Sonntag, 17. August 2014
Vor 20 Jahren (20): Indiscretion
Bei HANABI, meinem Lieblingsspiel des vergangenen Jahrgangs, hält man die Karten verkehrt herum. Das ist eine absolut innovative Idee, und das gab’s noch nie. Oder seien wir ehrlich: fast noch nie. Oder sagen wir: zumindest länger nicht.
Alex Randolph hatte in grauer Vorzeit (noch vor „Vor 20 Jahren“) folgende Idee kreiert: Man nehme ein normales Pokerblatt, und markiere auf der Rückseite der Karten ihre Farbe, aber nicht ihren Wert. Für dieses besondere Kartenpaket namens INDISCRETION hatte Randolph zwei Spiele entwickelt; weitere Spielideen wurden unter Auslobung von 10.000 Dollar Preisgeld gesucht. Und gefunden.
Ab der zweiten Auflage war INDISCRETION mit dickem Regelheft versehen. Peter Neugebauer rezensierte die Kartenspielsammlung in Heft 4 der Fairplay (1988) und schrieb als Fazit, falls man INDISCRETION noch nicht besitze, gäbe es nur einen Weg, dem Spiel zu begegnen: Man kauft es!
Klare Anweisung. Also kaufte ich. Allerdings kam INDISCRETION dann äußerst selten zum Einsatz, was wohl an zwei Dingen lag. Ding 1: das Cover. Wer es sah, wollte entweder etwas anderes oder überhaupt nichts mehr spielen. Ding 2: BELLE EPOQUE. Ausgerechnet das Siegerspiel des Wettbewerbs, also das vermeintliche Aushängeschild der Sammlung, mit dem ich dann doch mal Mitspieler locken konnte, entpuppte sich als langatmig und überfrachtet. Nichts, was man öfter spielen wollte. Und so kam es, dass ich sehr interessantes Kartenmaterial im Regal hatte, zu dem nur das Spiel fehlte.
Jahre später. 1994. Nach meinem Studium wurde ich zum Zivildienst einberufen. Die Wohnung eines befreundeten Mit-Zivis entwickelte sich zum Treffpunkt. Mittwochs ging man in ein dunkles Tanzlokal namens „Röhre“, jedoch ganz bestimmt nicht vor 24 Uhr. Also musste die Zeit bis dahin irgendwie überbrückt werden, beispielsweise mit Kartenspielen.
Beliebt war ein Spiel, das wir SCHÄTZEN nannten. Ich habe es auch unter dem Namen SHIT kennen gelernt, und wahrscheinlich kennt dieses Spiel jeder, denn es ist nichts anderes als WIZARD & Co., nur ohne Sonderkarten. Pro Runde erhält man aufsteigend eins, zwei, drei, vier usw. Karten und muss die Zahl seiner Stiche vorhersagen. Es darf nicht so angesagt werden, dass es am Schluss für jeden aufgeht.
Das Blöde an SCHÄTZEN war, dass so ziemlich immer dieselben gewannen, nämlich die, die schon vor dem Zivildienst mit Stichspielen in Berührung gekommen waren. Die klar verteilten Erfolgsaussichten wiederum führten dazu, dass einige bald keine Lust mehr auf SCHÄTZEN hatten und die Zeit bis zur „Röhre“ arg lang wurde. Es musste eine Lösung her, und diese Lösung hieß tatsächlich INDISCRETION.
Eins der Spiele dieser Sammlung sah nämlich vor, Handkarten verkehrt herum zu halten. Das brachte mich auf die Idee, genau dieses Prinzip auf SCHÄTZEN zu übertragen: So kannte man seine Farben, und man kannte die Blätter der Konkurrenz. Auf dieser Basis gab man seine Vorhersagen ab, die nun oft so beknackt waren, dass die Mitspieler in lautes Gelächter ausbrachen. Man konnte regelkonform bedienen und stechen, bloß ob man dabei hohe oder niedrige Werte zog, war totaler Zufall.
Mit dem Kartensatz aus INDISCRETION war SCHÄTZEN nun so, dass es allen gefiel: Die Wenig-Spieler durften sich über den gestiegenen Fun-Faktor freuen, die ernsthaften Kartenspieler darüber, dass sie trotzdem gewannen, dies aber nicht mehr so negativ auffiel.
In der Fairplay wurden 1988 und 1989 noch weitere Spielideen für INDISCRETION veröffentlicht. Vielleicht hätte ich meine Eigenkreation aus dem Jahr 1994 auch noch einreichen sollen – und wäre heute Autor...? Aber wahrscheinlich war der Einsendeschluss längst überschritten. Außerdem war die Schöpfungshöhe nicht gerade imponierend. Und ich war schüchtern. Und irgendein Preisgeld gab es ja auch nicht. Pah!
Ich wurde also Rezensent.
Vor 20 Jahren (19): Mah-Jongg
Vor 20 Jahren (21): Manhattan
Alex Randolph hatte in grauer Vorzeit (noch vor „Vor 20 Jahren“) folgende Idee kreiert: Man nehme ein normales Pokerblatt, und markiere auf der Rückseite der Karten ihre Farbe, aber nicht ihren Wert. Für dieses besondere Kartenpaket namens INDISCRETION hatte Randolph zwei Spiele entwickelt; weitere Spielideen wurden unter Auslobung von 10.000 Dollar Preisgeld gesucht. Und gefunden.
Ab der zweiten Auflage war INDISCRETION mit dickem Regelheft versehen. Peter Neugebauer rezensierte die Kartenspielsammlung in Heft 4 der Fairplay (1988) und schrieb als Fazit, falls man INDISCRETION noch nicht besitze, gäbe es nur einen Weg, dem Spiel zu begegnen: Man kauft es!
Klare Anweisung. Also kaufte ich. Allerdings kam INDISCRETION dann äußerst selten zum Einsatz, was wohl an zwei Dingen lag. Ding 1: das Cover. Wer es sah, wollte entweder etwas anderes oder überhaupt nichts mehr spielen. Ding 2: BELLE EPOQUE. Ausgerechnet das Siegerspiel des Wettbewerbs, also das vermeintliche Aushängeschild der Sammlung, mit dem ich dann doch mal Mitspieler locken konnte, entpuppte sich als langatmig und überfrachtet. Nichts, was man öfter spielen wollte. Und so kam es, dass ich sehr interessantes Kartenmaterial im Regal hatte, zu dem nur das Spiel fehlte.
Jahre später. 1994. Nach meinem Studium wurde ich zum Zivildienst einberufen. Die Wohnung eines befreundeten Mit-Zivis entwickelte sich zum Treffpunkt. Mittwochs ging man in ein dunkles Tanzlokal namens „Röhre“, jedoch ganz bestimmt nicht vor 24 Uhr. Also musste die Zeit bis dahin irgendwie überbrückt werden, beispielsweise mit Kartenspielen.
Beliebt war ein Spiel, das wir SCHÄTZEN nannten. Ich habe es auch unter dem Namen SHIT kennen gelernt, und wahrscheinlich kennt dieses Spiel jeder, denn es ist nichts anderes als WIZARD & Co., nur ohne Sonderkarten. Pro Runde erhält man aufsteigend eins, zwei, drei, vier usw. Karten und muss die Zahl seiner Stiche vorhersagen. Es darf nicht so angesagt werden, dass es am Schluss für jeden aufgeht.
Das Blöde an SCHÄTZEN war, dass so ziemlich immer dieselben gewannen, nämlich die, die schon vor dem Zivildienst mit Stichspielen in Berührung gekommen waren. Die klar verteilten Erfolgsaussichten wiederum führten dazu, dass einige bald keine Lust mehr auf SCHÄTZEN hatten und die Zeit bis zur „Röhre“ arg lang wurde. Es musste eine Lösung her, und diese Lösung hieß tatsächlich INDISCRETION.
Eins der Spiele dieser Sammlung sah nämlich vor, Handkarten verkehrt herum zu halten. Das brachte mich auf die Idee, genau dieses Prinzip auf SCHÄTZEN zu übertragen: So kannte man seine Farben, und man kannte die Blätter der Konkurrenz. Auf dieser Basis gab man seine Vorhersagen ab, die nun oft so beknackt waren, dass die Mitspieler in lautes Gelächter ausbrachen. Man konnte regelkonform bedienen und stechen, bloß ob man dabei hohe oder niedrige Werte zog, war totaler Zufall.
Mit dem Kartensatz aus INDISCRETION war SCHÄTZEN nun so, dass es allen gefiel: Die Wenig-Spieler durften sich über den gestiegenen Fun-Faktor freuen, die ernsthaften Kartenspieler darüber, dass sie trotzdem gewannen, dies aber nicht mehr so negativ auffiel.
In der Fairplay wurden 1988 und 1989 noch weitere Spielideen für INDISCRETION veröffentlicht. Vielleicht hätte ich meine Eigenkreation aus dem Jahr 1994 auch noch einreichen sollen – und wäre heute Autor...? Aber wahrscheinlich war der Einsendeschluss längst überschritten. Außerdem war die Schöpfungshöhe nicht gerade imponierend. Und ich war schüchtern. Und irgendein Preisgeld gab es ja auch nicht. Pah!
Ich wurde also Rezensent.
Vor 20 Jahren (19): Mah-Jongg
Vor 20 Jahren (21): Manhattan
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