Samstag, 12. Juli 2014

Fünf Gurken

Ob es fünf sind, sei dahingestellt. Aber Gurken finden sich auch im Œuvre von Friedemann Friese, da muss ich nicht mal lange zurückdenken. FÜNF GURKEN allerdings zählt nicht zu den Frieseschen Gurken. Erstens weil es nicht von Friese stammt. Zweitens weil es keine Gurke ist.

Wie geht FÜNF GURKEN? Pro Durchgang bekommt jeder Spieler sieben Karten. Sämtlich tragen sie dieselbe Farbe, allesamt sind sie gurkengrün. Folglich ist der Ablauf sehr einfach, es geht nicht um die Farbe, sondern nur um die Zahl. Wer an die Reihe kommt, muss entweder mindestens so hoch spielen wie die höchste Karte im Stich. Oder er muss seine niedrigste Karte abwerfen.
Genau die würde man aber gerne behalten, denn erst der allerletzte Stich eines Durchgangs ist der entscheidende: Wer diesen siebten Stich gewinnt, bekommt Strafgurken. Je höher seine Karte, desto vergurkter. Mit sechs oder mehr Gurken scheidet man aus, während die anderen weiterspielen, bis nur noch einer übrig bleibt. Er ist der Gurkenkönig und gewinnt.

Was passiert? Ganz klar gibt es gute und schlechte Blätter. Als sehr nachteilig hat es sich erwiesen, ausschließlich mittlere Werte zu besitzen. Ein solches Blatt bietet keinerlei Gestaltungsmöglichkeiten; man ist dem Spielverlauf hilflos ausgeliefert. Solche Blätter sind aber die Ausnahme. Und im Regelfall gibt es eben doch Gestaltungsmöglichkeiten, auch wenn sie nur unwesentlich über Zock und Spekulation hinausgehen.
Das eigene Blatt richtig einzuschätzen, kann einige Minuspunkte ersparen. Die entscheidende Frage lautet: Welche Karte glaube ich in den siebten und letzten Stich retten zu können? Ist es die Fünf, dann kann ich ab der Sechs alles abwerfen, sobald ich die Gelegenheit dazu bekomme. Aber wehe, die Fünf geht verloren! Nachdem ich die Sechs und die Neun schon vorwitzig verpulvert habe, hocke ich plötzlich auf einer Zwölf!

Was taugt es? FÜNF GURKEN ist eine flott von der Hand gehende Kartendrescherei, die viel Schadenfreude verbreitet. Bei gerade mal sieben Karten und fast gar keinen Regeln kann ich akzeptieren, dass mir einige Entscheidungen durch Bedienzwänge und andere Gegebenheiten abgenommen werden.
Hauptproblem ist der Eliminierungs-Mechanismus. Als ich bei einer Partie im Essener Hotel gleich zu Beginn rausflog, ging ich aufs Zimmer und packte in aller Ruhe meinen Koffer. Als ich fertig war, spielten drei noch immer verbliebene Gestalten ihren Champion aus.
Merke: Man sollte FÜNF GURKEN besser nicht mit der Maximal-Spielerzahl angehen. Oder weniger Gurken sammeln.

FÜNF GURKEN für zwei bis sechs Spieler, 2-F Spiele.

5 Kommentare:

Maddin hat gesagt…

Ups -
ist das schon Altersmilde, Udo?
Ich lese in Deiner Rezension vor Allem Kritisches - und genauso war meine persönliche Wahrnehmung beim einzigen Mal, als ich diese - entschuldige - GURKE mitspielen musste. Tatsächlich sind die Spielsituationen, in denen man wirklich etwas entscheidet, übelst rar; die meiste Zeit spielt man roboterhaft seine Karten runter. Und auf den Spielrunden-zerstörenden Ausscheiden-Mechanismus hatten wir sogar verzichtet...
Neenee, "SOLIDE" ist das nicht.
Alles andere als.
Liebe Grüße,
Maddin

Pinky hat gesagt…

Was ist denn bei dir los? :-) Ich habe selten ein so dermaßen schlechtes Spiel gespielt. Die meiste Zeit ist man gezwungen, eine bestimmte Karte zu spielen und dann ist man irgendwann rausgeflogen. Der wahre Gewinner des Spiels ist, meiner Meinung nach, aus naheliegenden Gründen auch derjenige, der als erstes rausfliegt.... ;-)

Blendi hat gesagt…

Ihr geht anscheinend mit der falschen Erwartung an das Spiel ran. Es ist kein Tichu. Es ist in einer Kategorie mit 6 nimmt. Begrenzter Einfluss, dafür locker, lässig und voller Emotionen. Wir hatten jedenfalls schon sehr viel Spass mit den Gurken und es ist überall gut angekommen.

Pinky hat gesagt…

6 nimmt spiele ich sehr gerne. Da kann ich alle möglichen Entscheidungen treffen. Natürlich ist da häufig klar, welches die beste Karte ist. Aber ich dürfte theoretisch auch eine andere spielen. Bei Fünf Gurken darf ich gar nichts. Ich muss eine bestimmte Karte spielen und beten, dass es bald vorbei ist....

Thygra hat gesagt…

Wer meint, man könne bei 5 Gurken nichts entscheiden, hat irgendetwas nicht verstanden. Es gibt durchaus schlechte Blätter, wie Udo schon schrieb, bei denen man nichts machen kann. Aber das ist nicht der Normalfall. Oft genug habe ich durchschnittliche Blätter, und da gibt es eben doch etwas zu entscheiden.

Klar bleibt das in der Summe zu wenig, um ein Taktikspiel zu werden. Aber ich hatte schon in sehr vielen unterschiedlichen Runden Spaß mit diesem Spiel.

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