für die französische Literatur entwickle. Das ist misslungen. Ich finde es nicht schlimm, von aufbrechenden Geschwüren zu lesen, aber nur, wenn ich die Wörter nicht eins nach dem anderen hinten nachschlagen muss. Dann doch lieber Mathematik.
Hausaufgaben eignen sich gut zum Ablenken. Aber als ich
Wie geht EXPEDITION INS WORTREICH? Wir reisen kooperativ durch ein Buch und wollen mindestens 50 Seiten vorankommen.
Reihum übernimmt jemand die Vorlese-Rolle. Der Zufall bestimmt, wie oft vor dem Vorlesen umgeblättert wird. Bin ich der Vorleser, lese ich auf der so erreichten Doppelseite die obersten sechs Zeilen rechts. Zunächst lese ich nur still für mich und entscheide mich geheim für dasjenige von vier ausliegenden mehrdeutigen Wimmelbildern, von dem ich meine, dass es zum Text am besten passt.
Währenddessen dürfen meine Mitspieler:innen Hör-Aufgaben wählen, zum Beispiel: „Es kommt mindestens dreimal das gleiche Wort vor“ oder „Mindestens ein Wort hat vier oder mehr aufeinanderfolgende Konsonanten“. Anschließend lese ich die Textpassage laut vor. Die Gruppe darf erstens eine ihrer Aufgaben als erfüllt deklarieren, zweitens einigt sie sich auf eins der vier Wimmelbilder.
Wählt mein Team dieselbe Bildkarte wie ich, rückt das Lesezeichen im Buch bis zur vorgelesenen Seite vor. Diese Strecke haben wir gewonnen, ab jetzt geht es von der erreichten Doppelseite aus weiter. Wählt mein Team eine andere Bildkarte als ich, rückt das Lesezeichen nicht vor. Wir fallen zurück auf den Stand wie vor meinem Vorlesen und müssen sogar Strafe zahlen. Wir verlieren … ich nenne es mal: Lebenspunkte. Und jetzt erklärt sich der Sinn der Hör-Aufgaben: Erledigte Aufgaben bringen Lebenspunkte.
Was passiert? EXPEDITION INS WORTREICH beginnt witzig. Wie schwierig es ist, gleichzeitig auf den Textinhalt und auf vorkommende Wörter oder aufeinanderfolgende Konsonanten zu achten, wird oft unterschätzt – und man sitzt kollektiv da und hat gar nicht begriffen, was vorgelesen wurde.
Lustig ist es auch, wenn ich – um Extraschritte im Buch zu gewinnen – als Vorleser freiwillig ein „Gefahr-Lesezeichen“ ziehe. Dann gelten bestimmte Anweisungen, wie ich zu lesen habe, zum Beispiel „Beende jede Zeile mit einem Echo, bevor du zur nächsten übergehst“. Und auch die Schlussherausforderung, die wir final bestehen müssen, um zu gewinnen, bringt noch mal etwas Pep, weil nun auf eine ziemlich sinnentstellende Weise vorgelesen werden muss.
Die Diskussion über die Wahl des Wimmelbildes dagegen ist weniger interessant. Die sechs zufälligen Zeilen geben oft nicht viel Greifbares her. Wäre die Passage aus obiger Einleitung vorgelesen worden, suchte man auf den Bildern wohl nach Büchern (wegen „französische Literatur“) oder Zahlen (wegen „Mathematik“) oder Geschwüren (wegen „aufbrechenden Geschwüren“) oder irgendwas, das an Schule erinnert (wegen „Hausaufgaben“). Ungünstig, wenn sich so etwas nirgends finden lässt. Ungünstig auch, wenn zwei Motive in zwei verschiedenen Bildern miteinander konkurrieren.
Wenn wir Glück haben, ist die Entscheidungen relativ klar. Haben wir Pech, artet es in Raterei aus. Da nach der Runde nur Wimmelbilder ausgetauscht werden, die von Vorleser:in und / oder Gruppe gewählt wurden (maximal also zwei), bleiben solche, von denen sich herausstellt, dass sie generell nicht so recht zur Buchvorlage passen, lange liegen.
Was taugt es? EXPEDITION INS WORTREICH ist originell. Gut gefällt mir, wie sich mit der Wahl des Buches das Spiel verändert. Sechs Zeilen können je nach Schriftgröße viel oder wenig Text bedeuten. Die Sprache kann schwerer oder leichter sein, die Inhalte variieren stark. Ein Buch kann handlungsintensiv sein, philosophisch, beschreibend oder dialogisch. Die literarische Vielfalt hält das Spiel automatisch abwechslungsreich.
Der Widerspruch aus inhaltlichem und aufgabenorientiertem Zuhören und auch die erschwerenden Leseaufgaben sind unterhaltsam. Und doch: So richtig hat es in meinen Runden (und auch bei mir) nicht gefunkt. Gerade das vermeintliche Herzstück des Spiels, das Verbinden von Text und Bild, überzeugt nicht und bleibt eher oberflächliches Multiple Choice.
Ohnehin sind nur 32 Wimmelbilder im Spiel. Dass sie wie Lesezeichen gestaltet sind, also sehr schmal, macht das Betrachten mühsam. DIXIT und Co. haben uns mit ihren Bildern verwöhnt. EXPEDITION INS WORTREICH kann da nicht mithalten.
*** mäßig
EXPEDITION INS WORTREICH von Germain Winzenschtark für zwei bis sechs Spieler:innen, Olibrius.
2 Kommentare:
Diese Einleitung ist Mal was Neues, aber vielleicht nicht ganz gewollt ...
Doch, doch.
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