Sonntag, 20. November 2022

Wald der Wunder

Es wäre auch ein Wunder gewesen.

Wie geht WALD DER WUNDER? Wir bepuzzeln unsere Tableaus. Die Puzzleteile sind Tetrominos, also unterschiedliche TETRIS-Steine der Größe vier. Alle Steine zeigen auf ihren vier Feldern diverse Motive. Es geht nicht nur darum, die TETRIS-Formen passend ins Raster zu legen, sondern auch die Motive auf bestimmte Art anzuordnen.
Beispielsweise sollen (auf der A-Seite der Tableaus) Rosen eine große zusammenhängende Fläche bilden, Pilze in Senkrechten mehrfach vorkommen, Bäume in Waagerechten einen möglichst großen Abstand voneinander haben.
Wer am Zug ist, bestimmt, von welcher Puzzleteilform vier zufällige in den Markt gelegt werden. Anschließend wählen reihum alle Spieler:innen ein Teil, um es bei sich einzubauen. Falls möglich. Falls nicht möglich, endet die Partie.


Was passiert? Wir haben es mal wieder mit einem mehrdimensionalen Puzzle zu tun. Das gewählte Teil soll lückenlos passen, und alle Symbole sollen dazu beitragen, dass ich mehr Punkte gewinne. Voraussichtlich wird das nicht zu hundert Prozent klappen. Deshalb wäre ich auch schon zufrieden, wenn wenigstens einige Symbole Punkte abwerfen. Tja, und wenn selbst das nicht zu klappen scheint, probiere ich herum und herum und noch mehr herum. Vielleicht lässt sich ja wenigstens ein Ablageort finden, der für die Zukunft Optionen eröffnet?
Obwohl wir uns aus einem gemeinsamen Teile-Pool bedienen, spielt sich WALD DER WUNDER solitär. Ich habe genug mit meinen eigenen Problemen zu kämpfen; da werde ich mich nicht noch detailliert in die Tableaus der Gegner:innen eindenken, um abzuwägen, was ich ihnen wegschnappen sollte. Höchstens sehr offensichtliche Dinge wie Rosen ziehe ich mal in Betracht, wenn ich registriere, dass jemand kurz vor der Vollendung eines wertvollen Beets steht.

Man könnte annehmen, es sei eine tolle Idee, destruktiv Puzzleteilformen in den Markt zu werfen, die irgendwer nicht mehr einbauen kann. Meine Erfahrungen damit sind allerdings uneindeutig. Weil es nicht etwa Minuspunkte für leere Felder, sondern für leere Flächen gibt, schade ich anderen womöglich weniger als erwartet. Oder gar mir selbst.
Ohnehin ist die Minuspunkt-Wertung etwas unintuitiv. Während der Partie sammle ich Bonusplättchen, indem ich Spielkarten-Symbole benachbart zueinander platziere. Die ein Feld großen Bonusplättchen setze ich bei Spielende ein, um hässliche Lücken zu füllen. Und noch besser ist es, wenn die (zufällig gezogenen) Bonusplättchen passende Symbole mitbringen. Merke: Bonusplättchen sind super. Aber vergiss es gleich wieder, denn: Jedes Bonusplättchen, das ich am Schluss nicht mehr unterbringen kann, weil ich zu wenige Lücken habe, zählt fett Minuspunkte. So werde ich (zugegebenermaßen in seltenen Fällen) überraschend bestraft.


Was taugt es? WALD DER WUNDER ist schön ausgestattet, allerdings riechen die Materialien beim ersten, zweiten und dritten Auspacken nicht sehr gesund. Die Optik ist an „Alice im Wunderland“ angelehnt, was inhaltlich ohne Belang bleibt, aber immerhin netter ist als eine rein abstrakte Symbolik.
WALD DER WUNDER hat den Reiz, den andere Spiele dieser Art auch haben: Es fordert wiederholt heraus, weil nahezu kein Teil so passt, wie es soll. Jedes Anlegen ist ein Abschätzen und Gewichten, ein Kompromiss. Den Königsweg – oder Herzköniginnenweg, um im Thema zu bleiben – gibt es nicht. Auf der B-Seite der Tableaus gelten ohnehin noch mal andere Punktebedingungen.
Die Regeln sind schnörkellos. Bislang hat noch jede:r verstanden, was zu tun ist. WALD DER WUNDER ist stimmig, jedoch ohne sehr originell zu sein. Das abwechselnde Aussuchen der Formen ist ungewöhnlich, macht aber fürs Spielgefühl keinen großen Unterschied.


**** solide

WALD DER WUNDER von Ikhwan Kwon für eine:n bis vier Spieler:innen, Schmidt.

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