir gefällt der Zwang, die eigenen Züge noch besser zu planen. Unter meinen Mitspielern ist dieses Szenario aber umstritten.
Was taugt es? DIE STÄDTE VON SPLENDOR ist eine typische Kann-Erweiterung. Das Grundspiel (für mich: ***** reizvoll; Rezension siehe spielbox 4-2014) ist überragend stringent und elegant; alle Hinzufügungen laufen automatisch Gefahr, das Spiel durch künstliche Aufblähung zu zerstören. Das ist hier glücklicherweise nicht geschehen.
Weil aber die Möglichkeiten, um SPENDOR überhaupt sinnvoll zu verändern, sehr begrenzt sind, ist die Kehrseite des schonenden Grundspiel-Liftings: Es ist nett – aber nicht bedeutend.
Wenn man die Erweiterung hat, weil beispielsweise ein rotgewandeter Typ mit Bart sie nachts durch den Kamin geworfen hat, wird man sie sicherlich einsetzen. Wenn man häufig SPLENDOR spielt (tut das nach all den Jahren noch jemand?), wird man die Abwechslung schätzen. Aber nötig ist das alles nicht. SPLENDOR wird durch DIE STÄDTE VON SPLENDOR nicht besser oder reizvoller, sondern nur auf schmeichelnde Weise ein bisschen bunter.
**** solide
DIE STÄDTE VON SPLENDOR von Marc André für zwei bis vier Spieler, Space Cowboys.
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