Mittwoch, 13. Februar 2019

Fuji

„Sie sind mit Ihrer Rezension im Verzug. Überspringen Sie das Einleitungsfeld und ziehen Sie direkt auf LOS.“ – Tja, sorry, da kann man wohl nichts machen …

Wie geht FUJI? Wir laufen weg, weil hinter uns der Vulkan ausbricht. Holt einen von uns die Lava ein, haben wir verloren.
Die Fortbewegung ist ungewöhnlich und komplex. Jeder würfelt hinter seinem Sichtschirm bis zu sechs Würfel. Und entscheidet sich daraufhin für ein Zielfeld auf dem verzweigten Parcours. Es muss innerhalb seiner Reichweite liegen, und das erzielte Würfelergebnis sollte eine gute Chance bieten, das Feld auch betreten zu dürfen.
Denn: Um zum gewählten Zielfeld ziehen zu dürfen, muss mein Würfelergebnis die Kriterien des Feldes besser erfüllen als die Würfelergebnisse meiner beiden Sitznachbarn. Beispielsweise besagt das Feld: Es zählen alle Würfel, die rote Seiten und / oder Fünfen zeigen. Ist die Augensumme meiner roten Würfel und meiner Fünfen 14, die Augensumme meines Nachbarn aber ist 16, muss ich stehenbleiben, kassiere obendrein Schaden und muss womöglich für den Rest der Partie Einschränkungen hinnehmen. Und die Lava kriecht näher.
Zweite Crux: Wir dürfen unsere Würfel nicht vorzeigen, nur drüber reden und dabei keine Zahlen oder Durchschnitte nennen.


Was passiert? Die heiße Lava im Rücken, wird heiß diskutiert: Wo könnte ich hingehen; wo willst du hin? Kommen wir uns mit unseren Würfelergebnissen ins Gehege? Falls ja: Könntest du vielleicht woanders hingehen? Oder ich? Könnte der Einsatz von Ausrüstung helfen? Oder verlassen wir uns aufs Glück? Nach Abschluss aller Gespräche dürfen mache Spieler (abhängig von ihrer gewählten Zugweite) einen oder mehrere Würfel neu werfen. Das kann die erhoffte Verbesserung bringen. Oder die Lage nochmals verschlechtern.

Was taugt es? Die Art, wie sich die Figuren in FUJI bewegen, ist höchst originell und erfordert ungewöhnliche Denkweisen. Mittlerweile nicht mehr ganz so originell ist das Drumherum-Reden-Müssen. Wie es auch bei anderen Spielen dieser Art zu beobachten ist, groovt sich eine Gruppe langsam aufeinander ein, sodass am Ende alle ungefähr dasselbe meinen, wenn sie sagen, ihr Wurf sei für den Nachbarn gefährlich oder ungefährlich.
Doch obwohl die Gruppe in FUJI etwas Originellem begegnet, erlebe ich nicht, dass alle gleich noch einmal spielen wollen. Ich erlebe auch nicht, dass ich selber gleich noch einmal spielen möchte. Und ich glaube, es liegt daran, dass bei allem Rede- und Planungsbedarf in FUJI wenig Sichtbares passiert. Alles spielt sich lange in den Köpfen ab. Das Spiel befindet sich überwiegend in einem vagen Stadium ohne klare Fakten oder neue Informationen.
Das hat den Vorteil, dass sich niemand zum Bestimmer aufschwingen kann und jeder Spieler selber Entscheidungen treffen muss. Es hat den Nachteil, dass viel Aufwand betrieben wird, um am Ende eins, zwei Felder vorwärts zu ziehen. Und dass die ganzen Diskussionen niemals auf den Punkt kommen können. Und manche sich als komplett überflüssig erweisen, weil der anschließende Würfelwurf alles negiert.
Das muss nicht generell schlecht sein, es ist immerhin ungewöhnlich. Aber es ist auch nichts, was bei mir Kribbeln oder Spielspaß auslöst. Es ist eher etwas anstrengend und irgendwann auch nicht mehr so spannend. Ich bin mir deshalb nicht sicher, ob die Sichtschirme wirklich ein Gewinn für FUJI sind oder ob es nicht besser gewesen wäre, noch mehr den kuriosen Zugmechanismus in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Umsetzung von FUJI ist sehr gelungen. Abgesehen von den düsteren und eher nach verschrobenen Sonderlingen als nach übermütigen Abenteurern (oder ist das am Ende dasselbe?) aussehenden Porträts gefällt mir die unübliche Grafik des Spiels bestens. Die Spiel-Charaktere haben unterschiedliche Eigenschaften. FUJI bietet diverse Szenarien und Schwierigkeitsgrade an. Das Spiel macht nichts falsch, ragt aber nicht heraus.


**** solide

FUJI von Wolfgang Warsch für zwei bis vier Spieler, Feuerland.

2 Kommentare:

gutzumerken hat gesagt…

Hm, das deckt sich mit den Eindrücken, die ich an anderen Stellen gelesen habe. Werde ich dann wohl 'skippen', was schade ist , weil Grafik und Grundidee interesanti klingen

Anonym hat gesagt…

Die Illustrationen von Weberson Santiago finde ich auch große Klasse - unverbraucht, einzigartiger Stil. Ich mag (neben den Landschaften und dem tollen Cover, natürlich) auch die verschrobenen Charaktere. :) Für mich trägt das sehr zum "Haben-Wollen" bei.

SpaceTrucker

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