Sonntag, 13. Oktober 2013
Via Appia
Fakten über die Via Appia: Sie wurde nach ihrem Erbauer Appius Claudius Caecus benannt. Sie begann am Circus Maximus in Rom und führte nach Brindisi. Sie war doppelreihig von Gräbern gesäumt und sehr huckelig. An die Radfahrer hat mal wieder keiner gedacht.
Wie geht VIA APPIA? Wir bauen die Via Appia von Rom nach Brindisi. Wer Platten verlegt, bekommt Punkte. Je größer die Platte, desto mehr zählt sie. Außerdem erfolgt in jedem der drei Straßenabschnitte eine Mehrheitswertung, und es punktet, wer dort die meisten Platten gebaut hat. Drittens laufen die Spielfiguren auf der neu gebauten Straße um die Wette, und es geht darum, die angeschlossenen Orte möglichst schnell zu erreichen.
Auffälligstes Spielelement ist der „Steinbruch“, eine nach hinten breiter werdende Bahn, durch welche die Spieler Holzscheiben schieben mit der Absicht, möglichst viel Material am Ende der Rampe herunterfallen zu lassen. Schiebematerial gibt es in drei Größen: Beim Einschieben einer kleinen Scheibe passiert oft nichts, bei einer großen Scheibe fällt meist einiges. Was natürlich von der Bestückung der Rampe abhängt, vom geschickten Einsatz der Steine und vom Schiebeverhalten.
Alles, was herunterfällt, wird gegen Platten oder Geld eingetauscht. Platten lagern die Spieler auf ihrem Transportkarren, der nur über eine begrenzte Ladekapazität verfügt. Geld braucht man, um mit seiner Spielfigur zu reisen. Je mehr Schritte in einem Spielzug gemacht werden sollen, desto teurer ist das.
Was passiert? Die Regel sieht vor, dass die Scheiben im Steinbruch „vorsichtig“ geschoben werden sollen. Die Mitspieler interpretieren diese Anweisung recht unterschiedlich. Wer etwas Schwung gibt, verschafft sich einen großen Vorteil. Aber selbst wenn alle die Regeln streng auslegen, ergibt sich immer wieder die Situation, dass einer groß abräumt und den Nachfolgenden einen Steinbruch hinterlässt, in dem über längere Zeit nichts zu holen ist. Zwar gibt es bei total erfolglosem Schieben eine kleine Kompensation, aber das Grundproblem bleibt: Wer einen gut gefüllten Karren besitzt, hat das Spiel in der Hand, weil er manche Dinge aussitzen und warten kann, bis eine schöne Vorlage kommt.
Und VIA APPIA hat gleich mehrere Stellen, an denen man zum unfreiwilligen Vorlagengeber wird. Wer nicht für andere Spieler den geleerten Steinbruch auffüllen will, kann sich alternativ neues Schiebematerial besorgen. Alles, was attraktiv sein könnte, ist allerdings schnell weg, und wer aus Verzweiflung das siebte und letzte Nachschub-Plättchen nimmt, sorgt dafür, dass für den nächsten Spieler wieder sieben neue Plättchen ausgelegt werden. Wer es sich leisten konnte zu warten, erhält somit Zugriff auf die begehrten großen Scheiben.
Will man auch diese Vorlage nicht geben, könnte man bauen. Besitzt man nur wenige Platten, spielt man allerdings nicht um die Mehrheiten mit und macht durch das Anfüllen des Abschnitts das Erreichen der Mehrheiten für die Konkurrenz billiger. Also auch wieder schlecht.
Und diese geschilderten Zwangslagen sind keine Ausnahmen. Immer wieder habe ich erlebt, dass Spieler (und dann immer dieselben) in die Situation gerieten, eine offensichtlich schlechte Option wählen zu müssen.
Was taugt es? VIA APPIA hat einige leicht zu übersehende Detailregeln, die vermutlich diesen Härten entgegenwirken sollen. Das gelingt aber nicht. Mit unbedarften Spielern mag vielleicht nicht einmal auffallen, in welche Zwickmühlen man hier geraten kann. Dennoch muss es ein Spiel auch aushalten, wenn Taktiker am Brett sind.
Bleibt vielleicht wenigstens ein Pluspunkt für Originalität? Eher nein. Einen ähnlichen Schiebemechanismus gab es schon in anderen Spielen (aus eigener Anschauung kenne ich FLUSSPIRATEN, Ravensburger 2004), nur war er dort so eingesetzt, dass die Scheiben möglichst nicht fallen sollten. Diskussionen um zu schwungvolles Schieben konnten da gar nicht aufkommen. Und dass ich Holzsteine aus der Bank bekomme, die ich über eine Rutsche in andere Holzsteine umtausche, die ich wiederum in der Bank gegen Pappsteine umtausche, finde ich nicht einmal thematisch schlüssig.
VIA APPIA von Michael Feldkötter für zwei bis vier Spieler, Queen Games.
Wie geht VIA APPIA? Wir bauen die Via Appia von Rom nach Brindisi. Wer Platten verlegt, bekommt Punkte. Je größer die Platte, desto mehr zählt sie. Außerdem erfolgt in jedem der drei Straßenabschnitte eine Mehrheitswertung, und es punktet, wer dort die meisten Platten gebaut hat. Drittens laufen die Spielfiguren auf der neu gebauten Straße um die Wette, und es geht darum, die angeschlossenen Orte möglichst schnell zu erreichen.
Auffälligstes Spielelement ist der „Steinbruch“, eine nach hinten breiter werdende Bahn, durch welche die Spieler Holzscheiben schieben mit der Absicht, möglichst viel Material am Ende der Rampe herunterfallen zu lassen. Schiebematerial gibt es in drei Größen: Beim Einschieben einer kleinen Scheibe passiert oft nichts, bei einer großen Scheibe fällt meist einiges. Was natürlich von der Bestückung der Rampe abhängt, vom geschickten Einsatz der Steine und vom Schiebeverhalten.
Alles, was herunterfällt, wird gegen Platten oder Geld eingetauscht. Platten lagern die Spieler auf ihrem Transportkarren, der nur über eine begrenzte Ladekapazität verfügt. Geld braucht man, um mit seiner Spielfigur zu reisen. Je mehr Schritte in einem Spielzug gemacht werden sollen, desto teurer ist das.
Was passiert? Die Regel sieht vor, dass die Scheiben im Steinbruch „vorsichtig“ geschoben werden sollen. Die Mitspieler interpretieren diese Anweisung recht unterschiedlich. Wer etwas Schwung gibt, verschafft sich einen großen Vorteil. Aber selbst wenn alle die Regeln streng auslegen, ergibt sich immer wieder die Situation, dass einer groß abräumt und den Nachfolgenden einen Steinbruch hinterlässt, in dem über längere Zeit nichts zu holen ist. Zwar gibt es bei total erfolglosem Schieben eine kleine Kompensation, aber das Grundproblem bleibt: Wer einen gut gefüllten Karren besitzt, hat das Spiel in der Hand, weil er manche Dinge aussitzen und warten kann, bis eine schöne Vorlage kommt.
Und VIA APPIA hat gleich mehrere Stellen, an denen man zum unfreiwilligen Vorlagengeber wird. Wer nicht für andere Spieler den geleerten Steinbruch auffüllen will, kann sich alternativ neues Schiebematerial besorgen. Alles, was attraktiv sein könnte, ist allerdings schnell weg, und wer aus Verzweiflung das siebte und letzte Nachschub-Plättchen nimmt, sorgt dafür, dass für den nächsten Spieler wieder sieben neue Plättchen ausgelegt werden. Wer es sich leisten konnte zu warten, erhält somit Zugriff auf die begehrten großen Scheiben.
Will man auch diese Vorlage nicht geben, könnte man bauen. Besitzt man nur wenige Platten, spielt man allerdings nicht um die Mehrheiten mit und macht durch das Anfüllen des Abschnitts das Erreichen der Mehrheiten für die Konkurrenz billiger. Also auch wieder schlecht.
Und diese geschilderten Zwangslagen sind keine Ausnahmen. Immer wieder habe ich erlebt, dass Spieler (und dann immer dieselben) in die Situation gerieten, eine offensichtlich schlechte Option wählen zu müssen.
Was taugt es? VIA APPIA hat einige leicht zu übersehende Detailregeln, die vermutlich diesen Härten entgegenwirken sollen. Das gelingt aber nicht. Mit unbedarften Spielern mag vielleicht nicht einmal auffallen, in welche Zwickmühlen man hier geraten kann. Dennoch muss es ein Spiel auch aushalten, wenn Taktiker am Brett sind.
Bleibt vielleicht wenigstens ein Pluspunkt für Originalität? Eher nein. Einen ähnlichen Schiebemechanismus gab es schon in anderen Spielen (aus eigener Anschauung kenne ich FLUSSPIRATEN, Ravensburger 2004), nur war er dort so eingesetzt, dass die Scheiben möglichst nicht fallen sollten. Diskussionen um zu schwungvolles Schieben konnten da gar nicht aufkommen. Und dass ich Holzsteine aus der Bank bekomme, die ich über eine Rutsche in andere Holzsteine umtausche, die ich wiederum in der Bank gegen Pappsteine umtausche, finde ich nicht einmal thematisch schlüssig.
VIA APPIA von Michael Feldkötter für zwei bis vier Spieler, Queen Games.
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** misslungen
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2 Kommentare:
Wir spielen so, dass der aktive Spieler sein Stein zum Schieben positioniert und dann der Gegenspieler schiebt. Dadurch ist ein vorsichtiges Schieben gewährleistet und der aktive Spieler kann durch die Position seines Steins die Aktion entscheidend beeinflussen.
Wenn man eine Thematik für den Steinabbau sucht, dann würde ich folgendes sagen. Man bekommt von der Bank zwar Steine zum Schieben, aber ich würde diese als Werkzeug sehen. Mit diesem Werkzeug kann man dann Steine abbauen und dadurch wird das Werkzeug verbraucht bzw. abgenutzt. Die abgebauten Steine werden dann je nach Größe des Steinblocks in entsprechende Straßen-Platten verarbeitet.
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