Samstag, 5. Februar 2022

Mille Fiori

Tausend Blumen sagen mehr als eine Einleitung.

Wie geht MILLE FIORI? Wir draften Karten, um sie dann auszuspielen und transparente Plättchen abzulegen. Der Spielplan hat sechs verschiedene Ablege-Bereiche, in denen die Plättchen nach unterschiedlichen Regeln punkten. Die Karten zeigen, in welchen Bereich ich ein Plättchen legen muss, oft ist auch ein bestimmtes Feldsymbol vorgegeben, das ich zu überdecken habe.
Generell ist es erstrebenswert, in einem Bereich alle vorkommenden Symbole abzudecken. Dafür gibt es hohe Punkteboni. Je schneller man ist, desto höher. Ebenso erstrebenswert sind Extrazüge, die sich – nach unterschiedlichen Regeln – in allen Bereichen verdienen lassen. Wer einen Extrazug gewinnt, wählt eine Karte aus der Auslage und spielt sie zusätzlich.
Wie kommen Karten in die Auslage? Nachdem vier Karten gespielt worden sind, wird die fünfte in die Auslage gelegt. Dann beginnt eine neue Runde mit neuen Handkarten.


Was passiert? Jedes Plättchen punktet. In jedem Bereich anders. Mal geht es darum, eine große Fläche mit eigenen Plättchen zu pflastern, anderswo werden die Plättchen pyramidenförmig aufgestapelt, wieder anderswo bilden sie eine Schlange und man will genau dann legen, wenn eine lukrative Punktezahl abgedeckt werden kann. Auf jedem Fall gibt es nach jedem Zug mindestens einen Punkt. Die Punktezähler sind ständig in Bewegung.
Das Ziel sollte natürlich sein, viele Punkte zu machen. Im Flächenbereich bedeutet das, möglichst viele Plättchen zu legen, denn jedes bringt mindestens so viele Punkte, wie die Fläche groß ist. Anderswo zahlt es sich aus, sein Plättchen an die ideale Stelle zu legen, beispielsweise als Spitze der Pyramide, was aber erst geht, wenn die zweite Pyramidenebene vollständig gelegt ist. Man muss also im richtigen Moment an die Reihe kommen und die passende Karte besitzen.
Wer die Runde beginnt, hat den Vorteil, seine Karte exakt planen zu können. Niemand wird in die Quere kommen oder ein Feld wegschnappen. Weiter hinten in der Sitzreihenfolge wird dann häufiger gestöhnt, dass man sich irgendetwas überlegt hatte, was nun nicht mehr klappt. Nicht alle beginnen in MILLE FIORI gleich häufig. Angesichts des Glücksfaktors, den das Spiel ohnehin hat, finde ich diese kleine Unausgewogenheit hinnehmbar.
Draften ist ein inzwischen bewährter Mechanismus, um gute oder schlechte oder sonstwie extreme Starthände auszugleichen und die Spieler:innen über ihr Blatt mitbestimmen zu lassen. Wir haben Entscheidungen zu treffen, schon bevor das Ausspielen beginnt. Wir erleben Zerrissenheit, weil wir uns zwischen mehreren schönen Karten kaum entscheiden können. Wir bangen, dass die erhofften Karten auftauchen. Und wir können das Draften taktisch nutzen, um der Konkurrenz Karten vorzuenthalten.
Das ist auch bei MILLE FIORI so. Aber was ist hier das Neue? Für mein Empfinden ist es die starke Zockkomponente. Beispielsweise im Schlangenbildungsbereich kann ich nicht genau wissen, ob mein Plättchen auf dem Feld mit der Eins oder der Zehn landen wird. Aber ich kann auf die Zehn spekulieren und mir deshalb eine entsprechende Karte sichern. Es kann aber auch passieren, dass mir genau dieses Feld vor der Nase weggeschnappt wird. Ähnliches gilt auch für andere Bereiche.


Was taugt es? Das Zocken ist sowohl bei der Kartenwahl als auch beim Ausspielen spannend. Eine Partie nimmt ein gutes Tempo auf, die Entscheidungsdichte ist somit hoch. Etwas störend ist nur das Handling. Andauernd müssen für irgendwen irgendwelche Punkte abgetragen werden.
Zu einer Partie MILLE FIORI sage ich nicht nein. Das Spiel macht Spaß und ist gut ausgewogen. Welcher Bereich viele Punkte bringt, steht nicht fest, sondern hängt vom Spielverhalten ab.
Mir fehlt jedoch eine klare Unterscheidbarkeit zu anderen Spielen, ein Charakter. Die Abfolge „draften – ausspielen – ausführen“ ist mittlerweile bewährt. Das Thema ist aufgesetzt, die unterschiedlichen Einsetzbereiche folgen rein abstrakten Regeln und stehen beziehungslos nebeneinander. Der einzig erkennbare Bezug zum Thema Millefioriglas sind die transparenten Steine, die auf dem Spielplan ein buntes mosaikartiges Muster ergeben.
Das Material ist gut, die Grafik klar. Die Anleitung allerdings enthielt Fehler, die dazu führten, dass die Karten nicht aufgingen und eine Runde weniger gespielt wurde. Online wurde mittlerweile eine neue Version bereitgestellt.


**** solide

MILLE FIORI von Reiner Knizia für zwei bis vier Spieler:innen, Schmidt.

1 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Mir war dieses inflationäre Punktesammeln zu seelenlos. Ich vermisse den Kniff, die überraschende Option. Schöne Ausstattung, die aber auch nicht über mehr als drei Partien trägt.

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