Vermutlich habe ich noch niemals die Anleitung von MONOPOLY gelesen. Und das Spiel trotzdem Dutzende Male und noch häufiger gespielt. Ein Freund brachte mir MONOPOLY bei, und das einzige Detail, das uns in der Anleitung interessierte, war die genaue Stückelung des Startkapitals. Man nahm da nicht einfach drei Zehntausender und legte die lieblos ab. Nein, nein, nein! Die Startgeldverteilung wurde zelebriert. Schön säuberlich schichteten wir die einzelnen Sorten auf dem Teppichboden vor uns auf: Einmal 10.000, sechsmal 2.000, viermal 1.000, dreimal 400, zehnmal 200, siebenmal 100 und fünfmal 20. In Summe 30.000. Ich kann das noch heute herunterbeten.
Ein etwas intensiverer Blick in die Regel hätte uns vielleicht erkennen lassen, dass wir MONOPOLY völlig falsch spielten. Erst später erfuhr ich beispielsweise, dass man ganze Straßenzüge besitzen muss, um dort bauen zu dürfen. Wir hingegen bauten, sobald wir wollten. Und weil wir mit dem Wort „Hypothek“ nichts anfangen konnten, gab es keine Hypotheken. Überhaupt war uns der gesamte untere Teil der Grundstückskarten zu komplex, weshalb wir der Einfachheit halber (und idiotischerweise) die Mietkosten auch als Baukosten zahlten. Ein Hotel auf der Schlossallee kostete demnach schlappe 40.000 DM und war aus diesem Grund eine Rarität. Das Spiel funktionierte trotzdem bestens, und das Hantieren mit den vielen bunten Scheinen beschäftigte uns stundenlang.
Blöd war nur, dass wir, wenn andere Mitspieler dazukamen, diesen immer erst die richtigen Regeln (also unsere) beibiegen mussten. Einmal war eine Schulfreundin da und sie setzte eine schadenfrohe Variante durch: Wer nicht bemerkt, dass jemand auf seiner Straße steht, hat Pech gehabt! Sobald gewürfelt wird, verfällt der Mietanspruch. Meinem Kumpel wäre das beinahe passiert. Er wollte schon würfeln, konnte sich erst im allerletzten Moment so eben noch bremsen und rief voller Entsetzen: „Halt! Brrr! Wieher! Stopp!“
31 Jahre dürfte das nun her sein, doch dieses Zitat hat sich in mein Hirn eingebrannt. So war also die Jugendsprache 1979. Und schon immer mal wollte ich dieses „Halt! Brrr! Wieher! Stopp!“ in einem Artikel unterbringen. Jetzt endlich ist es mir gelungen.
So sah mein MONOPOLY aus: http://www.ils.unc.edu/~sharalyn/inls461/monopoly.jpg
Mittwoch, 26. Mai 2010
Als ich noch kein Spieler war (2): Monopoly
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3 Kommentare:
Klasse! Das weckt Erinnerungen. War das eigentlich bei uns allen früher so? Und sind die heutigen Familienspiele da nicht schon viel zu kompliziert? Naja egal, ich spiele Monopoly auch heute noch gerne -aber dann doch lieber nach den richtigen Regeln. :)
Jau, geht mir auch so - vor allem das mit der Anfangs-Geldverteilung.
Wir haben übrigens auch ohne Hypotheken (dafür aber mit korrekten Bauregeln) gespielt, wenn das Bargeld nicht mehr ausreichte, haben wir die "Schulden" aufgeschrieben. Und so war dann auch unser Hausregel-Spielende: das Spiel endete immer dann, wenn ich mehr als 100.000 Mark Schulden bei meinem Kumpel hatte. Er gewann jede Partie - und ich meine mich zu erinnern, mich noch nicht einmal gefragt zu haben, wie...
Die nervigste - und hier in der Gegend am weitesten verbreitete - falsche Hausregel in anderen Spielrunden war (und ist warscheinlich bis heute), alle Strafgelder aus Ereigniskarten, "Gefängnis frei" etc. nicht in die Bank zu bezahlen, sondern in die Mitte des Spielbretts. Diesen "Topf", der auf unglaubliche Summen anwachsen konnte, "gewann" man beim Betreten des Feldes "Frei Parken". Auf diese Weise kam immer mehr Geld ins Spiel als abfloss, und das Ganze zog sich natürlich noch unendlicher, als normales MONOPOLY eh schon...
Nostalgisch verklärte Grüße,
Maddin =:-)
Klasse, so in Erinnerungen zu schwelgen. Maddin, Du hast nicht zufällig mit mir gespielt? ;-)
Denn auch wir haben natürlich ohne Hypotheken gespielt - wusste sowieso keiner, was das bedeutet - und Schulden machen bis zum geht nicht mehr, war so in wie heute in der EU. :-)
Bezüglich der Hausregel mit den Strafgeldern in der Mitte des Spielplans meine ich mich erinnern zu können, das so irgendwann mal in der Spielregel als Variante gelesen zu haben. Kann mich nach all den Jahren jetzt aber auch täuschen ...
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