Sonntag, 9. Mai 2021

CloudAge

Ehrlich: Diesmal gibt es eine Einleitung, doch leider ist sie hinter Wolken verborgen.

Wie geht CLOUDAGE? In einer dystopischen Welt fliegen wir mit unserem Zeppelin die Spielplanstrecke entlang. Auf Stadtfeldern dürfen wir gegen Milizen kämpfen und erhalten bei Erfolg Belohnungen.
Währenddessen bauen wir das Schiff aus. Ein größerer Antrieb hat den Vorteil, schwerer zu überfliegende Spielplanfelder nicht auslassen zu müssen und im Drüberfliegen Ressourcen einzusammeln. Außerdem ist man unterwegs flexibler und dringt schneller in den Bereich vor, in dem die Kämpfe lukrativer werden.
Größere Kampfkraft hat den Vorteil größerer Kampfkraft. Stärkere Milizen zu besiegen, bedeutet höhere Belohnungen.
In jeder der acht Runden fliegen und (wenn gewünscht) kämpfen wir. In dieser Phase kommt das dünne Kartendeck zum Einsatz. Die obersten beiden Karten decke ich auf. Ihre Zahlenwerte bestimmen meine Reichweite (zuzüglich Antrieb) und geben mir Ressourcen. Genügt gegen die Milizen meine Kampfstärke nicht, darf ich kostenpflichtig weitere Karten aufdecken, deren Werte nun addiert werden. Ein Deck mit hohen Zahlen hat also klare Vorteile.

In der anschließenden Spielphase darf ich mein Deck verbessern. Oder ich zahle Rohstoffe, um mein Schiff / meine Fähigkeiten auszubauen. Basisausrüstung steht allen gleichermaßen zur Verfügung. Daneben besitzt jede:r noch Projektkarten, die – ebenfalls gegen Rohstoffe – individuellere Fähigkeiten freischalten. Wähle ich die Option Bauen, erhalte ich zwei Bauaktionen, meine Mitspieler:innen eine.
Diese zum Beispiel aus PUERTO RICO bekannte Art der Mitbeteiligung erleben wir auch, wenn jemand die Option Deckverbesserung wählt. Zur Auswahl stehen Karten in Kartenhüllen, die mit Wolken überklebt wurden. Der mittlere Bereich der Karten ist nicht zu erkennen. Ich entscheide mich für eine der Karten und für eine mögliche Ressource, von der ich hoffe, dass ihr Farbbereich auf der Karte möglichst groß ist.
Beispielsweise wähle ich Wasser. Zeigt sich dann unter den Wolken, dass die Wasserfläche am größten ist, erhalte ich drei Wasser. Im schlimmsten Fall nur eins. Die Karte jedoch bekomme ich in jedem Fall. Auch meine Mitspieler:innen entscheiden sich für eine Ressource und erhalten Einnahmen. Im Optimalfall, wenn in der gewählten Farbfläche ein Symbol zu sehen ist, gewinnt man sogar noch zusätzlich eine Bauaktion oder darf eine Karte aus dem Deck entsorgen.


Was passiert? Wir versuchen in einer limitierten Zahl von Zügen eine Maschinerie ins Laufen zu bringen. Das Luftschiff soll schnell und stark sein, Missionen sollen bis zum Schluss erledigt werden, die nötigen Rohstoffe sollen sich möglichst als Dauereinkommen oder in Nebenaktionen ansammeln. Und natürlich soll die Maschine in Summe die meisten Siegpunkte ausspucken.
Obwohl wir optimieren und mit Rohstoffen haushalten müssen, bewahrt sich CLOUDAGE Lockerheit. Die Kämpfe und das Offenbaren der Wolkenkarten sind Glückselemente; viele Entscheidungen erfordern keine tiefen Rechenoperationen. Dadurch sind die Wartezeiten angenehm kurz, einiges kann parallel abgewickelt werden.
Für die Flugroute habe ich vielleicht zwei sinnvolle Alternativen und muss mich für eine entscheiden. Auch meine Ressourcen geben nur begrenzt viele Möglichkeiten her. Was ich bauen kann, bewegt sich im Rahmen des Erwartbaren. Es gibt Dauereffekte, es gibt Soforteffekte. Alles hilft. Das Spielgefühl ist positiv. Für alle geht’s voran.
Karten unter Wolkenhüllen zu verbergen, ist die erfrischendste Idee in CLOUDAGE. Der Mechanismus initiiert ein Spiel im Spiel. Man versucht aufgrund der erkennbaren Segmente auf den Rest zu schließen, man zockt auf die Anordnung der Symbole. Wer genauer hinschaut und Details erfasst, hat Vorteile. Die Auflösung ist spannend.


Was taugt es? CLOUDAGE ist gut strukturiert, die Abläufe werden grafisch sehr gut unterstützt. Man findet schnell Orientierung. Lediglich die Anleitung stiftet schon beim Spielaufbau Verwirrung.
Neben dem Hüllen-Element gefällt mir vor allem das Karten-Management. Die Projektkarten gewähren Spielräume, um verschiedene Strategien zu verfolgen. Und indem Kartenbauten auch immer mit Karten bezahlt werden, haben selbst unpassende Karten ihren Zweck.
Für mein Empfinden besitzt das Spiel allerdings zu wenig Stoff für Entscheidungsnöte oder gar innere Zerrissenheit. CLOUDAGE fließt angenehm dahin – was auch eine Qualität ist –, aber es erzeugt nicht die Reibung, die mich zu immer neuen Partien hintreibt. So unterhaltsam der Hüllen-Mechanismus auch ist: Er ist Nebensache. Und das Zusammenspiel der Kernmechanismen fühlt sich nicht so sehr anders an als anderswo.
CLOUDAGE lässt sich als Kampagne über mehrere Kapitel spielen, was zusätzliche Karten und neue Details und somit etwas Abwechslung ins Spiel bringt. Man darf aber keine Story erwarten, wie man sie etwa aus Legacy-Spielen kennt. Das Grundkonzept wird lediglich von Partie zu Partie moderat variiert.


**** solide

CLOUDAGE von Alexander Pfister und Arno Steinwender für 1 bis 4 Spieler:innen, nanox games / dlp games.

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