Ich kann auch nicht jedes Mal eine Einleitung aus dem Ärmel schütteln.
Wie geht SHAKE THAT CITY? Wir bauen auf sechs mal sechs Felder großen Tableaus Städte mit Wohnvierteln, Geschäften, Parks, Fabriken und Straßen. Jede Plättchensorte punktet auf andere Weise. Parks sollten neben Wohnvierteln oder Fabriken liegen, Geschäfte möglichst im Stadtzentrum, aber sie benötigen einen Straßenanschluss, Wohnhäuser sollen keinesfalls an Fabriken angrenzen ...
Ein mechanischer Pappapparat (der „Shaker“) spuckt jede Runde zufällige neun Holzsteine aus, fein geordnet als Raster der Größe drei mal drei. Steine gibt es in fünf unterschiedlichen Farben, manche häufiger, andere seltener. Jede Farbe steht für einen der fünf Bebauungstypen.
Die Startperson wählt zuerst eine der Farben und muss entsprechend viele zugehörige Gebäudeplättchen in die eigene Stadt legen – und zwar in exakt derselben Anordnung, wie die Klötze aus dem Shaker herausgekommen sind. Wählte ich im Bildbeispiel Blau, müsste ich vier blaue Geschäfte in jeweils zwei parallelen Zweiergruppen bauen. Wählte ich Grau, dürfte ich ein graues Straßenplättchen auf irgendein freies Feld meiner Stadt legen.
Alle anderen Spieler:innen wählen nun ebenfalls eine Farbe und legen die Plättchen. Die Wahl der Startperson ist für alle Nachfolgenden tabu.
Das spielen wir 15 Runden lang und rechnen am Ende die Punkte aus. Neben den fünf Gebäudearten punkte ich auch für korrekt gefüllte Reihen und Spalten. Welche Vorgaben da jeweils gelten, losen wir zu Spielbeginn aus. Beispielsweise sollen in die erste Spalte sechs beliebige Gebäude, in die zweite sollen mindestens vier schwarze Fabriken. Und so weiter.
Was passiert? SHAKE THAT CITY ist ein Mehrpersonen-Solitärspiel. Bin ich nicht selber Startspieler, warte ich ab, welche Farbe zuerst genommen wird, und analysiere dann, welche der übrigen mir am besten in den Kram passt. Wir spielen gleichzeitig, und was die anderen tun, beeinflusst mich nicht.
Auf welche Gebäudesorten ich abziele, ist teilweise Geschmackssache. Man kann mit jeder Farbe ordentlich punkten. Je weiter das Spiel fortschreitet, desto mehr Zwänge und Notwendigkeiten ergeben sich allerdings: Geschäften fehlt noch eine Straßenanbindung, Wohnblocks laufen Gefahr, dass nebenan Fabriken entstehen.
Solche Legeunfälle passieren, weil ich gezwungen bin, eine Farbe zu wählen, und zwar eine, von der ich sämtliche Plättchen wie vorgegeben verbauen kann. Und weil mein Tableau immer voller wird, passt von den hingeschüttelten Farben vielleicht nur noch eine einzige – die muss ich nun nehmen. Und womöglich an einen idiotischen Ort legen.
Diese Zuspitzung macht das Spiel im Finale spannend. Wer will, kann Risiko vermeiden und – um am Ende flexibler zu sein – anfangs lieber Farben mit wenig Plättchen wählen. Weil man aber nicht weiß, was der Automat ausspuckt, kann Vorsicht auch nach hinten losgehen. Womöglich kriege ich im Finale wenig Material und meine Stadt bleibt zu leer.
Was taugt es? SHAKE THAT CITY ist ein strukturiertes Spiel mit sehr klaren Abläufen. Die Übersichtstafeln klären alle Fragen. Die Punktwertungen und Wechselbeziehungen der Plättchen sind thematisch schlüssig.
Wie gut der Shaker funktioniert, hat mich überrascht. Klar, es bleibt auch mal ein Klötzchen stecken, und dann muss man die Maschine noch einmal bedienen. Aber im Regelfall bekommt man neun zufällige und sehr akkurat aufgereihte Holzsteine. Müsste man die Farbvorgabe mit gemischten Karten herstellen oder indem man Würfel aus einem Beutel zieht: Man verlöre bald die Lust.
Im Grunde trägt der Shaker das komplette Spiel. Er ist sogar faszinierender als die Legeaufgabe – die völlig in Ordnung ist, vor allem dank ihrer Reduziertheit aufs Nötigste. Aber sie folgt Ideen, die auch schon in anderen Stadtbauspielen beackert wurden.
Mechanisch originell finde ich, dass man anders als in anderen Legespielen nicht nur jeweils ein Plättchen bekommt, sondern oft gleich mehrere und die in einer vorgegebenen Anordnung. Das verleiht SHAKE THAT CITY auch Puzzle-Charakter. Die Idee ist interessant, aber trotzdem nicht so umwerfend, dass SHAKE THAT CITY im Vergleich zu den vielen anderen Legespielen herausragt.
Daran ändern auch das alternative Tableau (Stadt am Meer) und das enthaltene Modul nichts, obwohl ich es natürlich sehr begrüße, dass die Autoren Varianten mitliefern. SHAKE THAT CITY ist für mich ein typisch solides Spiel. Mit einem tollen mechanischen Gerät.
**** solide
SHAKE THAT CITY von Mads Fløe und Kåre Torndahl Kjær für eine:n bis vier Spieler:innen, Board Game Circus / AEG.
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