Gäbe es in CHAMPIONS die Kategorie „schreibt lustige Einleitungen“: Ich wäre sofort aus dem Rennen.
Wie geht CHAMPIONS? Acht Prominente tragen ein Quatsch-Turnier aus, wir prognostizieren den Ausgang.
Wer an den Start geht, denken wir uns aus. Wir notieren acht Namen auf Täfelchen. Das können Lebende oder Tote oder auch fiktive Charaktere sein. Wichtig ist nur, dass die Kandidat:innen allen in der Runde bekannt sind.
Wer gegen wen antritt, entscheidet der Zufall. Wir mischen die Tafeln und legen sie in eine Reihenfolge. Welche Disziplinen im Viertelfinale, später im Halbfinale und schließlich im Finale gefragt sind, wird ebenso ausgelost. Dafür gibt es 110 doppelseitige Karten.
Beispielsweise (siehe Foto) könnte es zwischen Donald Trump und Mutter Beimer darum gehen, wer von beiden beim Zählen die Finger benutzt. Wer sich durchsetzt, trifft im Halbfinale auf entweder Snoopy oder Cathy Hummels, und dann entscheidet, wer in der Badewanne Skulpturen aus Badeschaum formt. Den Champion ermitteln wir aus den siegreichen Halbfinalist:innen mit der Fragestellung, wer das eigene Kinn lecken kann.
Anhand der Paarungen und der Kategorien spiele ich das Turnier im Geiste durch und treffe meine geheime Vorhersage. Anschließend stimmen wir über jedes Duell ab. Wer die Mehrheit der Stimmen bekommt, zieht in die nächste Runde ein.
Für die richtige Vorhersage der Sieger:in gewinne ich drei Punkte. Bis zu zwölf weitere Punkte gewinne ich, wenn ich bei Abstimmungen mit der Mehrheit votiere. Das veranlasst mich, thematisch abzustimmen, nicht völlig willkürlich. Und das wiederum veranlasst mich, auch meine Vorhersage thematisch abzuwägen.
Was passiert? Ich habe noch keine emotionslose Partie erlebt. Irgendwas ist immer amüsant. Mich jedenfalls erfreut die Vorstellung, dass Donald Trump Skulpturen aus Badeschaum formt. (Ich wünschte sogar, er täte nichts anderes.) Und das Nachdenken darüber, wer von zwei Kandidat:innen sich eher das Kinn lecken kann, lässt mich kichern. Viele der Kategorien finde ich sehr gut ausgewählt. Sie sind skurril-witzig, aber zum Glück nicht platt, primitiv anzüglich oder unangenehm moralisierend.
Die Punktewertung ist der Gruppe im Bestfall ziemlich egal. Die Ausbeute kann stark auseinanderklaffen. Habe ich mich auf Mario Barth als Sieger festgelegt und stimme im Finale somit für ihn, doch er unterliegt, gehen mir von den 15 möglichen Rundenpunkten auf einen Schlag sieben durch die Lappen.
Gleichstände können in CHAMPIONS ein Problem sein. Nicht, weil sie nicht geregelt wären, sondern im Gegenteil weil durch einen Farbcode schon vorab klar ist, welche Kandidat:in dann in die nächste Runde einzieht. Das kann in kleiner Besetzung dazu führen, dass man nur in den klaren Fällen thematisch abstimmt und ansonsten stur die Kandidat:in mit der stärkeren Tiebreaker-Farbe wählt. Taktisch mag das schlau sein, für mein Empfinden mindert das aber den Spielreiz.
Was taugt es? CHAMPIONS ist originell und auf gute Weise albern. Ich mag so etwas und wollte CHAMPIONS deshalb unbedingt eine Rezension gönnen. Als Partyspiel hat es den Vorteil, dass man nichts vorführen oder können muss. Das senkt die Hemmschwelle.
Allzu viele Fans habe ich trotzdem nicht rekrutieren können. Vielen ist es dann doch zu wenig Anforderung und zu wenig Eigenbeteiligung. Kaum jemand sagt hinterher, es war doof – aber den nachhaltigen Wunsch, CHAMPIONS bei Gelegenheit erneut zu spielen, habe ich selten vernommen.
Man könnte annehmen, CHAMPIONS müsse ein tolles Spiel sein, um Nichtspieler:innen anzufixen. Aber leider nein. Nach meiner Erfahrung lehnen sie derartige Spiele erst recht ab, weil sie sie in ihrer Meinung zu bestätigen scheinen, wie sinnfrei unser Hobby doch ist.
Am besten aufgehoben scheint mir CHAMPIONS in einer größeren Gruppe, die Spielen als etablierten Teil einer gelungenen Abendgestaltung betrachtet, aber nebenbei auch quatschen und lachen möchte.
**** solide
CHAMPIONS! von Grégoire Largey, Frank Crittin und Sébastien Pauchon für drei bis acht Spieler:innen, Repos Production.
2 Kommentare:
Eine Detailregel von Champions fand ich interessant bis irritierend: Vor einer geheimen Abstimmung soll nicht darüber diskutiert werden, welcher Kandidat denn warum gewinnen könnte oder sollte. Sondern erst danach.
Das hat in meinen Spielrunden dazu geführt, dass beim Aufdecken der Kategorie ein verhaltenes aber stummes Schmunzeln die Runde machte, teils wissende Blicke ausgetauscht wurden, aber ansonsten eben ein für ein Partyspiel unnatürliche Stille vorherrschte. Erst nach der Stimmenauswertung lösste sich der aufgestaute Gesprächsbedarf, warum man wie abgestimmt hatte und warum das die Mitspieler ganz anders sehen.
Insgesamt kam (eventuell auch dadurch?) Champions in meinen diversen Runden leider nur mittelmässig an. Für Eurogamer war der Einfluss zu gering. Für Partyspieler waren die auferlegte Schweigephasen zu lang.
Also ich hab selten ein so doofes Spiel gespielt und würde tatsächlich lieber nichts spielen als nochmal Champions! Und das will was heissen.
Kommentar veröffentlichen
Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.