Vorläufig zum letzten Mal (denn danach geht es wieder mehr um die Spiele von vor 20 Jahren) ein paar Brocken zu meinem Werdegang.
Stammleser erinnern sich vielleicht: Mitte 1999 hatte ich die Spieleseite einer kleinen Tageszeitung ergattert und durfte dort als freier Mitarbeiter schreiben. Letztendlich verdanke ich dieser kleinen Tageszeitung enorm viel. Nicht etwa, weil ich dort perfekt ausbildet wurde. Oder gutes Feedback erhielt. Oder überhaupt Feedback erhielt. Nein, die tatsächlich entscheidende Leistung der kleinen Tageszeitung bestand darin, mir sehr schnell und ganz gehörig auf den Wecker zu gehen, weshalb ich mich recht bald nach Alternativen umsah.
Generell bin ich eher der phlegmatische Typ, der lieber bei dem bleibt, was er hat, anstatt nach vermeintlich Höherem zu streben. Deshalb fand ich die Spieleseite perfekt für mich. Erstens weil sie eine regelmäßige Plattform bot, um neben der Fairplay noch für eine andere Zielgruppe zu schreiben und Spiele einem allgemeinen Publikum nahezubringen. Zweitens weil ich davon ausging, dass alle Zeitungen, die überhaupt Spielekolumnen haben wollten, sowieso längst Spielekolumnen hatten und es deshalb sinnlos wäre, je auf die Suche zu gehen.
Doch das mit der versprochenen Spieleseite klappte eben nicht so. Im Herbst 1999 war (wie schon berichtet) Ebbe gewesen und gar nichts erschienen. Kurz vor Weihnachten 1999 wurden innerhalb eines Monats plötzlich gleich mehrere Seiten rausgeballert und ich dachte: Hoho, jetzt geht es endlich richtig los. Aber schon im Frühjahr 2000 verfiel die Angelegenheit wieder in ihren Herbsttrott. Dass meine Rezensionen teilweise monatelang im Stehsatz herumgammelten, bevor sie veröffentlicht wurden, machte mir keine Freude und motivierte mich, zu schauen, ob es nicht doch noch eine andere Zeitung für mich gab.
Parallel musste ich auch schauen, was es für mich zu essen gab, und so fing ich einen Job in der Verwaltung eines sozialen Vereins an. Ich dachte damals, ich mache das nur zeitlich befristet und als Übergang. Tatsächlich machte ich es dann zehn Jahre lang, und als Übergang habe ich die Zeit auch nicht empfunden. Denn hinterher machte ich weiter dasselbe wie zuvor. Nämlich das, was ich jetzt immer noch mache. Spielen.
Also noch mal vielen lieben Dank, kleine Tageszeitung! Bis Ende 2000 gelang es mir, Artikel in immerhin fünf weiteren Tageszeitungen, einer Medien-Fachzeitschrift und einem Stadtmagazin unterzubringen. Manches davon entwickelte sich nicht langfristig weiter, und mehrfach waren meine Eintrittskarte nicht etwa die Spiele gewesen, sondern Kinder- und Jugendbücher, die ich ebenfalls rezensierte. Doch wenn man erst einmal irgendwo mit irgendwas angefangen hatte und die Popkultur- oder Kinder- oder Hobbyseiten, auf denen die Texte erschienen, besser kannte und wenn einen auch die zuständigen Redakteur*innen besser kannten, war es kein ganz so großer Schritt mehr, schließlich auch Aufträge für Spielrezensionen zu bekommen.
Mein Ausstoß an Artikeln verdreifachte sich im Jahr 2000 auf über 100 pro Jahr. Ich lernte, Spiele mit nur 1400 oder 900 oder – ach, wenn es sein musste – sogar 500 Zeichen zu besprechen. Und obwohl ich selten Feedback erhielt, entwickelte ich nach und nach ein besseres Gefühl dafür, was stilistisch und spielerisch in Tageszeitungen ging und was eher nicht.
Jetzt bleibt nur noch zu klären, warum dieser Artikel mit „High Society“ überschrieben ist. Vielleicht weil ich mich auf dem direkten Weg in die Kritikerelite wähnte? Oder weil HIGH SOCIETY ein gutes Spiel aus den 90ern ist, das ich in dieser Rubrik bislang leider nicht anders unterbringen konnte?
Meine Antwort: „Yeah!“ Denn „yeah“ klingt cool. Supercool.
- Vor 20 Jahren (85): Mamma mia!
- Vor 20 Jahren (87): Tadsch Mahal
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