Donnerstag, 15. Dezember 2016
Vor 20 Jahren (35): Die Osterinsel
Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt ist meine hochspannende Rubrik „Vor 20 Jahren“ zwischenzeitlich leider in einen Dornröschenschlaf gefallen. Damit könnte sie sich bald in bester Gesellschaft befinden. Doch bevor Dornröschenschlaf womöglich zu einem Trend wird, scheint es geboten, wieder aufzuwachen. Uaaah!
Wo war ich mit meiner Geschichte stehen geblieben? Richtig. Ich war gerade nach Göttingen gezogen. Im Oktober 1995. Nur dummerweise ist das mittlerweile 21 Jahre her. Was tun? Ändere ich den Rubriktitel in „Vor 21 Jahren“? Oder lasse ich das eine Jahr einfach aus?
Schwierige Fragen. Rezensionen für Millionen aber liebt simple Antworten. Also mache ich es so: Ich erzähle einfach, was mir grad einfällt, und weil es sowieso niemand nachprüfen kann, behaupte ich, es sei vor 20 Jahren gewesen.
Vor (hüstel, hüstel) auf den Tag exakt 20 Jahren zog ich also nach Göttingen. Offiziell um den zweiten und praktischen Teil meiner Ausbildung zum Lehrer zu absolvieren. Jedoch stelle ich in der Rückschau fest, dass das Referendariat der unbedeutendere Teil meiner Zeit in Göttingen war. Wesentlich prägender war das Spielen. In Göttingen machte ich den Schritt vom Viel- zum Sehr-viel-Spieler. Und außerdem zum Rezensenten. Aber das erwähne ich jetzt mal nur so am Rande und erzähle es noch nicht. Ein paar Cliffhanger müssen schließlich sein.
Mein Thema heute ist: Spielegruppen suchen. – Was tut man da in einer fremden Stadt?
Man nimmt die spielbox zur Hand und telefoniert alle dort gelisteten Spielegruppen ab. Und stellt fest, dass es die zu 100 Prozent nicht mehr gibt, aber keiner von denen sich um eine Austragung aus der Liste gekümmert hat. Grrr.
Man klappert die Läden ab. Aber wenn in der Stadt nur Professoren, Lehrer und andere Bildungsbürger wohnen, weshalb es nur alternative Holzspielzeug-Läden gibt, kommt man da nicht wesentlich voran.
Man recherchiert über zwei Ecken Telefonnummern von Menschen, die irgendwas mit Spielen zu tun oder an Meisterschaften teilgenommen haben, und ruft die einfach mal an. Seltsamerweise sind die gar nicht begeistert, unerwartet einen wildfremden Menschen kennenzulernen, der sich in ihrer Spielerunde einnisten möchte. Im besten Fall versprechen sie, sich zu melden, „wenn mal Not am Mann ist“. Aber natürlich melden sie sich nie. Es kann auch passieren, dass man gefragt wird: „Sag mal, bist du der Typ, der heute Vormittag bei meinem Mann im Laden war?“ Dann weiß man, man ist in eine Sackgasse geraten.
Mein großes Glück war, dass parallel zu meinem Umzug nach Göttingen ein neues Spielefachgeschäft in der City eröffnete. Dort ...
aber nein, auch das soll diesmal noch nicht das Thema sein. Das Thema ist Suchen. Nicht Finden. Und im Zuge meiner Suche fuhr ich im Dezember zu einem monatlich stattfindenden Spieletreff nach Kassel.
50 Kilometer durch den Schnee hin und 50 Kilometer durch den Schnee wieder zurück. Um Spiele zu spielen wie TABU, BURP, DIE OSTERINSEL. In Kassel gab es nämlich jeden Monat ein Motto. Und das Motto diesmal war: Partyspiele. Verbunden mit der Ansage: Wir mögen eigentlich keine Partyspiele, aber heute probieren wir sie mal aus. Für mich klang das ganz gut, denn ich mochte Partyspiele ja auch nicht.
Okay, TABU ist über jeden Zweifel erhaben, BURP konnte man auch schmerzlos über sich ergehen lassen, nicht aber DIE OSTERINSEL ... Streng genommen ist DIE OSTERINSEL eigentlich gar kein Partyspiel, was mich aber nicht hinderte, speziell dieses Spiel wirklich überhaupt nicht zu mögen. Denn ich verabscheue Manipulation. Ich mag es nicht, wenn Spieler andere Spieler belabern. Und Belabern ist in DIE OSTERINSEL nun mal das Prinzip.
Als ich von Kassel nach Hause fuhr, geschah dies dennoch in dem Glauben, sicherlich bald wiederzukommen, denn abseits der OSTERINSEL war es ja ein ganz netter Abend gewesen. Wahrscheinlich habe ich mich sogar verabschiedet mit „Bis zum nächsten Mal!“
Aber auch in meinen aktuellen Spieletreffs haben sich schon einige Menschen mit genau diesen Worten verabschiedet und wurden daraufhin nie wieder gesehen, selbst wenn sie das Spielen zuvor sichtlich beschwingt und euphorisiert hatte. Aber – so habe ich es an mir selbst erlebt: Beim nächsten Termin kommt einem etwas dazwischen. Und beim übernächsten Termin kommt auch etwas dazwischen. Und beim dritten Termin findet man das Motto unattraktiv und den Weg so verdammt weit. Und dann ist man irgendwie raus und denkt: Jetzt habe ich sowieso den Anschluss verloren und muss da auch nicht mehr hin.
Und außerdem hatte ich zu dem Zeitpunkt längst Spielerunden in Göttingen. Ich musste nicht mehr 100 Kilometer durch den Schnee gondeln, um Spiele mit echten Kieselsteinen zu spielen.
Fortsetzung folgt.
Wo war ich mit meiner Geschichte stehen geblieben? Richtig. Ich war gerade nach Göttingen gezogen. Im Oktober 1995. Nur dummerweise ist das mittlerweile 21 Jahre her. Was tun? Ändere ich den Rubriktitel in „Vor 21 Jahren“? Oder lasse ich das eine Jahr einfach aus?
Schwierige Fragen. Rezensionen für Millionen aber liebt simple Antworten. Also mache ich es so: Ich erzähle einfach, was mir grad einfällt, und weil es sowieso niemand nachprüfen kann, behaupte ich, es sei vor 20 Jahren gewesen.
Vor (hüstel, hüstel) auf den Tag exakt 20 Jahren zog ich also nach Göttingen. Offiziell um den zweiten und praktischen Teil meiner Ausbildung zum Lehrer zu absolvieren. Jedoch stelle ich in der Rückschau fest, dass das Referendariat der unbedeutendere Teil meiner Zeit in Göttingen war. Wesentlich prägender war das Spielen. In Göttingen machte ich den Schritt vom Viel- zum Sehr-viel-Spieler. Und außerdem zum Rezensenten. Aber das erwähne ich jetzt mal nur so am Rande und erzähle es noch nicht. Ein paar Cliffhanger müssen schließlich sein.
Mein Thema heute ist: Spielegruppen suchen. – Was tut man da in einer fremden Stadt?
Man nimmt die spielbox zur Hand und telefoniert alle dort gelisteten Spielegruppen ab. Und stellt fest, dass es die zu 100 Prozent nicht mehr gibt, aber keiner von denen sich um eine Austragung aus der Liste gekümmert hat. Grrr.
Man klappert die Läden ab. Aber wenn in der Stadt nur Professoren, Lehrer und andere Bildungsbürger wohnen, weshalb es nur alternative Holzspielzeug-Läden gibt, kommt man da nicht wesentlich voran.
Man recherchiert über zwei Ecken Telefonnummern von Menschen, die irgendwas mit Spielen zu tun oder an Meisterschaften teilgenommen haben, und ruft die einfach mal an. Seltsamerweise sind die gar nicht begeistert, unerwartet einen wildfremden Menschen kennenzulernen, der sich in ihrer Spielerunde einnisten möchte. Im besten Fall versprechen sie, sich zu melden, „wenn mal Not am Mann ist“. Aber natürlich melden sie sich nie. Es kann auch passieren, dass man gefragt wird: „Sag mal, bist du der Typ, der heute Vormittag bei meinem Mann im Laden war?“ Dann weiß man, man ist in eine Sackgasse geraten.
Mein großes Glück war, dass parallel zu meinem Umzug nach Göttingen ein neues Spielefachgeschäft in der City eröffnete. Dort ...
aber nein, auch das soll diesmal noch nicht das Thema sein. Das Thema ist Suchen. Nicht Finden. Und im Zuge meiner Suche fuhr ich im Dezember zu einem monatlich stattfindenden Spieletreff nach Kassel.
50 Kilometer durch den Schnee hin und 50 Kilometer durch den Schnee wieder zurück. Um Spiele zu spielen wie TABU, BURP, DIE OSTERINSEL. In Kassel gab es nämlich jeden Monat ein Motto. Und das Motto diesmal war: Partyspiele. Verbunden mit der Ansage: Wir mögen eigentlich keine Partyspiele, aber heute probieren wir sie mal aus. Für mich klang das ganz gut, denn ich mochte Partyspiele ja auch nicht.
Okay, TABU ist über jeden Zweifel erhaben, BURP konnte man auch schmerzlos über sich ergehen lassen, nicht aber DIE OSTERINSEL ... Streng genommen ist DIE OSTERINSEL eigentlich gar kein Partyspiel, was mich aber nicht hinderte, speziell dieses Spiel wirklich überhaupt nicht zu mögen. Denn ich verabscheue Manipulation. Ich mag es nicht, wenn Spieler andere Spieler belabern. Und Belabern ist in DIE OSTERINSEL nun mal das Prinzip.
Als ich von Kassel nach Hause fuhr, geschah dies dennoch in dem Glauben, sicherlich bald wiederzukommen, denn abseits der OSTERINSEL war es ja ein ganz netter Abend gewesen. Wahrscheinlich habe ich mich sogar verabschiedet mit „Bis zum nächsten Mal!“
Aber auch in meinen aktuellen Spieletreffs haben sich schon einige Menschen mit genau diesen Worten verabschiedet und wurden daraufhin nie wieder gesehen, selbst wenn sie das Spielen zuvor sichtlich beschwingt und euphorisiert hatte. Aber – so habe ich es an mir selbst erlebt: Beim nächsten Termin kommt einem etwas dazwischen. Und beim übernächsten Termin kommt auch etwas dazwischen. Und beim dritten Termin findet man das Motto unattraktiv und den Weg so verdammt weit. Und dann ist man irgendwie raus und denkt: Jetzt habe ich sowieso den Anschluss verloren und muss da auch nicht mehr hin.
Und außerdem hatte ich zu dem Zeitpunkt längst Spielerunden in Göttingen. Ich musste nicht mehr 100 Kilometer durch den Schnee gondeln, um Spiele mit echten Kieselsteinen zu spielen.
Fortsetzung folgt.
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Vor 20 Jahren
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2 Kommentare:
Jetzt auch schon hier Fake-News, nur damit der Rubrikname stimmt, willkommen im Postfaktum. ;-)
endlich wieder "vor 20 Jahren" - ich freu mich :)
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