Wer zu lange REZENSIONEN FÜR MILLIONEN liest, kann nicht nur schlechte Träume bekommen, sondern eventuell auch glauben, es gäbe nur Nicht-Mitbringspiele. Doch ganz so trostlos ist unsere Welt nun auch wieder nicht. Auf fünf Spiele, die man besser nicht mitbringt, kommt immerhin eins, das doch.
Wie geht THE GAME – FACE TO FACE? Wie THE GAME, allerdings gegeneinander und nur zu zweit. Beide Spieler haben Karten von 2 bis 59 und wollen diese komplett ablegen. Jeder bildet dafür zwei Stapel. Auf einen wird auf-, auf den anderen absteigend gelegt (mit den üblichen Zehnersprüngen). Wer an der Reihe ist, muss mindestens zwei seiner (maximal sechs) Handkarten legen, erlaubt sind auch mehr.
Eine Karte pro Zug darf auf einen der Gegnerstapel gelegt werden, allerdings nur gegen die eigentliche Richtung, also auf absteigenden Stapeln aufwärts und umgekehrt. Mit anderen Worten: Man darf den Stapel des Gegners nur verbessern. Das will man natürlich nicht, doch gibt es Argumente, die diese instinktive Abneigung zu überwinden helfen: 1. Wer nur bei sich legt, darf immer nur zwei Karten nachziehen; wer beim Gegner legt, füllt seine Hand wieder auf sechs. 2. Manchmal geht es schlichtweg nicht anders. Man hilft dem Mitspieler – oder man ist tot.
Was passiert? Man gewinnt, sobald man seine Karten komplett los oder der Gegner handlungsunfähig ist. Man verliert … wenn man Pech hat. – Na klar, das Kartenglück spielt hier eine Rolle. Aber: Na und, es ist eben ein Kartenspiel.
Mit einfachen Mitteln erzeugt THE GAME – FACE TO FACE Zwänge und Dilemmata. Das Spiel setzt Emotionen frei, vor allem wenn das, was mein Mitspieler „freundliche Hilfe“ nennt, mir in Wahrheit kein bisschen hilft: etwa wenn er den aufsteigenden Stapel von 34 auf sagenhafte 33 absenkt und dabei – unwissentlich natürlich – meine schöne Möglichkeit zerstört, zur 24 zurückzuspringen.
THE GAME – FACE TO FACE verläuft nicht immer gleich. Ich kann vorsichtig spielen, um mir langfristig Legemöglichkeiten zu bewahren. Oder ich kann auf Risiko gehen und in meinem Zug so viele Karten raushauen wie nur irgend vertretbar. Und ich interagiere: Dem Tempospieler mache ich die Zahlenräume eng, damit er sich möglichst kaputtspielt. Dem Sicherheitsspieler mache ich ein bisschen Feuer, indem ich hin und wieder drei statt nur zwei Karten lege.
Was taugt es? THE GAME – FACE TO FACE erscheint im gleichen Gewand und ist auf dasselbe Spielsystem aufgebaut wie THE GAME. Doch das Spielgefühl ist anders. Helfen, so dass es dem Gegenspieler nicht hilft, erzeugt diabolische Freude und das immer wieder.
Mitunter kommt es mir so vor, die Spannung baue sich bei 58 Karten pro Spieler etwas zu langsam auf. Ansonsten finde ich hier alles gelungen. Der Verlierer muss sich nicht dumm fühlen, die Konfrontation ist nie böse, THE GAME – FACE TO FACE ist angenehm leichtgängig und kann komplett aus dem Bauch gespielt werden. Trotzdem steht man immer wieder vor Entscheidungen, auf welchen Stapel gespielt werden soll und, wenn man dem Gegner schon helfen muss, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist.
***** reizvoll
THE GAME – FACE TO FACE von Steffen Benndorf und Reinhard Staupe für zwei Spieler, Nürnberger-Spielkarten-Verlag.
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