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Wie geht KITCHEN RUSH? Kooperativ betreiben wir ein Restaurant. Gäste kommen in unser Haus und bestellen Gerichte. Wir wieseln durch Vorratskammern und Küche, schaffen die benötigten Zutaten ran und brutzeln sie auf dem Herd.
Das alles findet ohne festgelegte Reihenfolge in Echtzeit statt. Wer etwas tun möchte, stellt seine Sanduhr auf einem der Einsatzfelder ab und führt die zugehörige Aktion sofort durch. Ist der Sand durchgelaufen, darf die Uhr für eine neue Aktion verwendet werden. Jede*r Spieler*in bedient zwei Uhren gleichzeitig. Außerdem sind die Einsatzfelder begrenzt. Es kann Blockaden geben, zum Beispiel am Herd, wenn alle beschließen, erst kurz vor Ultimo mit dem Kochen zu beginnen.
Während wir das alles tun, stoppen wir mit irgendeinem Instrument (nicht beiliegend) die Zeit. Nach vier oder fünf Minuten müssen wir ein bestimmtes Ziel erreicht haben. Welches genau, hängt vom Szenario ab. Acht verschiedene mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad gibt es.
Was passiert? KITCHEN RUSH erzählt zugleich die Geschichte unseres Restaurants. Die Szenarien bauen thematisch überzeugend aufeinander auf: Mit viel Enthusiasmus, aber auch ein bisschen naiv eröffnen wir unser Lokal. Langsam werden wir professioneller, die Gäste zugleich anspruchsvoller. Unsere Einnahmen investieren wir in besseres Equipment. Das ist super gemacht, sehr sympathisch hergeleitet und obendrein perfekt unterstützt durch die Spielplangestaltung: Für neue Szenarien werden bestimmte Segmente des achtteiligen Plans von der A- auf die B-Seite gedreht – und siehe da: Plötzlich hat unser Restaurant auch einen Kräutergarten.
KITCHEN RUSH verlangt von uns gutes Teamwork. Wir müssen uns koordinieren und absprechen, Arbeitsteilung empfiehlt sich. Und schließlich hilft uns auch das Glück, wenn die ankommenden Gäste mit ihren Wünschen ganz gut zu unserem Kontingent an Zutaten, Gewürzen und Tellern passen.
Unweigerlich wird es chaotisch. Sanduhren kippen um, Hände stoßen aneinander. Man übersieht, dass man längst einen Zug machen könnte. Man muss einen Weg zu viel machen, weil die Vorratskammern nicht optimal aufgefüllt wurden. Man nimmt eine Bestellung an, die sich mangels Teller oder Zutaten gar nicht mehr ausführen lässt – was Ressourcen verbraucht und die Gruppenwertung verschlechtert.
Manche Runden spielen da strenger als andere. Das ist eine Frage der Selbstkontrolle und des Eigenanspruchs. Wer einen durch Paragraphendehnung erreichten Erfolg belohnend findet, soll so spielen. Mir würde es auf Dauer keinen Spaß machen. – Womit ich generell beim Spielspaß angekommen bin ...
Was taugt es? Das ähnlich angelegte MAGIC MAZE erlebe ich als interessanter. Obwohl ich dessen Spielgeschichte hanebüchen und das Spiel eher hässlich als hübsch finde.
Doch im Gegensatz zu KITCHEN RUSH erzeugt MAGIC MAZE Emotionen wie zum Beispiel Verzweiflung, weil irgendwer nicht kapiert, dass er dringend ziehen muss. Oder Witz, weil das Redeverbot kuriose Missverständnisse verursacht. KITCHEN RUSH erzeugt lediglich Zeitdruck und Stress. Es ist ein Optimierspiel mit eigentlich simplen Handlungen, die nur deshalb zur Herausforderung werden, weil die Zeit drängt.
Ich habe es in etlichen Gruppen mit KITCHEN RUSH probiert. Nach zwei bis drei Partien kam das Spiel regelmäßig an den Punkt, dass es den Beteiligten genug war. Und KITCHEN RUSH wurde auch nicht mit dem Wunsch eingepackt, es bald wieder auszupacken.
Denn so schön die Geschichte und die Gestaltung auch sind: Das allein reißt es noch nicht raus. Noch mal fünf Minuten weiterzuspielen, ist stets mit Mühen verbunden. Jedes Szenario verlangt gründliche Vorbereitung: Diverses Material muss abgezählt, sortiert und an den richtigen Stellen bereitgelegt werden. Und dies für einen kurzen Moment Spiel, welches sich trotz verschiedener Aufgaben immer wieder ähnlich anfühlt und auch gar nicht ausschließlich nach Spiel, sondern ebenso nach Selbstoptimierung und strenger Rationalisierung eines Arbeitsvorgangs.
**** solide
KITCHEN RUSH von David Turczi und Vangelis Bagiartakis für zwei bis vier Spieler*innen, Pegasus Spiele.
1 Kommentare:
Stimmt alles 100%ig. Einstufung passt nicht ganz zum Text, liest sich eher wie „mäßig“.
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