Bei diesem Titel traue ich mich keine Einleitung. Denn wer hasst sie nicht, diese unsäglichen Leute, die mit endlosem Begrüßungs-Blabla nur den Laden aufhalten, statt endlich mal zum Punkt zu kommen?
Wie geht KOMM ZUM PUNKT? Wir spielen kooperativ und erraten, während die Sanduhr läuft, Wörter wie „Schaukel“, „Nabelschnur“, „Speisekarte“, „Kreuz“ oder „Mallorca“. Immer abwechselnd eine Person rät, alle anderen kennen das Lösungswort und wollen die Rateperson hinführen.
Dazu formulieren wir gemeinsam (und inklusive der Rateperson) Sätze. Reihum sagen wir Wort für Wort. Oder „Punkt“ – worauf die nächste Person einen neuen Satz beginnt. Unser Ziel ist, dass die Rateperson a) das Lösungswort erahnt und b) auch noch genau dann an die Reihe kommt, wenn dieses Wort in den Satz passt. Im Bestfall entsteht eine schöne Vorlage wie: „Inzwischen“, „waren“, „alle“, „Deutschen“, „da“, „Punkt“, „Die“, „Mittelmeerinsel“, „heißt“ „natürlich“ …
Das erste Wort des ersten Satzes ist übrigens zufällig von einer Spielkarte vorgegeben. Sonst hätte man sicherlich nicht mit „Inzwischen“ angefangen. Aber genau das macht die Aufgabe lustig.
Was passiert? Manche Begriffe flutschen gut. Entscheidend sind clever gewählte Schlüsselwörter wie „Mittelmeerinsel“. Allgemein tauchen aber doch mehr Schwierigkeiten auf, als man denken würde: Die nächste Person setzt den Satz ganz anders fort, als man sich das vorgestellt hätte. Man sitzt baff da und fragt sich, was die oder der andere sich bloß gedacht hat. Das Spiel stockt, weil manche im Kopf durchspielen, was die nächsten zwei, drei Personen idealerweise sagen müssten. Was sie dann vielleicht leider nicht tun.
Es entstehen Nonsens und Kauderwelsch. Es entstehen grammatisch fragwürdige Bandwurmsätze, weil aus irgendwelchen Gründen niemand „Punkt“ sagt. Die Gruppe kreist um das Thema des gesuchten Begriffs, schafft es aber nicht, den Satz so zu timen, dass die Rateperson das Lösungswort einfügen könnte. Und manchmal sagt die Rateperson dann die Lösung, obwohl es grammatisch gerade kein bisschen passt.
Vermutlich wegen genau solcher Schwierigkeiten gibt es eine weitere Regel: Komme ich als Beschreibender an die Reihe und könnte an meiner Stelle des Satzes das Lösungswort sagen, darf ich klopfen. Das tue ich in der Hoffnung, dass die Rateperson längst ahnt, worum es geht. Kann sie den Begriff nun nennen, ist die Runde ebenfalls gewonnen.
Was taugt es? Die Probleme sind einerseits lustig. Bei KOMM ZUM PUNKT habe ich viel gelacht. Ich erinnere mich an eine Situation, als schon das zweite Wort des ersten Satzes so schräg war, dass ich keine Idee hatte, wie man daraus überhaupt noch einen gültigen Satz bilden könnte, geschweige denn einen, der zum Lösungswort führt. Das war denkwürdig.
Oft habe ich die Probleme aber als spielerisch unbefriedigend empfunden. Da half mir auch nicht der Gedanke, dass es ja ein Partyspiel ist, bei dem man kulant sein sollte. Und dass es mehr um den Spaß und weniger um die Grammatik geht. Gerade in kooperativen Spielen nehme ich es mit den Regeln genau, sonst fühlt es sich für mich wie Schummeln an. Und in KOMM ZUM PUNKT ist es meinen Gruppen auffallend oft nicht gelungen, die Regeln einzuhalten.
Ich hadere obendrein mit der Punktwertung. Es zählt einen Punkt, wenn der Begriff gefunden wird, indem die Rateperson ihn an der richtigen Stelle des Satzes platziert. Es zählt aber zwei Punkte, wenn der Begriff gefunden wird, nachdem jemand klopft. Um den Highscore zu erreichen, müsste man also grundsätzlich klopfen. Macht man das nie, erreicht man bestenfalls die mittelgute Wertung „Nicht schlecht“. Dabei dachte ich, es sei die eigentliche Aufgabe, dass die richtige Person das richtige Wort an der richtigen Stelle sagt.
Die Idee von KOMM ZUM PUNKT finde ich grandios. Und viele, denen ich das Spiel erklärt habe, waren schon vor Spielbeginn sehr begeistert und in froher Erwartung, was passieren würde. Für meine Begriffe konnte das Spiel die Erwartungen nie ganz einlösen, aber womöglich sehe ich das zu eng. In meinen öffentlichen Spielerunden gehörte KOMM ZUM PUNKT in der vergangenen Saison zu den Favoriten.
**** solide
KOMM ZUM PUNKT von Ralf zur Linde und Klaus-Jürgen Wrede für zwei bis viel mehr Spieler:innen, Denkriesen.
2 Kommentare:
Witzigerweise beobachte ich die von dir geschilderten Probleme nur in meinen Vielspielerrunden. Mit meinen Töchtern oder Eltern, wird mehr drauflosgespielt und das ist nicht nur nicht stockend oder schummelig, es ist auch erfolgreicher :-)
Warte mal … habe ich irgendetwas übersehen oder überlesen? Seit über zwei Jahrzehnten gibt es „Teamwork“, das exakt diese Spielidee hat (auch wenn dort immer nur zwei Leute für den Rest der Gruppe einen Erklärsatz bilden und der Satz ständig, ohne Punkt, weitergeführt werden muss). Es wird in allen meinen Runden heißgeliebt - besonders, wenn man eine der Sonder-Editionen, etwa Teamwork Religion spielt (und sich als religiös unbeleckter Mensch wundert, wie viele Begriffe man tatsächlich kennt).
Auch dieses Spiel hat keine besondere Schöpfungshöhe, denn exakt dieses Spielchen konnte man in der Anfangszeit des Privatfernsehens in mindestens einer Spielshow schon bewundern.
Wundert mich aber doch, dass das hier keine Erwähnung findet.
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