Ich habe festgestellt, dass eine kleine Einführung erfolgt. Kurz gesagt, wollen sie nicht eine andere, denen es irgendein Leid zu verstehen. [Verschlüsselt.]
Wie geht DECRYPTO? Zwei Teams spielen gegeneinander. Jedes sieht vier Begriffe in seinem Sichtschirm vor sich, beispielsweise 1. „Geist“ / 2. „Flasche“ / 3. „Parkplatz“ / 4. „Kalender“.
Der reihum wechselnde Verschlüssler zieht eine Codekarte, die er den anderen nicht zeigt. Nun bildet er seinen Hinweis-Code, der „Cola“ – „Dezember“ – „Auto“ lauten könnte. Und die Teammitglieder erraten nun hoffentlich die Zahlenfolge 2 – 4 – 3.
In der kommenden Runde zieht der nächste Verschlüssler eine Karte und bildet einen neuen Code: „Blatt“ – „leer“ – „Genie“. Gemeint ist 4 – 2 – 1. Da die Gegner alles fein mitnotieren, wissen sie jetzt, dass zu Begriff 2 die Umschreibungen „Cola“ und „leer“ gehören und zu Begriff 4 „Dezember“ und „Blatt“.
Es geht nun gar nicht darum, die Gegnerbegriffe exakt zu erraten. Um zu gewinnen, genügt es, zweimal den Zahlencode richtig vorherzusagen, nachdem der Verschlüssler seine Codewörter bekannt gegeben hat.
Die Informationen verdichten sich von Runde zu Runde. In fortgeschrittenen Gruppen muss man schon etwas kryptischer verschlüsseln als in diesem Beispiel. Aber auch nicht zu kryptisch. Tippt das eigene Team zweimal daneben, ist die Partie verloren.
Und um zu wissen, wie DECRYPTO abläuft, muss man sich jetzt nur noch vorstellen, dass beide Teams parallel verschlüsseln und raten.
Was passiert? Es fällt auf, dass DECRYPTO nicht so leicht zu erklären ist. Genau wie in diesem Artikel mache ich das immer mit Vorführ-Beispielen.
DECRYPTO ist auch nicht so leicht zu spielen. Die Runde muss große Disziplin aufbringen. Während das eigene Team die Umschreibungen den Begriffen zuordnet, darf der Verschlüssler keinen Mucks tun. Kurz darauf ist er aber voll mit dabei, wenn es darum geht, den Gegnercode zu knacken. Anders als von der Anleitung vorgesehen, gehen diese Phasen in den Teams oft durcheinander. Und so habe ich mehrfach erlebt, dass der Verschlüssler schon kommuniziert hat, bevor es erlaubt gewesen wäre.
Das zweite Problem ist die Gültigkeit der Umschreibungen. Mitunter entfernen sich die gewählten Wörter von den Ursprungsbegriffen und beziehen sich stattdessen auf vorherige Umschreibungen. Um regelkonform zu spielen, hilft Spielerfahrung. Ich sehe DECRYPTO deshalb als Kennerspiel.
Anfängerpartien enden oft nach drei, vier Runden. Man macht es den Gegnern zu leicht. Aber die Lernkurve ist enorm. Bald gehen Partien über die volle Distanz (und können sogar ein bisschen langatmig werden). Die Spieler werden kreativer, die Umschreibungen abgedrehter - und irgendwann ... tja, überdreht. Schon zweimal war ich Mitglied eines Teams, das sich in kürzestmöglicher Zeit selber eliminiert hat, weil zweimal hintereinander nicht mal die eigenen Begriffe erraten werden konnten. (Und ich verkneife mir an dieser Stelle eine Bewertung, ob „klein“ wirklich eine geeignete Umschreibung für „Drache“ ist.)
Was taugt es? Bei aller Denkanstrengung macht es Spaß, sich die x-te Umschreibung für immer dasselbe auszudenken. Man freut sich, wenn die Gegner wunderbar im Nebel tappen, weil man sie genau dorthin geführt hat. Und man grübelt und spekuliert, was sich wohl hinter den Begriffen der Konkurrenz verbirgt – mit philosophisch durchaus interessanten Erkenntnissen. Einmal gingen unsere Vermutungen in Richtung „Partnerbörse“. Richtig aber war „Facebook“.
DECRYPTO ist eine gelungene Alternative zu CODENAMES. Wieder werden Wörter geraten. Wieder spielt man in Teams (berät sich, flüstert, fiebert gemeinsam mit, ärgert und freut sich gemeinsam). Dennoch fühlt es sich anders an. Verschwörerischer. Detektivischer. Kriminalistischer. Wie Räuber und Gendarm mit Wörtern. Tatsächlich transportiert DECRYPTO sogar mehr Spionage-Atmosphäre als das nur angeblich von Agenten handelnde CODENAMES.
Allerdings ist die Alternative auch nicht durch und durch gelungen: DECRYPTO spielt sich strenger und fehleranfälliger, es hat nicht die Eleganz von CODENAMES, basiert nicht auf einem ähnlich überragenden, logischen und intuitiven Spielsystem. Dass das Spiel schwer zu erklären ist, schlägt sich auch in der Anleitung nieder. Ihr gelingt das Vorhaben eher schlecht als recht. Und noch schlechter ist das Material. In meinem Spiel sind bereits zwei von vier Sichtschirm-Standfüßen auseinandergebrochen und nicht mehr zu benutzen.
***** reizvoll
DECRYPTO von Thomas Dagenais-Lespérance für drei bis acht Spieler, Scorpion Masqué.
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